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Endfassung

Ein Ja zum Leben


Christian & Karina zugeeignet


Dicht ineinander, doch im Willen frei zum Docht
verwoben, hüllt als Wachs allein das Gottvertrauen,
das ihr euch schenkt, um eure Zukunft aufzubauen,
bedingungslos, als Pfand, durch das die Liebe pocht.

Die Kerze brennt, sie wärmt im Füreinanderschauen
und niemand außer euch hier hätte dies vermocht,
nehmt dankbar an, was Gott in euer Leben flocht,
und euer Ostermorgen wird herniedertauen.

Ihr seid bereit, vor Gott in Würde Ja zu sagen,
die Absicht ist für alle sichtbar, sie ist rein,
ihr glaubt, ihr liebt, ihr hofft. Und jeder Weg stellt Fragen.

Dann werdet stille, bleibt im Jetzt. – Im Kerzenschein
der Gottesflamme findet ihr zum Wohlbehagen.
Nur ihr vermögt es, Hüter dieses Lichts zu sein.


© Friedrich


Ursprüngliche Fassung

Ein Ja zum Leben

Christian & Karina zugeeignet

Dicht ineinander, doch im Willen frei zum Docht
verwoben, hüllt als Wachs allein das Gottvertrauen,
das ihr euch schenkt, um eure Zukunft aufzubauen,
bedingungslos, als Pfand, durch das die Liebe pocht.

Die Kerze brennt, sie wärmt im Füreinanderschauen
und niemand außer euch hier hätte dies vermocht,
nehmt dankbar an, was Gott in euer Leben flocht,
und Licht begleitet euch zum Ostermorgengrauen.

Ihr seid bereit, vor Gott in Würde Ja zu sagen,
die Absicht ist für alle sichtbar, sie ist rein,
ihr glaubt, ihr liebt, ihr hofft. Und jeder Weg stellt Fragen.

Dann werdet stille, bleibt im Jetzt – im Kerzenschein
der Gottesflamme findet ihr zum Wohlbehagen.
Nur ihr vermögt es, Hüter dieses Lichts zu sein.


© Friedrich
Hallo Friedrich,

Der reichlich strapazierten Kerzen-metapher hast du noch einen interessanten Aspekt abgerungen, schon dafür gilt dir Respekt. Etwas reibe ich mich am "Ostermorgengrauen". Zum einen wegen dem zweideutigen Grauen, das hier wohl nicht zweideutig gemeint ist, aber zumindest bei mir immer mitschwingt. Zum anderen bin ich mir nicht sicher, was die Oster-Metapher hier zu suchen hat. Der Auferstehung an Ostern gehen schließlich Kreuzigung und Tod voraus. Oder fand die Trauung an Ostern statt?
Solche privaten Chiffren sind bei Widmungsgedichten natürlich legitim.

Schön wieder etwas von Dir zu lesen!

Liebe Grüße
ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

zunächst bin ich einmal über deine Gesamteinschätzung persönlich erleichtert, denn ich wollte, nachdem eine der "klassischen" Textvarianten der Wunsch der beiden war, einen dem Anlass entsprechend religiös inspirierten und fundamentierten Text schreiben.

Vers 8 ist tatsächlich eine Schlüsselstelle. Ostern ist hier nicht die Chiffre für das tatsächliche Ereignis (Trauung), das erst stattfinden wird, aber es ist sehr wohl die Metapher für die persönliche Auferstehung. Glücklich bin ich über das Reimwort selbst nicht. Da aber inhaltlich die vorderkonstruktion V5 bis V7 zwingend auf den Transformationsprozesses vom Entzünden der Kerzenflamme ("wo zwei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter euch") bis zum Sonnenaufgang der Auferstehung hinausläuft, bin ich hier in V8 in Ermangelung geeigneter Reimwörter irgendwie in einer Sackgasse.

Nur will ich unbedingt, wenn es geht, V5 bis V7 beibehalten, V8 inhaltlich auch, aber momentan fehlt mir dafür eine wirklich schlüssige formale Lösung.

In diesem Sinne vielen Dank und liebe Grüße
Friedrich
und Licht wird euch den Ostermorgen neu erbauen

Nicht, dass ich bauen passender als grauen fände, aber vielleicht kann es als Inspiration für die weitere Suche dienen.

Edit: Ups, natürlich ist im ersten Quartett schon bauen, da war ich wohl zu kurzsichtig Big Grin
Hallo Friedrich,

"und Licht begleitet euch zum Ostermorgengrauen." unterstellt, wenn man es wörtlich nimmt, dass das Licht schon vor dem Morgen da ist. Das funktioniert, wenn man das Licht als Metapher für Hoffnung oder Liebe nimmt und den Morgen wortwörtlich. Da aber schon der Ostermorgen eine Metapher ist, sollte er auf eine Dunkelheit folgen.

Pumukels Vorschlag ist noch nicht sehr lyrisch, aber inhaltlich funktioniert er meiner Ansicht nach besser.
In eine ähnliche Richtung könnte man also weiterdenken:

z.B.:
"ihr werdet Licht am neuen Ostermorgen schauen"

LG ZaunköniG
Hallo pumukel! Hallo ZaunköniG!

Zunächst vielen Dank für Eure Überlegungen. ZaunköniG, ich verstehe Deine Einwände, nur worauf ich hier im 2. Quartett hinauswollte, das in Vers 8 in der Metapher der persönlichen "Auferstehung" kumuliert, ist offensichtlich nicht so einfach in eine Verszeile zu packen, vielleicht ist es aber einmal ein interessantes Moriv für ein eigenständiges Sonett. Ich habe jetzt nach langem Überlegen diesen Gedanken losgelassen (was mir nicht leicht gefallen ist) und habe versucht eine Lösung aufbauend auf Vers 5 zu finden. Gelingt es damit, die Antithese sprachlich wie inahltlich zu halten? Oder verliert das Quartett an Qualität jetzt? Geändert habe ich Vers 8, den ich vollständig ersetzt habe und die Interpunktion in V10.


Ein Ja zum Leben


Christian & Karina zugeeignet


Dicht ineinander doch im Willen frei zum Docht
verwoben, hüllt als Wachs allein das Gottvertrauen,
das ihr euch schenkt, um eure Zukunft aufzubauen,
bedingungslos, als Pfand, durch das die Liebe pocht.

Die Kerze brennt, sie wärmt im Füreinanderschauen
und niemand außer euch hier hätte dies vermocht,
nehmt dankbar an, was Gott in euer Leben flocht,
und Achtsamkeit wird wachsen, ohne abzuflauen.

Ihr seid bereit, vor Gott in Würde Ja zu sagen,
die Absicht ist für alle sichtbar, sie ist rein,
ihr glaubt, ihr liebt, ihr hofft. Und jeder Weg stellt Fragen.

Dann werdet stille, bleibt im Jetzt. – Im Kerzenschein
der Gottesflamme findet ihr zum Wohlbehagen.
Nur ihr vermögt es, Hüter dieses Lichts zu sein.

© Friedrich

LG Friedrich
Hallo Friedrich,

Ich finde es lyrisch nicht geschickt mit Verneinungen zu arbeiten, wenn man etwas positives ausdrücken will. "abzuflauen" klingt genau so wie es heißt, da fällt das verneinende "ohne" kaum auf.

Zu deiner Frage:
Ich sehe weder in der ersten, noch in dieser Fassung eine Antithese.
Für mich ist das eine einfache Causa-Conclusio-Konstruktion. Aber als solche funtioniert sie natürlich.

Ich hätte noch einen weiteren Vorschlag, basierend auf der ersten Fassung:
"und licht wird euch ein neuer Ostermorgen blauen"

LG ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

ich weiß, mein letzter Versuch mit "ohne abzuflauen" war ein lyrisches "Bauernopfer", bei der Komöexität der Problemstellung war es aber ehrlicherweise eher ein lyrisches "Damenopfer". Vorweg: Dein letzter Vorschlag kommt inhaltlich meiner Intention schon sehr nahe und auch formal kann ich ihn mittragen, wenn da nicht noch anderes evident wäre, das ich nicht beeinflusssen kann und will. Daher brauche ich noch etwas Zeit.

Bezüglich Antithese: Ich habe beide Quartette, auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar sein mag, so angelegt, dass ihnen das Gegensatzpaar "Patiens - Agens" (im philosophischen Sinn) zugrundeliegt. Es wird im ersten Quartett der "Kerzenkörper" mit seinen (potentiellen) Eigenschaften beschrieben und ihr im zweiten Quartett die entflammte Kerze mit ihren handelnden und zu erwartenden Aspekten gegenübergestellt. Und da meinte ich, verlöre ich an Gehalt, wenn ich auf den Aspekt der eigenen Auferstehung verzichtete.

Und sei Dir versichert, dass ich all die Anregungen mit großer Sorgfalt und Offenheit aufnehme.

LG Friedrich
Hallo Friedrich,

Ein Passiv-Aktiv-Gegensatz, macht zwar noch keine Antithese, aber wenn das Deine Absicht war, ist sie aufgegangen. Du hast Dynamik erreicht und die Abschnitte Schulbuchmäßig aufgeteilt.
Das Sonett funtioniert in der Form.
Was dort inhaltlich noch zu änderen wäre, liegt vermutlich an den Bewidmeten, da kann ich Dir schlecht raten.

Aber ich bin Gespannt auf Deine Lösung.

LG ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

dass ein Gegensatzpaar noch nicht a priori ein These-Antthese-Konstrukt darstellt, ist mir schon klar. Vielleicht wird es etwas deutlicher, wenn ich doch auf den religiösen (christlichen) Aspekt hier einhgeh e. Die menschliche Einzelseele, ausgestattet mit der Gabe des freien Willens, entzündet erst die göttliche Flämme (= Liebe) in der bewussten Begegnung mit dem Du "Wo zwei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter euch"). In der irdischen (=materiellen) Welt ist es also ein bewusste Eintscheidung, ein Akt, wohingegen in der spirituellen (= Immateriellen) eine Voraussetzung, ein Zustand, ist. Uns insofern kommt man einem These-Antihese-Konstrukt schon etwas näher.

Auf alle Fälle bin ich Dir und Pumukel aber für die Anregungen und Einschätzungen dankbar, denn ich möchte mir gegenüber allem meine Offenheit und meine Fähigkeit Kritik integrieren zu können, behalten. Nur muss ich jetzt eine Entscheidung fällen und die ist für Vers 8 eingedenk des voran Gesagten und unter Abwägung vieler Für und Wider so ausgefallen:

"...

Die Kerze brennt, sie wärmt im Füreinanderschauen
und niemand außer euch hier hätte dies vermocht,
nehmt dankbar an, was Gott in euer Leben flocht,
und euer Ostermorgen wird herniedertauen.

..."

LG Friedrch

PS: Ich werde dann oben die modifizierte Fasung vranstellen. Vielleicht kannst du diesen Beitrag noch in den Thread "Neutestamentarisches" verschieben.







© Friedrich