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Normale Version: Letitia Elizabeth Landon: Fountain's Abbey
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Letitia Elizabeth Landon
1802 - 1838 Großbritannien / Indien / Ghana


Fountain’s Abbey*

Never more, when the day is o’er,
Will the lonely vespers sound;
No bells are ringing – no monks are singing,
When the moonlight falls around.

A few pale flowers, which in other hours
May have cheered the dreary mood;
When the votary turned to the world he had spurned,
And repined at the solitude.

Still do they blow ’mid the ruins below,
For fallen are fane and shrine,
And the moss has grown o’er the sculptured stone
Of an altar no more divine.

Still on the walls, where the sunshine falls,
The ancient fruit-tree grows,
And o’er tablet and tomb, extends the bloom
Of many a wilding rose.

Fair though they be, yet they seemed to me
To mock the wreck below;
For mighty the tower, where the fragile flower
May now as in triumph blow.

Oh, foolish the thought, that my fancy brought;
More true and more wise to say,
That still thus doth spring, some gentle thing,
With its beauty to cheer decay.

*"Many a garden flower grows wild": amid the ruins of the old monasteries,
many a weary hour may their cultivation once have beguiled. At Fountain’s
Abbey there is still preserved a species of pear peculiar to the place.



Letitia Elizabeth Landon

Fountain’s Abbey*

Lang schon liegt, wenn der Tag entflieht,
Dieser Platz stillschweigend da.
Nicht Glockenklänge – nicht Mönchsgesänge,
Nur das Mondlicht scheint so klar.

Und bleiche Blumen, die wohl einst die Stuben
In der Dämm'rung aufgehellt,
Wo der Mönch sich gesehnt, nach dem was er verschmäht,
Eingeschlossen in seine Welt.

Sie blühen still im Ruinen-Müll,
Die Kirche verfiel der Zeit,
Und das Moos drang ein, in den Denkmalstein
Und den Altar, der längst entweiht.

Und vor dem Wall, tief im Schattenfall,
Wächst noch ein alter Baum,
Über Tafeln und Grab, die rote Farb’
Der Rosen, die wie im Traum

Dort steh’n so schön, und ich kann es seh’n,
Sie lächeln dem Untergang;
Der Turm stand so prächtig, doch das Kraut allmächtig,
Es wuchert auf ihm entlang.

’S ist töricht gedacht, was Phantasie bracht’,
Doch hört es sich wahrhaft an;
Dass so auch entsteht, was für sich lebt:
Wahre Schönheit aus Untergang.


*"Manche Gartenblume wächst wild": Mitten in den Ruinen alter Klöster
mag ihre Kultivierung manch mühselige Stunde gekostet haben. In Fountain’s
Abbey kommt immer noch eine spezielle Sorte Birnen vor, die nur an
diesem Ort zu finden ist.
Hallo Josef,

ich muss gestehen, dass ich Gedichte mit Metrumwechsel wie dieses her als sehr anstrengend zu übersetzen finde. Es dann trotzdem glatt lesen zu können ist schon höhere Kunst. Aber mir hat diese Vorlage gefallen, deshalb hab ich mich auch so gut es ging dran versucht. Was nimmst du denn als Quelle, wenn du übersetzt, hast du Anthologien, aus denen du deine Stücke suchst oder bist du auch ein "Bücherwurm" im besten Sinne?


Nicht einen Schlag, verging auch der Tag,
ruft die Vesperglocke mehr
aus den Sälen zu Chorälen
Mönche unterm Mondlicht her.

Bleiche Blüten, die Farben sprühten,
Duft in Stunden voller Qual,
als vom Büßen weg zur süßen
Welt der Mönch den Geist empfahl

ranken sich um den Ruin noch hin,
Kapitell wie Kirche fiel,
dichtgrünes Moos deckt als Schicksalslos
den Altar, keinem Gott Domizil.

An Mauern noch immer voll Sonnenschimmer,
lehnt voll Obst ein alter Baum,
auf Inschrift und Stein liegt schwer wie Wein,
der Duft wilder Rosen im Traum.

Schön wie sie sind, scheints spotten sie lind,
dem Zerfall, dem Turm im Ruin,
der hochgereckt stand, und jetzt bedeckt
die Pflanze ihn siegreich mit Grün.

Als Traumbild erdacht, doch in Wahrheit verlacht,
weiser wär' dies, mehr wert:
Dass Zartes entsteht, dass darunter vergeht,
der Zerfall, von Schönheit verklärt.
Hallo Sneaky,

ich liebe !Gedichte mit Rhythmuswechseln; jedenfalls wenn diese regelmäßig sind, so dass sich wieder eine Art Strophenform ergibt. Eigentlich war und ist immer noch mein "Projekt", die wichtigsten und typischsten Gedichte der Englischen Romantik zu übertragen. Damit fing ich vor knapp 2 Jahren an, indem ich 2 alte Anthologien aus meiner Studentenzeit genommen habe, von denen ich annehmen darf, dass sie genügend zuverlässig sind, was die Texte betrifft, und, dass die dort stehenden Gedichte "repräsentativ" genug sind für mein Vorhaben (da die Bücher, die sogenannten Oxford Books of English Verse/ Romantic Verse für uns Studenten vom Dozenten empfohlen worden waren). Im Verlauf stellte sich aber heraus, dass das nicht ausreichte. So habe ich mir antiquarisch zumeist einige Einzelausgaben wichtiger Autoren wie Coleridge oder Keats oder Byron besorgt, wobei es mir mehr darum geht, Belegexemplare zu haben - ich betreibe hier keinen philologischen Textkorpuskult, da es sich nicht um eine wissenschaftlich-anglistische Arbeit handelt (die könnte ich sowieso nicht leisten), sondern um das freie Übersetzen genügend bekannter und "gesicherter" Texte. Ich versuche aber, eine ausgewogene Zusammenstellung zu bekommen, sowohl was die Themen als auch die AutorInnen betrifft. Wobei schon das nächste größere Problem angesprochen ist: wer ist heute repräsentativ? Ich musste feststellen, dass gegenüber meinen Studentenjahren (77-83) hier gewisse Veränderungen eingetreten sind. Insbesondere hat sich der Kanon der englischen Literatur um viele Frauen erweitert, die in den Oxfordbüchern der Achtziger nicht einmal am Rande erscheinen. Diese habe ich jetzt auch gebührend berücksichtigt. Es gibt einige neuere Anthologien u.a. sogar ausschließlich Frauen behandelnde, sowie eine ganz aktuelle von Duncan Wu:Romanticism, ein 1000-Seiten-Schinken mit vielen biografischen Hintergrundinformationen. Von den 31 von mir berücksichtigten Autoren der Zeit sind 12 Frauen, ein relativ hoher aber gerechtfertigter Prozentsatz. Trotzdem wollte ich nicht nur dieser gerade aktuellen Gender-Mode erliegen und bemühe mich weiterhin, die Gedichte beizubehalten, die im Verlauf der 200 Jahre englischer Rezeptionsgeschichte als die relevanten angesehen worden sind. Also mehr Keats als Charlotte Smith etwa. Das schon... Im Moment bin ich dabei die 150 Einzelstücke durchzugehen und hier und da noch Veränderungen vorzunehmen, ehe ich ich in immer neuen Übersetzungen "verzettele". Die nächsten 2 Wochen gehören aber der Familie und dem Ostseestrand von Bornholm.

Gruß
Josef