Sonett-Forum

Normale Version: Ella Wheeler Wilcox: Abelard and Heloise 06
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By all my chains, my burdens, and my fetters,
I plead with you to ease their galling weight,
And with the soothing solace of your letters,
To teach me resignation to my fate.
Since you no more may breathe love's fervent story,
I would be bride of heaven. Oh, tell me how!
Awake in me an ardor for that glory,
The love divine, so lacking in me now!
As once your songs related all love's pleasures,
Relate to me the rapture of your faith.
Unlock the storehouse of your new-found treasures,
And lend a radiance to my living death.
Oh, think of me, and help me through the years!
Adieu!--I blot this message with my tears.

Bei meinen Fesseln, meinen Ketten, ihrer Enge
fleh ich, erleichtere mir diese Last
schenk Trost in Briefen die mich diese Zwänge
erdulden lehren, schicksalhaft gefasst.
Da sie nun stumm sind, deine Liebesschwüre
will ich Braut Gottes sein. Ach, zeig mir wie!
erweck in mir den Brand zu Gott und führe
mich hin zum Glanz. Ich sah ihn in mir nie.
Wie du mich früher Liebesfreuden lehrtest,
entflamm mich nun mit deiner Glaubenskraft
erschließ den Schatz, den du nach mir begehrtest
gieß Licht ins endlos Sterben meiner Haft.
Hilf mir, zu tragen wie die Jahre gähnen.
Adieu! die Flecken des Papiers sind Tränen.
Ella Wheeler Wilcox

The Love-Letters of Abelard and Heloise 06


Part 1

Heloise an Abelard

VI

Bei all den Ketten, Fesseln, die mich binden,
bitt' ich, nimm von der Bürde, die mich trifft.
Gewähr mir Trost durch eine milde Schrift,
die lehrt, mich mit dem Schicksal abzufinden.

Willst du die Liebesglut nicht mehr begehren,
so wer ich Christi Braut, doch sag mir wie!
Weck meinen Eifer für die Glorie
der Gottesliebe, der ich heut entbehre.

Wie deine Lieder waren Liebes-Werben,
schreib heut mir seelige Erbauungssätze.
Erschließ mir deine neugefundnen Schätze,
leih einen Strahl meinem lebendgen Sterben.

Adieu! Gedenke mein im Jahreslauf.
Mit Tränen setzte ich die Zeilen auf.
Schöne Übertagung, bravo!.

Allerdings auch eine kleine Unregelmäßigkeit am Schluss, ich hab die noch schlechter gelöst.

Meine Auffassung ist, dass das Adieu deshalb kommt, weil sie mit Tränen den Brief verschmiert. Darum "blot" deshalb auch das Ende des Schreibens. Ansonsten wirklich fein gemacht.

Gruß

Sneaky
Hallo Sneaky,

Ich habe es so gelesen, daß sie mit Tränen die Zeilen hingekleckst hat, so wie man etwa schreibt, "diese Zeilen sind mit meinem Herzblut geschrieben. Ich halte beide Deutungen für legitim. Das größere Problem sehe ich, bei beiden Versionen in Zeile 13. "Gähnen" ist derart hineinkonstruiert, das geht eigentlich gar nicht. Ich habe mich zu Gunsten eines schöneren Reimpaares weiter vom Inhalt entfernt.
Überhaupt war dieses 6. Sonett bisher das mit Abstand schwierigste. Die ersten beiden liefen noch fast wie von selbst aus der Feder. Speziell in diesem Couplet bietes sich kein Reimpaar natürlich an...
...seufz

ZaunköniG
Hm,

eigentlich war ich recht zufrieden mit meinem Gähnen Smile. Ich nehme an, da irrititert dich das "schläfrige"? Gemeint habe ich den gähnenden Rachen der Jahre, die Öde, die vor ihr steht.

Gruß

Sneaky
"Hilf mir zu tragen, wie die Jahre gähnen"

Will sie wirklich die Oede tragen lernen?
Sie will ihr entrinnen, bzw. nachvollziehen wie andere in dieser Umgebung Feuer fangen können, für ein geistliches Leben. Trage soll er mit ihr die Jahre, damit sie nicht so Oede sind, insofern verschiebst du hier ganz deutlich den Akzent.

Ich habe mich freilich in eine andere Richtung entfernt, zumal die Jahre auf nur einen Jahreslauf zusammengekürzt.

LG ZaunköniG
Hallo zaunkönig,

im Moment sind dem Lyrich die Jahre aber verhasst, s. endloses Sterben. Mir scheint, darauf zielt die Bitte ab nach dem Motto geteiltes Leid ist halbes Leid. Dass das Leid dann besser wird und leichter und sie mit seiner Hilfe aus Öde was anderes machen will sehe ich schon auch so. Im Moment ist aber rabenschwarze Nacht. Ich sehe da scheinbar mehr den Moment als du.

Dass du den Jahreslauf in der Einzahl gewählt hast, sehe ich da nicht so problematisch. Aus dem vorher gesagten ist es schon deutlich, dass nicht nur dieses oder nur ein Jahr gemeint ist. Das Problem ist eher das Tragen des Laufs. Gedenke mein frisst halt viel Silben.

Gruß

Sneaky
Ja, das Tragen kommt bei mir zuu kurz, bzw, sieht es bei mir so aus, als wolle sie ein Jahr auf seine Antwort warten. Wielleicht geht es so:

"Adieu! und hilf mir durch den Jahreslauf."

LG ZaunköniG
Hallo zaunkönig,

klar, aber dann ist gedenke mein fort. DAs hatte schon was an dem Platz wo es stand. Aber falls du das kappen willst, dann gingen auch Nägel mit Köpfen "der Jahre Lauf"

Gruß

Sneaky
Stimmt,
manche Lösung ist für meine Hirnwindungen wohl einfach zu geradeaus.
"der Jahre Lauf" ist gekauft.

LG ZaunköniG
Hallo Ihr beiden,
sehr schön, wie ihr das gemacht habt. Sneaky, in deiner Version habe ich eine kleine Verbesserung vorzuschlagen für Z 2: fleh ich, erleichtre mir die *bittre* Last.

Die Zeile wirkt bei dir etwas kurz und leer und das 'bittere' lässt sich doch sehr leicht einbauen, oder?

Silja
Hallo Silja

den Vorschlag nehm ich leicht modifiziert gern, erleichere die bittre Last, zwei Elisionen wären vielleicht zuviel gewesen und das "mir" muss ja nicht unbedingt sein.

Danke

Sneaky