1546 – 1590 Etlich
Sonnet
I.
In dem haus, spricht man,
stehts nicht wol
Und muß gewiß was böß gemanen,
Wann die henn kreht über den
hanen,
Da sie doch dafür gachsen soll
Zu leuchtern iren eierstoll:
Also wie viel mehr muß es hön
In einem regiment dann stehn:
Welchs größer ist und sorgen
voll:
Wann die henn wil die hanen
füren:
Da muß sie die gewiß
verführen:
Dann ist es wider die natur,
Das das schwecher das sterker
führt,
Das unzierlichst das
zierlichst ziert:
Welch ungleicheit dient zur
aufrur.
II.
Dann iedes rechtes regiment
Soll gleichsam gstimmt sein
wie die seiten,
Die sich all in einander
leiten.
Wann aber auf dem instrument
Die gröbst seit sich von
andern trennt
Und wolt nicht mit in stimmen
ein,
Sondern derselben exlex sein,
Da ist die music schon
geschendt;
Also wann auch in königreichen
Das weiser soll dem albern
weichen
Und, das nicht herschen sol,
wil gbieten
Da nemen solche regiment
Oder ein enderung oder end,
Dann uneins hirten nicht wol
hüten.
III.
Wie ir dann solchs in
Frankreich secht,
Da nur ein florentinisch henn,
Ein alte seit und faule senn,
Die Gallos und das
hanengschlecht
Wil zu Capaunen machen
schlecht,
Und aus den Galliern Galliner,
Aus freien Franken
frauendiener,
Aus musicseiten sennengflecht:
Darum weil sich die rein
quintseiten
Nicht nach dem alten
trumscheit leiten,
Und der han sich seins kams
ermant,
Und nicht die henn zum meister
leidt,
So sicht man heut ein solchen
streit
Die henn zu treiben in irn
standt.
IV.
dann welches schreit aus
seinem stand,
Dasselb zerreißt das
menschlich band,
Schafft unwill und groß
misverstand,
Und verunruhigt statt und
land,
Weil hochmut findet
widerstand:
Darum gott alles recht
erschuf,
Ein jedes geschlecht in seim
beruf,
Den mann dapfer mit rat und
hand,
Das weib blöd, still zu der
haushaltung
Und ie stiller ist ir
verwaltung
Ie besser ist dieselb
bestellt:
Dann ins haus ghört kein
rechten, fechten:
Es wird sonst böses garn sich
flechten:
Sondern aufs rathaus und ins
feld.
V.
Und wie es eim mann übel
steht,
Wann er sich weiber gscheft
annimt:
So übel es sich auch gezimt,
Wann ein weib mannsgscheft hie
tet,
Der mann ein Gret, das weib
als nöt,
Wann Sardanapalus wil spinnen,
Semiramis die land gewinnen:
Welchs tirannei ist allzu
schnöd,
So die leut machet
widersinnig:
Drum list man vom Egipten
könig,
Der, das er sein volk weibisch
schafft
Ließ menner tun der weiber
gscheft,
Weber anmassen mennerkreft,
Damit keins behielt sein
eigenschaft.
VI.
Solchs tat er, weil er sich
befart,
Sein volk möcht in um tirannei
Bekriegen, sich zu machen
frei:
Übt aber nicht auch solche art
Die königin, wie man erfart
Die, das man nicht irm mutwill
steur,
Ausrotten wil die mannschaft
teur:
O da wehrt all, so tregt ein
bart.
Gleichwol sag ich nicht, das
nicht auch
Ein weib mög herschen nach
landsbrauch,
Fürnemlich wann sie in irm
stat
Pflegt der menner rat und
that:
Dann solches man noch lieber
hat,
Als herrn, die weiber han zu
rat;