Theodor Apel            

 

Ich stand am See, mit harten Eiskristallen

Hatt’ ihn bedeckt des rauhen Winters Wüthen;

Schneeflocken, aufgeweht vom Winde, sprühten

Von Baum und Strauch, auf die sie leicht gefallen.

 

Es schützte Schnee der Erde dunkle Hallen,

Daß unverletzt die Keime zarter Blüthen

Zu neuem Leben wieder einst erglühten,

Geweckt vom süßen Lied der Nachtigallen.

 

So mag auch mir im Herzen Ruhe walten,

Das treulos Glück und Liebe jetzt verließen,

Bis freundlicher die Tage sich gestalten.

 

Nicht ewig wird das Glück sich mir verschließen,

Und wird es einst sich wieder mir entfalten,

Dann mögen neu der Liebe Rosen sprießen!

 

 

 

 

 

 

Theodor Apel

 

Die Thaulust weht aus südlich milder Zone

Belebend warm hinauf zum rauhen Norden;

Das alte Laub, das längst schon dürr geworden,

Verdrängt die Knospe von des Baumes Krone.

 

Schon grüßen wieder mit bekanntem Tone

Die muntern Vöglein aus dem Sängerorden,

Bald jauchzt der Mai in hallenden Accorden

Und Wald und Fluren dienen ihm zum Throne.

 

So weht auch ihr, betrübter Zeiten Reste,

Wie dürre Blätter fort, dem Wind zum Raube,

Was weilt ihr noch am frohen Frühlingsfeste?

 

Schon paart sich girrend hier die Turteltaube,

Die kleinen Sänger tragen dort zu Neste

Und Freude sprießt empor im dürren Laube.

 

 

 

 

 

Theodor Apel

 

Du sprichst von Liebe mir und ew’ger Treue,

Die nimmermehr dein reiner Sinn gebrochen,

Und doch verschwindet nicht des Herzens Pochen,

Es glückt mirnicht, daß ich die Furcht zerstreue.

 

So düster, wie nach böser That die Reue,

Liegt jedes Wort auf mir, das du gesprochen;

Unmöglich ist’s, daß, wie vor wenig Wochen,

Ich sorglos deiner Liebe mich noch freue.

 

Da sagtest du noch nichts von heißem Lieben,

Doch ward es mir durch jede That verkündet,

Ein Blinder hätte dich verstehen müssen.

 

Ich zweifle jetzt bei deinen heißen Küssen;

Wohl wird mein Herz durch deine Gluth entzündet,

Doch weiß ich nicht, ob du mir treu geblieben.

 

 

 

 

 

 

Theodor Apel

 

Die Rosen blühn, den Sommer zu verkünden.

Der Frühling will durch ihre Pracht uns zeigen,

Ihm sei der Blumen schönste noch zu eigen,

In ihr ein Angedenken sich zu gründen.

 

Da wird es still in Wald und Felsenschlünden,

Der Nachtigallen holde Lieder schweigen –

Doch bald wird früher auch der Tag sich neigen,

Mich meinem Mädchen früher zu verbünden.

 

Drum fort mit trüben, wehmutvollen Klagen!

Es blühn ja, süße Düfte zu verbreiten,

Die Rosen auch in heißen Sommertagen.

 

Und, freundlich durch das Leben uns zu leiten,

Erblühn, wenn warm und treu die Herzen schlagen,

Der Liebe Rosen uns in allen Zeiten.