Johann Gottlieb Fichte          Wenn dir das innre Götterwort wird spruchlos,

1762 – 1814                                        Verblasset auch die äußerliche Spürung:

Was dich umgibt, verlieret die Verzierung,

Was von dir ausgeht, ist nur schnöd und ruchlos.

 

Die Blüte deines Lebens steht geruchlos,

Was andre leitet, das wird dir Verführung,

Denn du bist außerhalb des Alls Berührung;

Und so wird dir der äußre Laut auch spruchlos;

 

Das innen Tote glänze noch so scheinsam,

Doch treibt dich fort zu ungemess’ner Wehmut –

Die unaufhaltsam schon dich griff – die Brandung.

 

Drum bleib ich in mir selber still und einsam

Und pflege fort in kindergleicher Demut

Das Unterpfand der einst’gen frohen Landung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Johann Gottlieb Fichte          Was meinem Auge diese Kraft gegeben,

1762 – 1814                                        Daß alle Mißgestalt ihm ist zerronnen,

Daß ihm die Nächte werden heitre Sonnen,

Unordnung Ordnung und Verwesung Leben? –

 

Was durch der Zeit, des Raums verworrnes Weben

Mich sicher leitet hin zum ew’gen Bronnen

Des Wahren, Guten, Schönen und der Wonnen,

Und ihm vernichtend eintaucht all mein Streben?

 

Das ist’s: Seit in Uraniens Aug’, die tiefe,

Sich selber klare, blaue, stille, reine

Lichtflamm’, ich selber still, hineingesehen;

 

Seitdem blieb dieses Aug’ mir in der Tiefe

Und ist in meinem Sein – das ewig Eine,

Lebt mir im Leben, sieht in meinem Sehen.