Sonett-Forum

Normale Version: Der Quell, der klangvoll früht
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Der Quell, der klangvoll früht
(Die vierte Lotosblüte)


An Tau betropften Blütenköpfen glüht,
Vibriert im Freudentaumel neu erwachter
Erinnerung das Sonnenfeuer - sachter
Smaragd umspülter Traum, der übersprüht,

Paillettentanz, ein Zauber grell entfachter
Insignien, der Quell, der klangvoll früht,
Regiert, den Doppelschlag erweckt, Geblüt
Im Sternenschwall verpocht, ein ungedachter

Titan, der zwölfgestirnt für alles Ort
Und Mitte ist, der nimmt und wiedergibt,
Stellarer Atem, Ätherflut, ein Hort

Dualen Augenblicks, der nie zerstiebt,
Er stetig Morgen wird – auch ohne Wort,
Indem der Geist allein das Blühen liebt.


© Friedrich
Hallo Friedrich,

ich muss zugeben, dass ich zunächst keine Ahnung hatte, was mit der vierten Lotusblüte gemeint sein könnte. Der Duale Augenblick, zusammen mit den Schlusszeilen hat mich dann auf die richtige Spur gebracht.
Was ich nicht so sehr mag (oder nicht ganz verstehe) ist das "früht" in Zeile 6, das du dir auch für den Titel gewählt hast.
Analog zu tagt oder blaut müsste "früht" bedeuten, dass es "früher wird", dass du also in der Zeit zurück gehst, was physikalisch nicht geht, und auch bildhaft für mich keinen rechten Sinn ergibt.
Sonst ein gelungener Text.

LG ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

es freut mich, dass der Text Anklang gefunden hat. Zugegeben, er ist vielschichtig und daher sind wir auch gleich bei "früht". Im österreichischen Sprachgebrauch werden "der Morgen" und die "die Früh(e)" in der Regel synonym verwendet. Im Text ist das Verb "frühen" vordergründig im Sinne von "Morgen werden = erwachen" zu verstehen. Untergründig schwingt dennoch ein "zeitlicher" Rückgriff in eine andere Dimensionalität mit, der sich auf die (Rück)erinnerung (Z3) im ersten Quartett bezieht.

LG Friedrich