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Normale Version: William Leighton: Florentine Sonnets - The Narrow Stone
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The Narrow Stone

Around a block of marble sculptors stood,
With careful measures; and they cried, "Too thin!
A handsome bit of stone; but who could win
Heroic shape from this?" - "The stone is good!"

A calm voice said; but scorn and laughter rude
Greeted the master, who, amidst their din,
Saw, with creative eye, his task begin;
Beheld how he would shape the attitude

To suit the narrow limits. In that block
He saw the imprisioned might of David lie;
Saw how the champion's glorious form would show

When he had cut his hero from the rock,
Giving to deathless immortality
The shepherd Jew and Michelangiolo.

Der fehlerhafte Marmorblock

Bewährte Steinmetzmeister maßen lange
an einem Marmorblock, “Zu dünn, wie schade!
Der Stein ist ansehnlich zwar und gerade,
doch fehlt ihm Kraft. „Da seid nicht bange“
sprach einer, hielt dem Spott der andren stand,
als keiner außer ihm im Stein erkannte
den Heros, der hier schlief: In Stein gebannte
Erhabenheit in marmornem Gewand,

die nur auf eine Art des Tages Licht
je sehen könnte. Davids Kraft war groß,
sie zeigte sich ihm durch den Marmorschoß
als sei das starre Dunkel nicht,
aus dem er David mit dem Meißel hieb,
und ihn wie sich der Ewigkeit verschrieb.
SCHLECHTER MARMOR

Kritisch maßen die Künstler dort im Kreis
Einen Marmorblock, fanden ihn nicht recht:
Schön von außen, aber die Maße schlecht.
Damit kann keiner schaffen. "Doch, ich weiß!"

Sagte einer naiv; im Spottgefecht
Das dann lauthals folgte, begann er leis,
Schlag um Schlag seinen Vollbeweis.
weil sein inneres Auge, fachgerecht,

schon die Form erkannte: in voller Pracht
sah er David stehen von Kopf bis Fuß;
fühlte dessen Hand auch, und wusste wo,

wusste wie, und hat ihn ans Licht gebracht!
Er verzichtete auf Geschwätz und Schmus,
schuf den Mann und war Michelangelo.
[Bild: david-michelangelo.jpg]
Zitat:SCHLECHTES MATERIAL

Vor einem Block aus Marmor standen sie,
dem war bei solcher Schiefe kaum zu trauen:
Schön zwar, doch leider ohne Symmetrie,
die Künstler hoben ihre Augenbrauen.

Doch einer stand dabei: Ich wüsste, wie!
Und während andere noch kritisch schauen,
beginnt der Meister schon, den Stein zu hauen,
dem das Geschick zu Höherem gedieh.

Er sah die Form, als andere laut lachten
und sich ob seiner Einfalt lustig machten:
Das Haupt. Die Hand … bis zu des Schäfers Zehen.

Er schuf, was andere nicht fertigbrachten.
Im rohen Block gelang's ihm, Licht zu sehen,
das mit ihm bleibt, und nimmer wird vergehen.
Hallo PEter,

also deine zweite Fassung gefällt mir deutlich besser. Allerdings würde ich mir wünschen, dass du nicht zwischen Präsens und Präteritum schwankst sondern die Zeit einheitlich lässt. In den Terzetten muten die Zehen etwas eigenartig an. Wie wärs da mit:
das Haupt,..den jungen Schäfer ganz entstehen oder so in der Art?

Ob Einfalt richtig ist? Würde ja einen Fehler Michelangelos implizieren? Ansicht MEinung oder so?

Gruß

Willi
Die Zehen würde ich lassen, damit der ganze Körper angezeigt wird.

Mit der zitierten "Einfalt" meinte ich die klassisch-edle Beschränkung auf Wesentliches, anscheinend kommt das leider nicht rüber. Schade. Ich lass es trotzdem mal stehen.

Vielen Dank, Willi!
Peter