Carl Friedrich Drollinger          An den Herrn Rahtsherr Brockes

1689 – 1742                                        über dessen Irdisches Vergnügen In GOTT

 

O Geist! der unsern Geist mit holder Macht bezwingt;

Der Lust und Grauen schafft, vergnüget und erschrecket;

Der etwas Göttliches in unsrer Brust erwecket,

Wenn sein unsterblich Lied der Gottheit Ruhm besingt.

 

Du deckst die Wunder auf, mit welchen wir umringt.

Die Blindheit hatte lang den Sterblichen verstecket,

Was nun der Schöpfer Dir, und Du der Welt entdecket;

Was uns allhier bereits des Himmels Vorschmack bringt.

 

Wolan, erhabner Brocks! Du hast ein Werk vollführet,

Das hier der erden Kreis, und dort die Engel, rühret,

das schon die Seligen an deinen Schall gewöhnt.

 

Geneuß der schätze lang, die Gott uns hier geschenket,

Bis, wenn dein greises Haupt zur Ruhe sich gesenket,

Ein ewig Lied von Dir in Davids Harfe töhnt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Carl Friedrich Drollinger          An den Herrn Pfarrer Spreng

1689 – 1742                                        über dessen im Jahr 1724. zu Basel gehaltene Rede

                                                               Von Verbesserung der deutschen Sprache in der Schweitz

 

Ich sah Helvetien in Gram und Unmuht sinken,

Als durch sein weites Land, zum Vorwurf unsrer Zeit,

Fast keinem Dichter mehr ein deutsches Lied gedeiht.

Wie, sprach Es, wollt ihr nie aus eignen Quellen trinken?

 

Soll nur Athen und Rom euch eure Lieder schmincken?

Wird doch ein deutscher Mund verhöhnet und entweiht,

Dem ein besiegtes Volk die waichen Worte leiht,

Und dessen Schätze stets in fremdem Schmucke blinken.

 

Es kam Ihm dieser Schimpf ganz unerträglich vor.

Wie aber schaute nicht Helvetien empor,

Als seines Sprengen Kiel zu seiner Hülf erschienen!

 

Es rief: O werter Sohn! der seine Sprache krönt,

Weil noch ein Heldenlied um meine Berge töhnt,

Soll dein Gedächtniß auch in stetem Ruhme grünen.

 

 

 

 

 

 

Carl Friedrich Drollinger          Auf einen verstiegenen Poeten

1689 – 1742

Welch flammenschwangrer Schall der lärmenden Trompeten,

Welch grasses Angstgestöhn benebelt mein Gehör!

Der Trommel schwarzer Klang entbrennt je mehr und mehr,

Und macht den bangen Wall von blasser Furcht erröthen.

 

Der Stücke Donner brüllt, gleich düstern Blutcometen;

Die Häuser sind entseelt, die Tempel Athem-leer.

Es wimmelt überall der Leichen reges Heer,

Und führt ein Klaggeschey von Jammer, Mord und Tödten.

 

Ich schau die arme Stadt, wie sie von Thränen glüht;

Wie ihr zerstücktes Volk vor ihrem Würger flieht,

Und eine Wüsteney die öde Gegend drücket.

 

Verirrter Dichter, halt mit dem betrübten Spiel!

Der ungeheüre Sturm, der deine Stadt befiel,

Hat auch dein blödes Haupt getroffen und verrücket.