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Normale Version: Percy Bysshe Shelley: Arethusa
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Percy Bysshe Shelley
Arethusa


I

Arethusa arose
From her couch of snows
In the Acroceraunian mountains, -
From cloud and from crag,
With many a jag,
Shepherding her bright fountains.
She leapt down the rocks,
With her rainbow locks
Streaming among the streams; -
Her steps paved with green
The downward ravine
Which slopes to the western gleams;
And gliding and springing
She went, ever singing,
In murmurs as soft as sleep;
The Earth seemed to love her,
And Heaven smiled above her,
As she lingered towards the deep.

II

Then Alpheus bold,
On his glacier cold,
With his trident the mountains strook;
And opened a chasm
In the rocks - with the spasm
All Erymanthus shook.
And the black south wind
It unsealed behind
The urns of the silent snow,
And earthquake and thunder
Did rend in sunder
The bars of the springs below.
And the beard and the hair
Of the River-god were
Seen through the torrent's sweep,
As he followed the light
Of the fleet nymph's flight
To the brink of the Dorian deep.

III

'Oh, save me! Oh, guide me!
And bid the deep hide me,
For he grasps me now by the hair!'
The loud Ocean heard,
To its blue depth stirred,
And divided at her prayer;
And under the water
The Earth's white daughter
Fled like a sunny beam;
Behind her descended
Her billows, unblended
With the brackish Dorian stream: -
Like a gloomy stain
On the emerald main
Alpheus rushed behind, -
As an eagle pursuing
A dove to its ruin
Down the streams of the cloudy wind.

IV

Under the bowers
where the Ocean Powers
Sit on their pearled thrones;
Through the coral woods
Of the weltering floods,
Over heaps of unvalued stones;
Through the dim beams
Which amid the streams
Weave a network of coloured light;
And under the caves,
Where the shadowy waves
Are as green as the forest's night: -
Outspeeding the shark,
And the sword-fish dark,
Under the Ocean's foam,
And up through the rifts
Of the mountain clifts
They passed to their Dorian home.

V

And now from their fountains
In Enna's mountains,
Down one vale where the morning basks,
Like friends once parted
Grown single-hearted,
They ply their watery tasks.
At sunrise they leap
From their cradles steep
In the cave of the shelving hill;
At noontide they flow
Through the woods below
And the meadows of asphodel;
And at night they sleep
In the rocking deep
Beneath the Ortygian shore; -
Like spirits that lie
In the azure sky
When they love but live no more.


Percy Bysshe Shelley

Arethusa

I
Arethusa verreist,
Aus dem Lager, vereist,
Von den Akrozeraunischen Hügeln, –
Von Wolken und Klippen
Und Felsengerippen,
Ihre schönen Quellen zu zügeln;
Kommt heruntergezogen
Wie ein Regenbogen,
Strömend über dem Strome; –
Ihre Schritte befruchten
Die unteren Schluchten,
Die sich öffnen zur westlichen Zone;
Und gleitend und springend,
Geht sie, stets singend,
Murmelnd als ob sie schliefe.
Gäa scheint sie zu lieben,
Der Himmel in Frieden,
Als sie schlendert herunter zur Tiefe.

II
Doch Alphäos kühn,
Aus dem Gletscher kühl,
Nutzt seinen Dreizack als Stock:
Bei Felsen, eiskalt,
Stemmt er einen Spalt
In Erymanthos Block.
Und der dunkle Südwind
Öffnet Siegel geschwind
Unter denen Schneemassen liegen;
Im Erdbebengewitter
Reißt er nieder die Gitter,
Dass Riegel von Quellen auffliegen.
Und der Bart und das Haar
Von der Flussgottheit war
Zu seh’n wie von einem Rufer,
Der jetzt folgte mit Wucht
Der Nymph’ rascher Flucht
Bis zur Grenze ans dorische Ufer.

III
'O helft mir und deckt mich!
Ihr Tiefen, versteckt mich!
Er greift schon nach meinen Haaren!'
Der laute Ozean hörte,
Was ihn tief verstörte
Und begann auseinander zu fahren.
Unter Wassermassen
Glitt Gäas Tochter gelassen;
Floh, wie von Sonne gestrählt.
Und um sie schnellen
Ihre reinlichen Wellen,
Mit dem Brackwasser unvermählt. –
Wie ein dunkler Fleck,
Auf Türkis wie Dreck,
Kommt Alphäos hinterher. –
Wie ein Adler jagend,
Eine Taube schlagend,
Stürzt er ins windige Meer.

IV
In See-Verliesen,
Wo Kräfte verschließen
Perlbesetzte Schreine;
Durch Korallenwälder,
Schwimmende Felder,
Über unzählbare Steine;
Durch dunkle Strahlen,
Die strömend malen
Ein Netzwerk bunter Pracht,
Wo Wasser durchspülen
und Höhlen durchwühlen –
Seetangs grüne Nacht.
Überholend den Hai,
Den Schwertfisch dabei,
Unter Ozeans Blau,
Steigend in Ritzen
Zu den Hügelspitzen,
Geht’s zum neuen Heimatgau.

V
Noch heut’ tun die Quellen
Bei Ennas Wällen,
Im Tal, wo der Tag anbricht,
Als Freunde geteilt,
Jetzt wieder geheilt,
Ihre wässrige Arbeitspflicht.
Morgens steigen sie,
Abwärts neigen sie
Sich zum eb’nen Sizilien.
Am Mittage fließend,
Gehölze begießend, –
Matten von Junkerlilien;
Des Nachts ist ihr Schlaf
Tief und brav
Vor Ortygiens Küsten; –
Wie von Wesen, die wohnen
In himmlischen Zonen,
Wo sie als Geister von Liebe wüssten.
Die Zielbestimmung der neu von Okeanos angesiedelten Quelle im "dorischen" Teil Siziliens musste in der Übersetzung noch einmal unmissverständlicher gefasst werden.
Da vorher vom dorischen Ufer die Rede war, kann nicht noch einmal vom "dorian home" gesprochen werden, denn dieses "dorian home" ist ein anderes dorisches Gebiet als das Ursprungsgebiet der Dorer in NW-Hellas (Epirus). Es handelt sich nunmehr um den südlichen Teil Siziliens, mit dem Hauptort Syrakus, in dessen Nähe noch heute die sog. "Arethusa"-Quelle gezeigt wird. Interessanter Weise scheint die Sage von der bedrängten Quellnymphe tatsächlich aus dem dorischen Teil Griechenlands in die dorische Kolonie Süd-Sizilien/Syrakus mitgewandert zu sein. Ein Beispiel für Heimatverbundenheit, welches die Benennung einer Quelle mit dem Namen eines Gewässers aus der alten Heimat durch die geschilderte Geschichte erklärt.