1689 – 1742 über
dessen Irdisches Vergnügen In GOTT
O Geist! der unsern Geist mit
holder Macht bezwingt;
Der Lust und Grauen schafft,
vergnüget und erschrecket;
Der etwas Göttliches in unsrer
Brust erwecket,
Wenn sein unsterblich Lied der
Gottheit Ruhm besingt.
Du deckst die Wunder auf, mit
welchen wir umringt.
Die Blindheit hatte lang den
Sterblichen verstecket,
Was nun der Schöpfer Dir, und Du
der Welt entdecket;
Was uns allhier bereits des
Himmels Vorschmack bringt.
Wolan, erhabner Brocks! Du
hast ein Werk vollführet,
Das hier der erden Kreis, und
dort die Engel, rühret,
das schon die Seligen an
deinen Schall gewöhnt.
Geneuß der schätze lang, die
Gott uns hier geschenket,
Bis, wenn dein greises Haupt
zur Ruhe sich gesenket,
Ein ewig Lied von Dir in
Davids Harfe töhnt!
1689 – 1742 über
dessen im Jahr 1724. zu Basel gehaltene Rede
Von
Verbesserung der deutschen Sprache in der Schweitz
Ich sah Helvetien in Gram und
Unmuht sinken,
Als durch sein weites Land,
zum Vorwurf unsrer Zeit,
Fast keinem Dichter mehr ein
deutsches Lied gedeiht.
Wie, sprach Es, wollt ihr nie
aus eignen Quellen trinken?
Soll nur Athen und Rom euch
eure Lieder schmincken?
Wird doch ein deutscher Mund
verhöhnet und entweiht,
Dem ein besiegtes Volk die
waichen Worte leiht,
Und dessen Schätze stets in
fremdem Schmucke blinken.
Es kam Ihm dieser Schimpf ganz
unerträglich vor.
Wie aber schaute nicht
Helvetien empor,
Als seines Sprengen Kiel zu
seiner Hülf erschienen!
Es rief: O werter Sohn! der
seine Sprache krönt,
Weil noch ein Heldenlied um
meine Berge töhnt,
Soll dein Gedächtniß auch in
stetem Ruhme grünen.
1689 – 1742
Welch flammenschwangrer Schall
der lärmenden Trompeten,
Welch grasses Angstgestöhn
benebelt mein Gehör!
Der Trommel schwarzer Klang
entbrennt je mehr und mehr,
Und macht den bangen Wall von
blasser Furcht erröthen.
Der Stücke Donner brüllt,
gleich düstern Blutcometen;
Die Häuser sind entseelt, die
Tempel Athem-leer.
Es wimmelt überall der Leichen
reges Heer,
Und führt ein Klaggeschey von
Jammer, Mord und Tödten.
Ich schau die arme Stadt, wie
sie von Thränen glüht;
Wie ihr zerstücktes Volk vor
ihrem Würger flieht,
Und eine Wüsteney die öde
Gegend drücket.
Verirrter Dichter, halt mit
dem betrübten Spiel!
Der ungeheüre Sturm, der deine
Stadt befiel,
Hat auch dein blödes Haupt
getroffen und verrücket.