Lorenz Diefenbach                Was frommt des einen Lebens schmale Bahn?

1806 – 1883                                        Was frommt es mir, auf einem Strom zu schiffen,

Der, kaum entflohn des engen Ufers Riffen,

Mich untertaucht im ew’gen Ozean?

 

Es drängt sich eine Welt zu meinem Kahn,

Ich muß nicht angeln erst mit List und Kniffen,

Sie fleht und sehnet sich, von mir ergriffen,

Mein Eigentum zu sein, mir untertan!

 

Ich darf sie nicht erfassen! Ihre Wucht,

Sie zöge schnell den schwachen Kahn hinab.

Zum ruhigen Genuß winkt keine Bucht,

 

Zur toten Ruhe nur das Wogengrab.

So schiff ich in tantalischem Entsagen,

Zu schwach, des Lebens reichtum zu ertragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lorenz Diefenbach                Es kommt die Zeit, wo Wanderstraßen reichen

1806 – 1883                                        Bis zu der Pole lang verborgnen Küsten,

Sich grüßen die Oasen aller Wüsten,

Nichts unentdeckt blieb in der Erde Reichen.

 

Wird dann der Forschung Geist die Segel streichen,

Nicht mehr sie zu Columbus-Zügen rüsten?

Der Menschheit Heros tatenlos in Lüsten

Omphales seiner Sehnen Kraft zerweichen?

 

Äronaute, schiffe dann zu Sonnen

Auf Wegen, die kein Argonaute suchte!

Laßt springen der Saharen tiefe Bronnen,

 

Daß ihre Flut den wüsten Sand befruchte!

Sind keine Welten übrig zu entdecken,

So lädt das Chaos, neue zu erwecken.