Salomo Friedländer

(Mynona)

1871 - 1946

                                                               ð Hundert Bonbons (100)

ðIn alte Schläuche taugt kein neuer Wein...

ðGealtert fühlte sich Professor Faust...

ðVor unverkennbar echter, wahrer Größe...

ðTrefft ihr im Felde einen bereits ältern...

ðDie Magd ersehnt des Bräutgams Wiederkunft...

ðEin Missionar sucht Diener

ð“Oh Tochter,“ seufzt der milde Greis, „Adagio“

ðEin Mädchenhändler, vollgestopft mit Barem...

ðDer Anarchist bewohnt die Zitadelle...

ðBeim Kaffee hört ich neulich (mit Zichorie)...

ðIch saß mit meinem rembrandbraunen Flausch...

ðAn schwarzer Kammerwand lehnt schräg ein Sarg...

ðDer Diplomat beschreitet den Salon...

ðReseda duftet frisch im Wintergarten...

ðDer Greis stellt nach der jungen Katherine...

ðIn roter Kammer grausam ragt der Henker...

ðArzt Doktor Lehmann saß an seinem Pult...

ðIm Dom erschallt ein feierlich Tedeum...

ðEin Graf bewarb sich um ein Bauernmädchen...

ðDer Lehrer Knille prüft die kleinen Schüler...

ðIm Parlamente brüten achtzig Männer...

ðDrei schöne Mädchen tanzen splitternackt...

ðIm Maleratelier tief nachts erscheint...

ð’ne Jungfrau ist ein süßes Stückchen Fleisch...

ðJadwiga war die schönste aller Fraun...

ðDie Sonne lockt viel Leute auf die Gassen...

ðAdele hieß die lustge Gouvernante...

ðHerr Doktor Müller, Regierungsassessor...

ðDer dicke Bürger weint gern in der Nacht...

ðDer heitre Greis trinkt gern Kamillentee...

ðDu sollst nicht immer so ein Mäulchen machen...

ðUm Mitternacht verlangte ein Besessner...

ðGelenkig und bildschön, ein Akrobat...

ðEin Glatzengent bedient sich der Perücke...

ðSchrill dröhnt durchs Land die grause Kriegsdrommete...

ðDer Fürst von X verreist incognito...

ðSusanne wandert nach dem Badezeltchen...

ðHerr Prokurist sitzt über der Agende...

ðKeusch lebt ein Eremit auf seiner Insel...

ðDie alte Dame klagt mit gellem Schrei...

ðEin Nönnlein promenierte auf dem Anger...

ðEin Zuchthäusler mit mannhafter Erbittrung...

ðEin Mädchen wähnt, mit sittsamer Beschämung...

ðDie reiche Muhme ißt so gern Konserven...

ðBeständig (selbst im Schlaf) hat ‚ne Zigarre...

ðIm Sonnengold ein lebensmüder Kauz...

ð(Nicht jegliche Affäre ist alltäglich)

ðAus Äpfeln macht man gerne Apfelmus...

ðDie Bergbesteigerin bedroht ein Föhn...

ðZwei Bübchen schwänzen alleweil die Schule...

ðEin Graf, verschwenderisch, die Wangen fahl...

ðOb Jungfrau hast du einen lieben Schatz...

ðIch stieg zu Pferde just um Mitternacht...

ð“Ich bin noch klein, und doch schon so verliebt“

ðMechthild ergötzt sich in der Badewanne...

ðFast vierzig Jahre lang verachtet (herzlos)...

ðViel Unglück hat ein Mann mit Namen „Emil“...

ðDer Edelmann geht rüstig ins Bordell...

ðBanalewitsch Kitschinek Trivialinski...

ðDer Totengräber schnarcht im Kabinettchen...

ðAdam und Eva naschen gerne Äpfel...

ðEs lebte einst (ich glaub’, in Kapua)...

ðEin bunter Trichter hangt vom Mond hernieder...

ðDer Satan autelte zur Residenz...

ðEs war einmal ein sonderbarer Schwärmer...

ðIn einer Höhle, die noch niemand kannte...

ðIn einem Märchenland thront ein Mandrill...

ðIhr Herz versetzen wollte Emeline...

ðDer Ehring glitschte Karln in die Kloake...

ðDem Grab entstieg ein liederlich Skelett...

ðDrei Königsleichen, sauber balsamiert...

ðEin Indermädchen naht sich der Barriere...

ðDas Leben hatte arg mich durchgewalkt...

ðIn Mareus schätze deinen besten Wächter...

ðEs schleicht der Mörder sich auf sachten Sohlen...

ðHand an der Hosennaht, streng katatonisch...

ðMynona dezitiert Herrn Kritikruer...

ðDie heilge Schnauze auf den Papst gerichtet...

ðSchon wallt das Blut mir rascher in den Adern...

ðIm deutschen Vaterlande gibt’s (Gottlob!)...

ðWer ist das? Liebevoll sind seine Backen!

ðIn Deutschland gibt es ´nen Ironiker...

ðPhilosophiere nicht, Naturmensch Haeckel!

ðFast göttlich ist der schöne Theodor...

ðWeißt du, wie man die Welt zum besten halte?

ðDer dunkle Gang hat gut versteckte Fallen...

ðDer Greis am Bodensee (nah Mesmers Reiche)...

ðEs war einmal ein König von Judäa...

ðTrenko patrollo! Harden-kerr olele...

ðUnd nie begreif ich, warum Menschen lachen!

ðTraut nicht gewissen dienstbeflissnen Herrchen!

ðSehr ordinär scheint mir der Name „Onkel“...

ðJa! Unter Sozis gibt es arge Schälke...

ðJa! Betet nur! Es hilft! Erbaut auch Kirchen...

ðDer Tod ist nie gemütlich; zwar mitunter...

ðEuropa war ‚ne alternde Kokette...

ðA: „Hoch auf den Schichten menschlicher Gesellung“

ðB: „Ich will’s schon lassen, aber sei dein Blick“...

ðWas gibt’s für Narren doch auf dieser Erden!

ðIch bin das hundertste Bonbon. Addio...

 

 

& Hartmut Kircher: Deutsche Sonette

 

 

 

 

 

 

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