Sonett-Forum

Normale Version: Wie kann mein ungestümer Flattergeist
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Wie kann mein ungestümer Flattergeist
mich denn in einem hellen Lichtstrom lassen,
wenn arge Schreckensbilder finster meist
nach der ersehnten Herzensruhe fassen.

Wie kann denn nur mein zarter Kindersinn
den hohen Himmelsturm befreit bewohnen,
vor dem die Nachtgespenster ziehn dahin
und Kohlenschatten auf den Zinnen thronen.

Hier soll erklingen doch ein Glockenchor,
die Stirn gebannt im Strahlenkegel brennen,
und was verdichtet dringt ans Licht davor,
das soll das weite Firmament erkennen.

Und was sich hier beglückend lässt besiegeln,
kann keine Qual mehr hohnerfüllt verriegeln.
Hallo Eva,

Herzlich Willkommen im Forum!


Die ewige Suche nach Glück oder was man dafür hält - ein ewiges Thema, was wohl jeder nachvollziehen kann.
Formal habe ich keine Fehler gefunden. Da hast du wirklich ein solides Stück Dichtung abgeliefert.

Vom Tonfall habe ich allerdings den eindruck, dass du den hehren klassizistischen Tonfall der Herren Goethe, Schiller ect. nachahmen willst.
Nichts gegen die Weimarer Klassik, deren Vertreter bevölkern mit einiger Berechtigung die walhalla, aber deren sprache ist eben auch schon 300 Jahre alt und wirkt in einem heutigen Gedicht eher gekünstelt.
bei Sturm und Drang, wenn das dein Anliegen ist, sollte der Impuls doch aus dem eigenen inneren kommen, und die Sprache, bei allen formalen Ansprüchen gegenwärtiger klingen.

Also, dein Handwerk verstehst du, jetzt nur noch etwas mehr Mut zur eigenen Stimme!


Liebe Grüße

ZaunköniG
(25.03.2015, 16:25)ZaunköniG schrieb: [ -> ]Hallo Eva,

Herzlich Willkommen im Forum!


Die ewige Suche nach Glück oder was man dafür hält - ein ewiges Thema, was wohl jeder nachvollziehen kann.
Formal habe ich keine Fehler gefunden. Da hast du wirklich ein solides Stück Dichtung abgeliefert.

Vom Tonfall habe ich allerdings den eindruck, dass du den hehren klassizistischen Tonfall der Herren Goethe, Schiller ect. nachahmen willst.
Nichts gegen die Weimarer Klassik, deren Vertreter bevölkern mit einiger Berechtigung die walhalla, aber deren sprache ist eben auch schon 300 Jahre alt und wirkt in einem heutigen Gedicht eher gekünstelt.
bei Sturm und Drang, wenn das dein Anliegen ist, sollte der Impuls doch aus dem eigenen inneren kommen, und die Sprache, bei allen formalen Ansprüchen gegenwärtiger klingen.

Also, dein Handwerk verstehst du, jetzt nur noch etwas mehr Mut zur eigenen Stimme!


Liebe Grüße

ZaunköniG

Hi Zaunkönig,

vielen Dank für die freundliche Begrüßung! und deine wohlwollende Kritik. Ich schreibe bereits seit einiger Zeit Gedichte meist Sonette. Bisher habe ich ausschließlich in einem anderen Forum veröffentlicht, aber hier gefällt es mir auch. Hier habe ich mich bereits des öfteren inspirieren lassen. Zu meinem Schreibstil: Ich liebe diese altertümliche Sprache, bin aber nicht unbedingt ein Goethe oder Schillerfan ( außer die Ode an die Freude....die lieb ich sehr...) Ich mag auch altmodische Musik und bin da wohl in die falsche Zeit gerutscht. Also den ganz modernen Sprachstil kann ich hier leider nicht bieten und will es auch gar nicht, aber ein wenig neuzeitlichere Sonette habe ich schon nach auf Lager. Ich möchte hier meinen dichterischen Horizont erweitern und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit!


Ganz liebe Grüße

Eva
(25.03.2015, 20:13)Eva schrieb: [ -> ]Zu meinem Schreibstil: Ich liebe diese altertümliche Sprache, bin aber nicht unbedingt ein Goethe oder Schillerfan ( außer die Ode an die Freude....die lieb ich sehr...) Ich mag auch altmodische Musik und bin da wohl in die falsche Zeit gerutscht. Also den ganz modernen Sprachstil kann ich hier leider nicht bieten und will es auch gar nicht, aber ein wenig neuzeitlichere Sonette habe ich schon nach auf Lager. Ich möchte hier meinen dichterischen Horizont erweitern und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit!

Ganz liebe Grüße

Eva

was ist denn ein moderner Sprachstil? Niemand erwartet, dass du einer selbsternannten Avantgarde hinterherläuft.
Um den Leser zu berühren, sollte die Sprache aber authentisch sein. Da darf der Angestellte nicht zum Gangster-Rapper werden, aber die Klassiker nachzuahmen ist halt auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Ich halte es da mit Bürger:

Zitat:Es [Das Sonett]muß aus der Seele, es muß von Zunge und Lippen gleiten, glatt und blank, wie der Aal, welcher der Hand entschlüpfend auf dem bethauten Grase sich hinschlängelt. Wenn man versuchte, das gute und vollkommene Sonett in Prose aufzulösen, so müßte es einem schwer werden, eine Sylbe, ein Wort, einen Satz aufzugeben, oder anders zu stellen, als alles das im Verse stehet. Ja, sogar die überall äußerst richtig, voll und wohltönenden Reimwörter müssen nicht nur irgendwo i Ganzen, sondern auch gerade an ihren Stellen, um des Inhalts willen, unentbehrlich scheinen.

Oder anders ausgedrückt, sollte das Sonett außer Reim und Rythmus, die das Sonett definieren keine Schnörkeleien der Sprache aufweisen, als nur die Schönheit des Gedankens...

Nun, mit Nachahmung fängt alles lernen an, aber um schließlich die eigene Stimme hervorzubringen sollte man nicht dem einen Meister an den Lippen hängen.

Wenn du dich etwas umschaust, wirst du sehen dass ich da selbst nicht sehr konsequent bin, manchmal sogar bewußt gegen vermeintliche Regeln verstoße, denn man lernt ja im Spiel mindestens genauso viel wie von guten Vorbildern,

aber das soll jetzt auch erstmal genug palavert sein.

Ich bin gesopannt auf deine nächsten Texte, und welche Bandbreite sie inhaltlich und stilistisch vielleicht haben...