Sonett-Forum

Normale Version: Ella Wheeler Wilcox: Abelard and Heloise 05
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
If in those hours when soul and body mated
In that wild passion which may not endure--
If in those hours so fervent and so fated,
I loved you with emotions not all pure,
Yet even then the mortal man was never
So dear as was the grandeur of his heart.
And now I love you, and shall love forever,
Though earthly joys no more may play their part.
Since in the cloister I am shut with reason,
Persuade me with devotion to remain.
In our communion there can lurk no treason;
You caused my sorrows, now relieve my pain.
At your command I chose this hated lot:
Console me sometimes, with a spoken thought.

Auch in der Zeit als Herz und Leib sich fanden
in Leidenschaft, die nie mehr leben kann,
als Glut und Schicksal uns zusammenbanden,
ich dich zu irdisch liebte, war der Mann
aus Fleisch und Blut doch nie das höchste Gut.
Ich war um deines Herzens ganz dein eigen,
und lieb dich so auf ewig, voller Glut,
abseits der Welt, wo diese Freuden schweigen.
Da ich nicht mutwillig hier eingeschlossen bin,
lehr mich in Frömmigkeit hier überdauern,
denn zum Gebet reicht der Verrat nicht hin.
Nur lindere den Schmerz, denn ich leb hier
auf dein Geheiß in den verhassten Mauern -
So sprich von Zeit zu Zeit ein Wort mit mir.
Ella Wheeler Wilcox

The Love-Letters of Abelard and Heloise 05


Part I

Heloise an Abelard

V

Wenn Leib und Seele in der Leidenschaft
vereint gewesen sind, die uns nicht blieb,
in jenen Stunden, heiß und schicksalhaft,
als ich dich nicht ganz tugendsam geliebt,

so mir der körperliche Mann doch nimmer
so teuer wie sein Herzensadel war.
Nun lieb ich dich, und liebe dich für immer,
stellt Erdenglück auch keinen Wert mehr dar.

Wenn ich ins Kloster ging, nur aus Vernunft,
so lehre nun auch Demut meinem Herz.
Es lauert kein Verrat in unsrer Zunft;
Ich leid um dich, drum linder meinen Schmerz.

Auf dein Geheiß ging ich an diesen Ort;
Nun stütze mich hier dein gesprochnes Wort.
Hallo zaunkönig,

wieder sehr schön gelöst, insbes. Herzensadel. In dem Kontext passts genau. Aber an der Satzkonstruktion könnte man nochmals nachfeilen, der Satz geht ja über sechs Zeilen weg und ab "so" fehlt mir ein Stück weit ein Verb um hinterherzukommen.

Wie wärs mit
"...tugendsam geliebt
galt mir der örperliche Mann doch nimmer
so viel als mir sein Herzensadel war"

Ich hab übrigens eine STelle entdeckt, die wir beide möglicherweise falsch aufgefasst haben.

In our communion there can lurk no treason
da haben wir beide das communion auf den Nonnenorden bezogen, aber beim nochmal lesen denke ich, hier ist mit our communion die Verbindung zwischen Abelard und ihr gemeint, ihr "Gedankenaustausch". Was denkst du?

Gruß

Sneaky
Hallo Sneaky,

Dein Vorschlag für das zweite Quartett gefällt mir, nur würde ich "wie" statt "als" schreiben. "Als" würde zwar zeitlich passen in dies Mittelalterthema, aber gilt heute bei Vergleichen als falsch. Hier könnte man wohl beides rechtfertigen...

Was die communon in Zeile 11 betrifft, so ist das ein berechtigter Einwand. Daß sie ihren Wunsch nicht mit einem offenen Vorwurf versieht, sondern ihn quasi bwei seiner Ehre nimmt, entspricht durchaus ihrer Geisteshaltung. Aus dem Sonett selbst mag ich das kaum entscheiden, welche Lesart da richtig ist.
Also habe ich mir die Briefe selbst einmal angesehen.

Ich habe hier die Übersetzung von Baumgärtner aus dem Lateinischen.

Der erste Brief ging von Abelard an einen Freund, wo er die ganze Liees- und Leidensgeschichte aus seiner Sicht schildert. Diesen sehr ausführlichen Brief hat EWW komplett unterschlagen. Der erste Brief von Heloise ist eine Antwort auf diesen Brief, der ihr durch "Zufall" in die Hände geriet.
Heloise beklagt sich daß sich Abelard so intensiv um die Leiden seines Freundes kümmert und alle Welt zu Bekehren versucht, ihr und ihrem Orden aber zu wenig Zeit und geiostlichen Beistand widmet. Heloise wird von ihrer ganz persönlichen Sehnsucht getrieben, argumentiert aber durchaus immer wieder mit den Interessen des Ordens. Wobei man wissen muß, daß dieses Frauenkloster von Abelard selbst gegründet wurde! Sie klagt seinen Beistand für das Kloster also durchaus zu Recht ein. Sie beschreibt die anderen Nonnen als wahre Christinnen, tugendsam und demütig. Ihr persönliches Leid mag sie also nicht der Gemeinschaft anlasten, sondern rührt nur aus ihrer persönlichen Verbindung. Beide Deutungen sind denkbar. Idealerweise müßte man es auch im Deutschen offen halten. Wo dies nicht gelingt, stellt sich die Frage ob wir als Übersetzer mehr den Briefen selbst verpflichtet sind, oder mehr der Bearbeitung von Wilcox. So wie sie den Freund aus dem ersten Brief unterschlagen hat, so hat sie sich auch im weiteren Verlauf auf den zentralen Faden ihrer Liebesgeschichte konzentriert.

Ich habe die Stelle nochmal etwas umformuliert, bin allerdings zunächst bei meiner Deutung geblieben.

LG ZaunköniG





Wenn Leib und Seele in der Leidenschaft
vereint gewesen sind, die uns nicht blieb,
in jenen Stunden, heiß und schicksalhaft,
als ich dich nicht ganz tugendsam geliebt,

galt mir der körperliche Mann doch nimmer
so viel wie mir sein Herzensadel war.
Nun lieb ich dich, und liebe dich für immer,
stellt Erdenglück auch keinen Wert mehr dar.

Bin ich auch Nonne aus Vernunft geworden,
so lehre nun auch Demut meinem Herz.
Es lauert kein Verrat in unsrem Orden;
Ich leid um dich, drum linder meinen Schmerz.

Auf dein Geheiß ging ich an diesen Ort;
Nun stütze mich hier dein gesprochnes Wort.
Hallo Zaunkönig,

das mit dem Vergleichen hab ich zumindest anders im Köpf. Bei Vergleichen wird "wie " verwendet wenn die Beziehung gleich ist. ER ist gleich alt wie du

Wenn ein Ungleichgewicht besteht ist es als. ER ist größer als du. So zumindest hab ichs mal - lange her - von meinem Deutschlehrer eingehämmert bekommen. Als Schwabe sag ich allerdings ausschließlich "wie".

Gruß

Sneaky
(21.12.2008, 15:05)sneaky schrieb: [ -> ]Hallo Zaunkönig,

das mit dem Vergleichen hab ich zumindest anders im Köpf. Bei Vergleichen wird "wie " verwendet wenn die Beziehung gleich ist. ER ist gleich alt wie du

Wenn ein Ungleichgewicht besteht ist es als. ER ist größer als du. So zumindest hab ichs mal - lange her - von meinem Deutschlehrer eingehämmert bekommen. Als Schwabe sag ich allerdings ausschließlich "wie".

Gruß

Sneaky

So habe ich das auch gelernt, aber eine Verneinung hebt nicht den Vergleich auf, also:

"Dein Körper galt mir nicht so viel wie..."
aber
"Dein Körper galt mir weniger als..."
Ausnahmen gibt es auch bei Vervielfachungen und Teilern:

"Dein Körper galt mir halb so viel wie..."
und
"Dein Herz galt mir doppelt so viel wie..."
aber
"Dein Herz galt mir ein Vielfaches mehr als..."

Umgangssprachlich wird ja heute fast nur noch "wie" verwendet, früher fast immer "als" vergleiche auch das englische "as"
im Grunde baut eine Sprache mehr auf Konventionen als auf Regeln.

LG ZaunköniG