Sonett-Forum

Normale Version: Walter Wadephul: Flötenspieler
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[Bild: 283.jpg]
Der Flötenspieler im Kurpark von Wiesbaden



Durch seine Patina glänzt Kupferröte,
tänzelnd wippt der Fuß zur Melodie
und leicht wie eine Vogelsymphonie
streckt sich sein Schwindleib, schlank wie seine Flöte.

Er spielt die Notenleiter auf; wie Kreise
des Himmels jede weitere Oktave,
und keinem Menschen gilt sein frohes Ave,
für sich und die Natur spielt er die Weise

und sieht doch selbst nicht, was um ihn passiert.
Allein das Ohr, das etwas Umwelt wähne,
und doch im eignen Spiel gefangen ist.

Ein Schwall, ein Strahl, der sich bald selbst gebiert.
Wenn er nur schaute, säh er die Fontäne,
die seiner Melodie das Gleichnis ist.
Hallo Zaunkönig,

das hat mir überwiegend gut gefallen. Über Worte wie "Schwindleib" kann man sich streiten, ich hab nix gegen solche Wortschöpfungen an sich, der Wirkungsgrad ist dabei immer subjektiv.

Was mir wenig gefällt ist die erste Terzine mit ihrem "wähne". Der Vergleich mit der Fontäne macht das zum großen Teil wieder wett, trotzdem drängt sich da das Gefühl von Reimzwang auf.

Vorschläge, wie man das lösen könnte, hab ich keine. Vielleicht kannst du sie nochmal überarbeiten?

Gruß

Sneaky
Hallo Sneaky,

es hat lange gedauert, aber die Änderungen sind um so tiefgreifender.
Den wähne/Fontäne-Reim habe ich erhalten, aber nun ist es ein echter Konjunktiv.


Flötenspieler

Durch seine Patina glänzt Kupferröte,
und tänzelnd wippt der Fuß zur Melodie
so leicht wie eine Vogelsymphonie
streckt sich sein Schwindleib, schlank wie seine Flöte.

Er spielt die Notenleiter auf; wie Kreise
des Himmels jede weitere Oktave,
und keinem Menschen gilt sein frohes Ave,
für sich und die Natur spielt er die Weise.

Wenn er nur sähe, was um ihn passiert.
Wenn nur sein Ohr ein Stückchen Umwelt wähne,
das ganz im eignen Spiel gefangen ist,

säh er den Strahl, der sich bald selbst gebiert.
berauscht' er sich am Rauschen der Fontäne,
die seiner Melodie ein Gleichnis ist.

leider ist die Sichtachse zur Fontaine mittlerweile von einer Weide zugewachsen. Ob man dem Grünflächenamt oder der Kurparksverwaltung mal einen Hinweis geben sollte?
Abgedruckt in:

Pommern
Zeitschrift für Kultur und Geschichte
Heft 3/2010
48. Jahrgang

auf der Umschlagrückseite in Bezug zum Artikel

Der Bildhauer Walter Wadephul (1901 - 1968)
Teil II: Ein Pommer in Bremen: Das Schaffen
in Harsefeld und Bremen in der Nachkriegszeit.
Seite 32 - 37

von Detlef Witt.

"Pommern"
ist im Abonement zu beziehen über die
Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH
Hochstraße 8, 81669 München

Einzelhefte?
Im ZS-Handel vermutlich nur bestellbar über die ISSN 00324167