Die Wolke wandelt traurig und
alleine,
Und einsam ist der Sturmwind
in der Wüste,
Der Palmenbaum im Wellenschlag
der Küste,
Das Heil’genbild im stillen
Altarschreine,
Des Herbstes letztes Blatt im
Eichenhaine,
Die Mondesstrahlen auf des
Todten Büste,
Der schwarze Sarg auf dunklem
Prunkgerüste,
Der tiefe Schlummer unterm
Leichensteine,
Der Sterbende auf seinem
blut’gen Schilde,
Die Muschel auf des Meeres
ödem Grunde,
Und einsam ist der Aar im
Schneegefilde,
Der krank’ in stiller Kammer
und der Schmerz,
Und einsam ist die
mitternächt’ge Stunde:
Doch ist das Einsamste ein
Menschenherz.
Und all’ die jugendlichen
Glanzgestalten
Mit schönen Augen,
weichgelockten Haaren,
Mit Stirnen, die des Frohsinns
Spielplatz waren,
Mit Lippen, die so süß den Kuß
vergalten,
Und Stimmen, die mit
Zauberallgewalten
Verlockt mich in unzählige
Gefahren:
Wohin sind jene anmuthreichen
Schaaren?
Vorüber, wie des Stromes Wogen
wallten!
Vorüber auch mit jenen
Jugendlichen
Ist meiner Jugend Rosenkranz
erblicken,
Der Frühling schwand mit
seinem Blüthenkranz;
Doch strahlt ein warmer Sommer
mir im Innern,
Denn meines Herzens seliges
Erinnern
Umgiebt die Schönen mit
verklärtem Glanz.
Ich werde nie die Stunde mehr
vergessen,
Als du die Hand zum Abschied
mir gegeben,
Da schwand der Lenz hinweg aus
meinem Leben,
In Trümmer sank, was ich so
froh besessen.
Ein Weh fühlt ich mein Herz
zusammenpressen,
Mein ganzes Sein im tiefsten
Grund erbeben,
Mein letzter Wunsch, des
Herzens einzig Streben:
Ein tiefer Schlaf im Schatten
der Cypressen.
Des Lebens buntverwirrtes
Gaukelspiel
Erscheint mir wie des
Mimmenschanzes Hohn,
Der kalt vorüberzieht an
meinen Wegen;
Und todesmüde sehn ich mich
ans Ziel
Und horche bang, um bei dem
letzten Ton
Der Spielenden mich matt zur
Ruh zu legen.