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Normale Version: Hilko Schomerus: Großer Kruzifixus
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Hilko Schomerus

Großer Kruzifixus
in der Paulus-Kirche (Burgdorf Südstadt)


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Was ist es, das nach meinem Tod verbleibt?
So manches 'Wunder' hattet ihr bezeugt,
doch eine Sterbliche hat mich gesäugt.
Ihr schaut mich an und seht den schwachen Leib,

doch glaubt mir: Dieser Tod ist nicht das Ende.
Die schöpferische Kraft kann nicht vergehen;
sie wird in neuem Geiste auferstehen.
Ich lege diese Welt in eure Hände.

Heut bin ich Opfer blankem Neid und Hohn;
Wer las es recht, das Wort vom 'Gottessohn'?
Wird alles, was ich je erreicht zerstauben?

Wie Samen von den trocknen Halmen wehen,
zerstreut sich auch mein Geist, aufzuerstehen;
die Macht, sie liegt von nun in eurem Glauben.




Mit dieser Interpretation habe ich die (Haupt-)Intention des Künstlers wohl nicht ganz getroffen. Er selbst schreibt zu seiner Arbeit:

Zitat:Bei der Gestaltung des großen kruzifixus kam es mir in allererster Linie darauf an, das allgemeine Gedankenschema beim Betrachten des Gekreuzigten zu durchbrechen. Man kennt es nicht anders: Christus, der Gekreuzigte - noch Fragen?

Aber dieser Christus bewegt sich weg vom Kreuz, er kommt auf den Betrachter zu. Er reicht mir bei dieser Bewegung die Hand. Allein diese außergewöhnliche Geste soll den Beobachter zu einem tieferen Nachdenken über das dargestellte Geschehen herausfordern. Er soll genauer hinschauen. Er erkennt die mit roher Gewalt gemarterte Christusfigur. Das körperliche Leiden ist diesem Menschen deutlich anzusehen und sein verzweifelter Aufschrei: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" ist sehr gut nachvollziehbar.

Aber für unseren Glauben von ausschlaggebender Bedeutung ist wichtig, dass hier die Geschichte nicht endet. Christus steigt herab vom Kreuz, er kommt auf mich zu, reicht mir die Hand. Er ist der Auferstandene.

Es ist an mir, diese Hand zu ergreifen, auf ihn zuzugehen, mit diesem Christus ins Gespräch zu kommen.