1609 – 1640
Fleug, feuchter Zefir, aus,
fleug, wie nach deiner Floren
du jetzt noch pflegst zu tun. Such meinen Aufenthalt,
Ob er bei deinem ist, durch diesen Tannen-Wald.
Such, wie du deine hast, so hab ich sie verloren.
Such sie, und sag ihr das in ihre leise Ohren:
Dort ist er, der dich wünscht, du Göttliche Gestalt:
Dort ist er, der dich hofft. Erfreust du ihn nicht bald,
So hat er seinen Ort zum Grabe schon erkoren.
Nimm sie, so bald sie will, in deinen Blumenschoß,
daß keine trübe Luft auf meine Schönheit stoß',
und helle sie in dich, und laß es niemand wissen.
Hier wart' ich, meine Post, ich warte mit Begier,
dich bald zu nehmen an, mit tausend Göttern hier;
Sie, meiner Augen-Trost, mit hunderttausend Küssen.
1609 - 1640
Prinzessin deines Reichs, die
Hollstein Mume nennt;
Du wahre Freundin du, durch welcher Gunst wir wagen,
was Fürsten ward versagt, und Kön’gen abgeschlagen,
den Weg nach Aufgang zu. Wir haben nun erkennt,
wie sehr dein freundlichs Herz in unsrer Liebe brennt,
die Treue wollen wir mit uns nach Osten tragen,
und bei der Wiederkunft in unsern Landen sagen,
das Bündnis ist gemacht, das keine Zeit zertrennt.
Des frommen Himmels Gunst die müsse dich erfreuen,
und alles / was du tust / nach Wunsche dir gedeihen.
Kein Mars und kein Vulkan dir überlästig sein.
Nimm itzo dies Sonnet. Komm ich mit Glücke wieder,
So will ich deinen Preis erhöhn durch stärkre Lieder,
daß deiner Wolgen Schall auch hören soll mein Rhein.
1609 – 1640
Seid mehr als sehr gegrüßt,
Ihr Nymphen dieser Enden,
Ihr weiches Wasser-Volk; Und du auch, edler Fluß,
O unser später Trost, empfange diesen Gruß,
und nimm die Männer an, die dir die Zimbern senden.
Die sind es, die sich dir zu nutzen nach verpfänden.
Nimm, Gastfreund, nimm sie auf, und sicher' ihren Fuß,
Daß, was sich hat verschwor’n zu schaden, fallen muß;
Sie an dein Astrakhan mit Sicherheit anländen.
dies Schiff, das Venus selbst, nach ihrer Muschel liebt,
auf daß der große Mars auch selber Achtung gibt,
befiehlt sich deiner Gunst. Gebeut, daß kein Kossacke,
kein Wilder sich erkühnt, das Volk zu fallen an.
Daß Raub und Unheil sich von deinen Ufern packe.
Wer sie betrüben wird, der hat es Gott getan.
1609 - 1640
Ja Mutter es ist war. Ich habe
diese Zeit,
die Jugend mehr als faul und übel angewendet.
Ich hab' es nicht getan, wie ich mich dir verpfändet.
So lange bin ich aus, und denke noch so weit.
Ach Mutter zürne nicht; es ist
mir mehr als Leid,
der Vorwitz dieser Mut hat mich zu sehr verblendet.
Nun hab' ich allzuweit von dir, Trost, abgelehnet,
und kann es ändern nicht, wie hoch es mir auch reut.
Ich bin ein schwaches Boot ans große Schiff gehangen,
muß folgen, wie und wenn, und wo man denkt hinaus.
Ich will gleich oder nicht. Es wird nichts anders draus.
Indessen meine nicht, O du mein schwer Verlangen,
Ich denke nicht auf dich und was mir frommen bringt.
Der wohnet überall, der nach der Tugend ringt.
1609 – 1640
Wie kan ich ohne Haß, dich,
Dulkamara lieben,
du bitter-süße du? Bald bist du gar zu gut.
Bald, wenn ein schlechter Wahn ersteiget deinen Mut,
So steht mein naher Tod um deine Stirn geschrieben.
So lange hast du nun dies Spiel mit mir getrieben.
Sag', ob dir meine Pein denn also sanfte tut?
Ob dich mein Frohsein schmerzt; so weiß ich, teures Blut,
daß ich bei Lust und Not die Maße mehr muß üben.
Wär' ich, wie du gesinnt; so könnt' auch ich, wie du,
bei gleichem Mute sein inzwischen Müh' und Ruh,
inzwischen Leid' und Lust bei einem Herzen stehen.
So, weil ich standhaft bin, weichst du ohn’ Unterlaß.
Wie kann es anders sein? Ich muß zu Grunde gehen,
durch dich, gehaßtes Lieb, durch dich, geliebter Haß.
1609 – 1640
Itzt
hab ich, was ich will und was ich werde wollen.
Du
Wohnhaus meines Geists, der als zu einer Tür
itzt
ein, itzt aus hier geht; ihr güldnen Pforten ihr,
die
auch die Götter selbst um Schöne neiden sollen;
ihr
hohen Lippen ihr, die ihr so hoch geschwollen
von
feuchter Süße seid, itzt hab ich eure Zier,
das
Wesen, das man selbst dem Leben setzet für,
dem
täglich wir ein Teil von unserm Leben zollen.
Ihr
Bienen, die ihr liegt an Hyblens süßen Brüsten
und
saugt die edle Milch, den Honigreif mit Lüsten,
hier,
hier ist mein Hymett. Kommt, fliegt zu mir herein.
Seht,
wie das hohe Tun, das treffliche, das starke,
das
der Mund meinem gibt, sich regt in Seel und Marke!
Ach
daß mein ganzer Leib doch nichts als Mund sollt sein!
1609 - 1640
O Du drei- viermal mehr
glückseliger als ich!
Der du der Liebsten Glanz in deinem Auge trägest,
und selbst zu lieben sich das schöne Kind bewegest,
daher sie nur wird stolz, sieht weit hin über mich,
Gibt ihre Gunst ihr selbst, und achtet mehr auf dich,
Indem du bist bemüht, und höchsten Fleiß anlegest,
daß du dich, wie sie sich, an allen Gliedern regest,
durch dich schaut sie sich an, und redet selbst mit sich.
Du rechtes Freudenwerk von früh an bis zu Nachte,
wie mach' ich’s, daß ich sie doch einmal so betrachte,
als wie du allzeit tust? So mein' ich kann es geh’n,
Versuch es einen Tag, und gönne mir dein Glücke.
Und daß ich wieder gleich in ihre Blicke blicke,
So laß dies Auge hier an deine Stelle steh’n.
1609 - 1640 Daß es
Ihm unmöglich sei, ihr zu teile zu
werden.
Wie bitter mir es wird, wie
hart ich bin verletzet
daß, weiße Kandie, ich dich verlassen muß.
Ach, das ist viel zu schwer, als daß dir der Verdruß
in diesem kurzen Brief kann werden aufgesetzet.
Mein Mund ist von der Zeit mit Tränen noch genetzet,
als ich zu dir sprach: Schatz, das ist der letzte Gruß.
Und du mein süßer Trost, mir gabest einen Kuß,
der mich auch itzund noch betrübet und ergötzet.
Ach schöne straf mich nicht, und gib mir keine Schuld.
Du kennst mich um und an. Rat deiner Ungeduld,
um die ich kranker mich zu Tode noch betrübe.
Laß mich, dieweil ich muß. Schau, was mich von dir reißt.
Und sei mit dem vergnügt, in dem du wahrlich weißt
daß ich, O Schwester, dich mehr, als die Liebste liebe.
1609 – 1640
Ist’s so, Makarie, als wie mir
wird gesagt;
du sollst, so balde du die Post von mir verstanden,
daß Ich enthalten sei in weit entlegnen Landen,
da es sechs Stunden eh', als in den unsern tagt.
Dich haben über mir von Herzen sehr beklagt,
So gar auch, daß du dich samt meiner Salibanden
zu Bette hast gelegt, und ungescheut der Schanden
Oft öffentlich von mir, Ich weiß nicht was gefragt.
Dies habest du so oft, so lang und viel getrieben,
Bis daß du endlich ganz darüber bist geblieben.
Ist’s so, Makarie, Exempel einer Gunst,
die Tod und Leben trutzt, so muß ich mich zwar kränken,
hoch über deinen Fall, doch einer solchen Brunst
nicht minder auch mit Lust zu aller Zeit gedenken.
1609 - 1640
Erhöre meine Not, du aller Not
Erhöhrer,
Hilf Helfer aller Welt, hilf mir auch, der ich mir
selb-selbst nicht helfen kann; ich suche Trost bei dir.
HERR, du hast Rat und Tat. Dich preisen deine Lehrer,
wie du es denn auch bist, für einen Glaubensmehrer.
Ich bin desselben leer. Hier steh' ich, Ich steh' hier.
Erfülle mich mit dir und deines Geistes Zier.
Er ist es, Er dein Geist, der rechte Glaubensmehrer.
Arzt, Ich bin krank nach dir. Du Brunnen Israel,
dein kräftig’ Wasser löscht den Durst der matten Seel'.
Auch dein Blut, Oster-Lamm, hat meine Tür errötet,
die zu dem Herzen geht. Ich steife mich auf dich
du mein Hort, du mein Fels. Belebe, Leben, mich.
Dein Tod hat meinen Tod , Du Todes Tod, getötet.
1609 – 1640
Du
aber, edler Geist, gedenkst noch nicht zu gläuben,
was
mein getreuer Mund dir oft und viel verspricht.
Herz, hör
es doch einmal, weil ich bin bei dir nicht,
so
kann ich nicht vorbei, ich muß es an dich schreiben.
Du
bist die Liebste noch und wirst die Liebste bleiben.
Ob das
Verhängnüs gleich uns voneinander bricht
und
gönnet uns nicht uns, so bleibt doch unser Pflicht,
solange
werden stehn des runden Himmels Scheiben.
Bezwinge
dich durch dich und fall dir selbsten bei.
Gedenke
meines Eids und sei des Zweifels frei,
des
Zweifelns, das, Lieb, dich mit diesem Trauren plaget.
Ich
will dein Treuer sein, dieweil ich werde sein.
Willst
du denn über dies noch haben einen Schein,
so
frag die Liebste selbst, ich habs ihr oft gesaget.
1609 - 1640
Fließt, fliest so, wie Ihr tut,
Ihr zweier Brunnen Bäche.
Fließt ferner, wie bisher mit zweimal stärkrer Flut.
Fließt, wie ihr habt getan, und wie ihr jetzt noch tut,
daß ich mich recht an der, die euch erpresset, räche.
Fließt immer, Nacht und Tag,
ob sich ihr Sinn, der freche,
der Feind-gesinnte Freund, das hochgeherzte Blut,
das mich um dieses haßt, dieweil ich ihm bin gut,
durch eine Stetigkeit und große Stärke breche:
Die Tropfen waschen aus den festen Marmelstein.
Das weiche Wasser zwingt das harte Elfenbein.
Auch Eisen und Demant muß feuchten Sachen weichen.
Fließt ewig, wie ihr fließt. Es ist ja möglich nicht,
daß einst der harten nicht ihr fleischerns Herze bricht,
das lange keinem Stahl' und Steine sich mag gleichen.
1609 – 1640
Der schöne Namens-Tag der
Liebsten ist erschienen;
die Anmut macht mich froh, die aus der halben Nacht
ganz wie die Lilien-Milch, und Blut der Rosen lacht,
mit Safran angemischt. Ihr müsset euch erkühnen,
zu wagen einen Gang, ihr funkelnden Rubinen;
Eilt, eh das schöne Kind von ihrer Ruh' erwacht,
und sehet wie ihr euch an ihren Finger macht?
So wird ihr sanfter Schlaf zu eurem Vorteil dienen.
Geht, bindet sie also, wie aber? wollt ihr nicht?
wie werdet ihr so blaß um euer Angesicht'?
und was verstellt ihr euch in sterbende Gebärden?
Ist’s etwa, daß ihr meint, wo sie schon sei erwacht,
ihr möchtet schamrot steh’n für ihrer Lippen Pracht,
und des Gold bleiches Blei für ihren Augen werden?
1609 – 1640
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch
unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.
Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren;
nimm dein Verhängnis an. Laß alles unbereut.
Tu, was getan muß sein, und eh man dir's gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.
Was klagt, was lobt man noch? Sein Unglück und sein
Glücke
ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,
und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite Welt und alles untertan.
1609 – 1640
Du
durch die Laster selbst so weit berufner Hügel,
dem
Phöbus alles Haar hat um sein Haupt versengt,
da
keine Dryas sich zu wohnen unterfängt,
wie
auch kein menschlichs Mensch, kein Wild und kein Geflügel,
halt
itzo noch nicht an der Mörder strenge Zügel,
die an
dich Tanais, dein böser Nachbar, strengt,
der
dieses Stromes Raub an seine Tannen hängt,
laß
sie ziehn ab und zu mit freiem vollem Bügel.
Vollführt
der Höchste das, was er durch uns fängt an,
so
soll besäet stehn dein nie gepflügter Plan,
der Platz
sein eine Stadt, verwahrt mit Tor und Riegel.
Alsdenn
so laßt uns sehn, was ein Kosake kann
und ob
die Wolge stets sei Räubern untertan.
Der
Himmel gibt uns selbst hierüber Brief und Siegel.
1609 – 1640
1609 – 1640
1609 – 1640
Mich hat der erste Tod dem
andern zugeführt:
Das schöne Bild ist weg, mit
dem ich war geziert;
der erste fremde Fall hat mich
auch umgerissen,
der Höllen schwere Hand mich
tötlich wund geschmissen,
so daß mein schwacher Geist
sich weder kennt noch rührt
aus sich und von sich selbst,
ja täglich neu gebiert
was ich beweinen muß mit
starken Tränen-Güssen.
Wie kömmts denn, daß du kömmst
und kehrest zu mir ein,
o selge Heiligkeit, in mich
verdammte Sünde?
O Leben, in den Tod? Ach, daß
ich das verstünde!
Doch tu du, was du willst; ich
will dir willig sein.
Sag, Hölle, was du willst, es
ist fürwahr erlogen.
Die Seligkeit selb-selbst ist
in mich eingezogen.