Hermann Allmers                  Waldeinsamkeit

1821 – 1902

O zaubergrüne Waldeseinsamkeit,

Wo alte, dunkle Fichten stehn und träumen,

Wo klare Bächlein über Kiesel schäumen

In tief geheimer Abgeschiedenheit.

 

Nur Herdenglockenlaut von Zeit zu Zeit,

Und leises Säuseln oben in den Bäumen,

Dann wieder Schweigen wie in Tempelräumen,

O zaubergrüne Waldeseinsamkeit! –

 

Hier sinkt des Erdendaseins enge Schranke,

Es fühlt das Herz sich göttlicher und reiner,

Als könnt es tiefer schauen und verstehen.

 

Da löst sich manch unsterblicher Gedanke;

Woher das kommt, das ahnet selten einer, -

Es ist des Weltengeistes nahes Wehen.

 

 

 

 

Hermann Allmers                  Bergeseinsamkeit

1821 – 1902

Allein auf stiller Bergeshöh’ zu liegen,

Tief unten Wald und Strom und grüne Auen,

Hoch über sich den Himmelsdom, den blauen,

An den sich wieder blaue Berge schmiegen;

 

Und in Gedanken dann sich einzuwiegen,

Das Herz voll Hoffnung, Liebe und Vertrauen,

Und goldne Wunderschlösser zu erbauen,

Die märchenschön aus tiefer Seele stiegen; -

 

So hab’ ich’s gern, o das ist Seligkeit!

Es wird das Herz so jung, so rein, so weit,

Als wollt’s die ganze Welt in Lieb’ umfangen,

 

Und all’ die niedre Erdenpein vergeht,

Vom Himmelshauche wird das Herz durchweht,

Vom Himmelslichte ist es aufgegangen.