Sonett-Forum

Normale Version: Wehn.acht.Lei.den (Akrostichon-Sonett)
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W arum hast Du mir nichts gesagt?
E gal, ich hab es doch erfahren,
H erbeigerufen von den Laren.
N un hab ich mich hierher gewagt.
A ch hätt' ich eher Dich gefragt.
C himären, die wie Schatten waren,
H eut kauern sie an Euren Bahren,
T ribut zu fordern, der mich plagt.
L aszive Räume durft' ich teilen,
E h Du verbotest nur zu träumen,
I n Deinen Armen zu verweilen.
D u wolltest nie etwas versäumen,
E in Kind konnt' Deinen Schmerz nicht heilen.
N un ruht Ihr bei Kastanienbäumen.
Hallo Hannes,


Erstmal herzlich willkommen im Forum,


Wehnacht habe ich zunächst als Weihnacht gelesen; ist das ein bewußtes Wortspiel? dann geht mir der Sinn nicht ganz ein.
Der kurze 4-heber entspricht für mich nicht dem eher elegischen Inhalt,
Die Verse klingen leicht hölzern, auch weil regelmäßig Satz- und Versende zusammenfallen.
Die Laren sind Schutzgeister, aber bei dir scheinen Sie eine negative Bedeutung zu haben?
Das ganzeSonett wirkt auf mich etwas kryptisch, vor alleim weil der Grund für das Leiden im dunklen bleibt.

LG ZaunköniG
(02.09.2010, 18:07)ZaunköniG schrieb: [ -> ]Hallo Hannes,


Erstmal herzlich willkommen im Forum,


Wehnacht habe ich zunächst als Weihnacht gelesen; ist das ein bewußtes Wortspiel? dann geht mir der Sinn nicht ganz ein.
Der kurze 4-heber entspricht für mich nicht dem eher elegischen Inhalt,
Die Verse klingen leicht hölzern, auch weil regelmäßig Satz- und Versende zusammenfallen.
Die Laren sind Schutzgeister, aber bei dir scheinen Sie eine negative Bedeutung zu haben?
Das ganzeSonett wirkt auf mich etwas kryptisch, vor alleim weil der Grund für das Leiden im dunklen bleibt.

LG ZaunköniG

Hallo Zaunkönig,

zunächst mal Danke für Dein Willkommen.

nein, Weihnacht ist hier nicht intendiert. Es gibt mindestens die beiden anderen Lesarten

"Wehnacht leiden"
"wehn acht leiden"

Der Inhalt ist zwar traurig, aber das LyrI ist erregt. Das entspricht den 4-hebigen Versen.

Durch den Verzicht auf Enjambements wird eine einfache Sprache unterstrichen.

Laren sind ganz und gar nicht negativ besetzt in diesem Gedicht. Im Gegenteil, sie haben doch erst das LyrI herbeigerufen, damit es trauern und klagen kann.

Der Inhalt ist doch eigentlich klar aus dem Text (wenn auch bewusst mehrere Deutungsvarianten möglich sind):

Das LyrI trauert, denn eine Frau und ihr Kind sind tot. Wie das geschehen konnte, ist in der Textstelle

L aszive Räume durft' ich teilen,
E h Du verbotest nur zu träumen,
I n Deinen Armen zu verweilen.
D u wolltest nie etwas versäumen,
E in Kind konnt' Deinen Schmerz nicht heilen.

zumindest soweit angedeutet, dass man sich einen Reim darauf machen kann. Eine Deutungsmöglichkeit ist eine tödliche Schwangerschaft, deren Möglichkeit zwar zu dem Verbot des Miteinanders führte, das aber nicht durchgehalten wurde.

Es grüßt
der.hannes
Hallo Hannes,

Deine Ausführungen erhellen ein wenig, aber werfen auch neue Fragen auf:

Zitat:Der Inhalt ist zwar traurig, aber das LyrI ist erregt. Das entspricht den 4-hebigen Versen.

"Erregtheit kann ich mir in dem Kontext gut vorstellen.
Ein 4-Heber ist aber ein sehr kraftvoller, strenger Vers, geeignet für Kampf- und Arbeitslieder (oder Arbeitskampf-)
Für eine Erregtheit die aus Unsicherheit resultiert aber zu starr.
Da fände ich den klassischen Fünfheber oder auch einen Alexandriner mit Mittel-Zäsur oder noch besser -Synkope passender.
Auch wenn der Vers dann deutlich länger wird, das Getriebene kann man auch durch kurze Sätze erreichen.


Zitat:Durch den Verzicht auf Enjambements wird eine einfache Sprache unterstrichen.

Das Enjambement ist zwar schwerer zu dichten, aber nicht notwendigerweise auch schwerer zu lesen. Man kann auch mit Enjambements klare Sätze formulieren.


Zitat:Laren sind ganz und gar nicht negativ besetzt in diesem Gedicht. Im Gegenteil, sie haben doch erst das LyrI herbeigerufen, damit es trauern und klagen kann.

Ich will ja nicht den Sinn von Trauerarbeit bezweifeln, aber der "Unglücksbote" ist nicht die klassische Rolle der Laren.

Zitat:Der Inhalt ist doch eigentlich klar aus dem Text (wenn auch bewusst mehrere Deutungsvarianten möglich sind):


Ist es nun klar? oder bewusst verschieden deutbar? Beides geht nicht, für mich war es eher letzteres.


Zitat:L aszive Räume durft' ich teilen,
E h Du verbotest nur zu träumen,
I n Deinen Armen zu verweilen.

Das Verbot nur zu träumen verstehe ich als Aufforderung zur Tat. Welche Tat aber ist nach dem Tode noch möglich?
Die folgende Zeile lese grammatikalisch ich als Erweiterung des Verbotes, was die Rolle der Laren noch zweifelhafter macht: Sie führen ihn an das Grab, aber Nähe darf er nicht zulassen.

Zitat:E in Kind konnt' Deinen Schmerz nicht heilen.

Wenn sie an den Komplikationen der Schwangerschaft gestorben ist; was war es dann für ein Schmerz, über den das Kind hinweghelfen sollte? Das Gefühl zu viel zu versäumen? Ein Kind bedeutet Verantwortung und den Verzicht auf etliche andere Dinge, die man erleben könnte. Was nicht gegen Kinder sprechen sollte, aber einen Kinderwunsch würde ich konkreter formulieren, nicht, weil man alles einmal mitgemacht haben muß.

LG ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

leider habe ich vor dem Urlaub nicht mehr die Zeit, detailliert zu antworten. :(
Ich melde mich danach wieder.

es grüßt
der.hannes