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Normale Version: W. Wordsworth: The world is too much with us
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William Wordsworth - The world is too much with us

The World is too much with us; late and soon,
Getting and spending, we lay waste our powers:
Little we see in Nature that is ours;
We have given our hearts away, a sordid boon!

This Sea that bares her bosom to the moon,
The winds that will be howling at all hours
And are up-gather'd now like sleeping flowers,
For this, for everything, we are out of tune;

It moves us not.—Great God! I'd rather be
A pagan suckled in a creed outworn,—
So might I, standing on this pleasant lea,

Have glimpses that would make me less forlorn;
Have sight of Proteus rising from the sea;
Or hear old Triton blow his wreathèd horn.


Die Welt ist zuviel mit uns

Ob früh, ob spät: verbrauchen und berauben;
vergeudet ist die Kraft: mit uns zuviel
die Welt, und sie zu schänden nur zum Ziel;
Nur weg gegeb’ne Herzen, bitt’re Trauben!

Die See wird Vater Mond allzeit erlauben,
in ihr zu weilen, immer wie im Spiel
vom Wind gepflückte Blume sanfter fiel;
Allein, wir sehen’s nicht, um es zu glauben;

Es rührt uns nicht - Mein Gott! - Ich wollt, ich wär
ein Heide, der an altem Glauben säugte, -
könnt’ ich auf brachen Feldern fröhlich stehen,

Die Bilder, die mir kämen, nicht so leer:
Proteus aus der Gischt des Meeres äugte;
das Muschelhorn Tritons’ würd’ ich erspähen.
Hallo,

das ist eine schöne Vorlage alibabacb (den Nick find ich sehr witzig, darf ichs aber trotzdem zu "ali" kürzen?

Wordsworth ist schwer, du hast es aber weitgehend treffend gelöst, bis auf die windgepflückte Blume im zweiten Quartett. DAs lese ich so, dass der Sturmwind, der sonst tobt, nun ruht wie schlafende Blumen. Die Stelle ist schwierig zu übertragen.

müsste es in deiner ersten Terzine nicht heißen
ein Heide, den der alte Glauben säugte ?

Gruß

Sneaky

Zu weltlich

Wir sind zu weltlich, schwächen früh und spät
durch Nehmen und Verschwenden alle Kraft
seh`n wenig, was Natur an Schönem schafft;
Gefühlskalt werden wir zurecht geschmäht.

Die See, die stets den Mond zum Bade lädt
der Wind, der heulend sonst die Wolken rafft
und sich dann wiegt, gleich Knospen auf dem Schaft,
dafür sind wir zu satt, zu aufgebläht.

Das rührt uns nicht. Bei Gott! Ich wünschte mir,
vom alten Glauben nur ein kleines Korn
dann fühlte ich im angenehmen Hier

mich nicht allein; wüßte vom Wunderborn;
Proteus zeigte sich an jedem Pier
Triton blies` ins gewundne Muschelhorn.
Hey Sneaky
Ja schreib nur Ali. Diese Stelle ist tatsächlich schwer zu übertragen, die mit dem Wind. Dieses up-gathered kann ja sowohl (ab)gepflückt bedeuten wie auch gesammelt. Im letzteren Fall hättest du recht, in Form von Sammlung, Beruhigung. Mit dieser 7. Zeile bin ich auch nicht so zufrieden. Mal sehen. Deine Version finde ich übrigens auch gelungen. Von dem "weltlich" war ich erst etwas überrascht, aber es trifft es doch, wenn man damit meint, dass die Menschen zu sehr in ihrer selbstgebauten "Welt" leben und ohne Beziehung zur Natur. Schön finde ich die fünfte und sechste Zeile. Eigentlich überhaupt die beiden Quartette (auch Zeile 8). Bei mir klingen die zerstückelter. Witzig, wie unterschiedlich man die Nachdichtungen machen kann. Deine Zeile 12 finde ich noch leicht unrund beim Übergang zu "wüßte", weiß aber selbst jetzt nicht genau wie man das anders machen sollte. Bei Zeile 10 würde ich dennoch dabei bleiben, dass der Heide am Glauben säugt. Oder besser: Der Heide, der vom alten Glauben säugte. Naja oder er wird vom Glauben gesäugt. Hmmm! Werd noch mal ne Nacht drüber schlafen. Danke für die Anmerkungen und LG Ali
Hallo Ali,

das "säugen" ist in jedem Fall die Fassung, die dichter am Original ist. Das konnte ich nicht so richtig einbauen in mein Versschema, weil ich schon auf das Muschelhorn geschielt habe.

Ich bin deshalb mehr ins Biblische gerutscht "...Glauben, so groß wie ein Senfkorn,dann.."

das "wüßte" kommt als Auftakt, gefolgt von zwei Senkungen, das ruckelt wohl zu stark. Hmmmm.
Gruß

Sneaky
Hallo ihr beiden,

interessant eure Übertragungen nebeneinander zu sehen. Inhaltlich ist wohl Sneaky naher dran, wobei mir klanglich die -afft-Reime nicht so behagen. Ich hatte das Sonett auch schon beäugt, aber dann doch übergangen, weil mir schon die Überschrift wenig fassbar schien. Sneaky's "ZU WELTLICH" ist da ein glücklicher Griff.

Karl Theodor Busch hatte seine erste Zeile übrigens
"Die Welt ist uns zu nahe..." begonnen. (Seine beste Stelle)


"Säugte": Es ist auf jeden fall der Glauben der die Heiden säugte, im anderen Fall hieße es "saugen".


LG ZaunköniG