Ich stand am See, mit harten
Eiskristallen
Hatt’ ihn bedeckt des rauhen
Winters Wüthen;
Schneeflocken, aufgeweht vom
Winde, sprühten
Von Baum und Strauch, auf die
sie leicht gefallen.
Es schützte Schnee der Erde
dunkle Hallen,
Daß unverletzt die Keime
zarter Blüthen
Zu neuem Leben wieder einst
erglühten,
Geweckt vom süßen Lied der
Nachtigallen.
So mag auch mir im Herzen Ruhe
walten,
Das treulos Glück und Liebe
jetzt verließen,
Bis freundlicher die Tage sich
gestalten.
Nicht ewig wird das Glück sich
mir verschließen,
Und wird es einst sich wieder
mir entfalten,
Dann mögen neu der Liebe Rosen
sprießen!
Die Thaulust weht aus südlich
milder Zone
Belebend warm hinauf zum
rauhen Norden;
Das alte Laub, das längst
schon dürr geworden,
Verdrängt die Knospe von des
Baumes Krone.
Schon grüßen wieder mit
bekanntem Tone
Die muntern Vöglein aus dem
Sängerorden,
Bald jauchzt der Mai in
hallenden Accorden
Und Wald und Fluren dienen ihm
zum Throne.
So weht auch ihr, betrübter
Zeiten Reste,
Wie dürre Blätter fort, dem
Wind zum Raube,
Was weilt ihr noch am frohen
Frühlingsfeste?
Schon paart sich girrend hier
die Turteltaube,
Die kleinen Sänger tragen dort
zu Neste
Und Freude sprießt empor im
dürren Laube.
Du sprichst von Liebe mir und
ew’ger Treue,
Die nimmermehr dein reiner
Sinn gebrochen,
Und doch verschwindet nicht
des Herzens Pochen,
Es glückt mirnicht, daß ich
die Furcht zerstreue.
So düster, wie nach böser That
die Reue,
Liegt jedes Wort auf mir, das
du gesprochen;
Unmöglich ist’s, daß, wie vor
wenig Wochen,
Ich sorglos deiner Liebe mich
noch freue.
Da sagtest du noch nichts von
heißem Lieben,
Doch ward es mir durch jede
That verkündet,
Ein Blinder hätte dich
verstehen müssen.
Ich zweifle jetzt bei deinen
heißen Küssen;
Wohl wird mein Herz durch
deine Gluth entzündet,
Doch weiß ich nicht, ob du mir
treu geblieben.
Die Rosen blühn, den Sommer zu
verkünden.
Der Frühling will durch ihre
Pracht uns zeigen,
Ihm sei der Blumen schönste noch
zu eigen,
In ihr ein Angedenken sich zu
gründen.
Da wird es still in Wald und
Felsenschlünden,
Der Nachtigallen holde Lieder
schweigen –
Doch bald wird früher auch der
Tag sich neigen,
Mich meinem Mädchen früher zu
verbünden.
Drum fort mit trüben,
wehmutvollen Klagen!
Es blühn ja, süße Düfte zu
verbreiten,
Die Rosen auch in heißen
Sommertagen.
Und, freundlich durch das
Leben uns zu leiten,
Erblühn, wenn warm und treu
die Herzen schlagen,
Der Liebe Rosen uns in allen
Zeiten.