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Normale Version: Albert Lozeau: Bonheur Rêve
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Albert Lozeau
1878 - 1924 Canada

BONHEUR RÊVE

J'AURAI pour vous aimer des tendresses nouvelles,
Des sourires plus doux des lèvres et des yeux
Que vous enfermerez dans votre coeur joyeux,
Comme de blancs oiseaux qu'on prive de leurs ailes.

Et vous aurez pour moi des grâces maternelles,
Des baisers délicats, des mots délicieux,
Des consolations apprises dans les cieux,
Avant votre venue en nos plaines mortelles.

Nous irons l'un et l'autre en l'azur infini
D'un rêve intérieur que n'aura pas terni
La réalité sombre au malheur condamnée.

Vous me direz: Mon frère, et je dirai: Ma soeur,
En savourant l'oubli du mal et la douceur
D'être l'âme qui va par la votre menée.


Schöner Traum

Die liebevollen Gesten will ich gerne glauben,
das süße Lächeln und den Blick, den man euch schenkt,
die euer frohgestimmtes Herz von mir empfängt,
die nehmt ihr an, so wie die zahmen weißen Tauben.

Mir scheint’s, daß Euch die mütterliche Anmut frommt,
die Küsse nur zart hingehaucht, die Worte köstlich;
Auf diese Weise ist’s wohl für den Himmel tröstlich,
wenn ihr in diese meine Niederungen kommt.

Wir beide spotteten dem himmlischen Azur
Und jeder Traum vor deiner Aura leis verblich;
Die wahre Welt ist nun zum Schattensein verdammt.

Wir reden miteinander wie geschwisterlich
Und Fehl und Tadel sind vergessen allesamt;
Wir wandeln glücklich auf der wahren Freundschaft Spur.
Hallo Zaunkönig,
hier bist du wieder einmal auf rechte Abwege geraten. In den beiden Quartetten ist es nicht gar so drastisch, aber er sagt eigentlich ganz deutlich, was er ihr zu bieten hätte (1. Quartett), d.h. Zärtlichkeit und Lächeln mit Augen und Lippen, die sie wie weiße Vögel (deine Tauben), denen man die Flügel gekappt hat, im Herzen einschließt. Soweit so gut.

Im 2. Quartett nun, was sie ihm zu bieten hat: mütterliche Anmut, zarte Küsse und köstliche Worte, die sie im Himmel gelernt hat (d.h. als sie noch ein Engel war), bevor sie sich auf die Ebene der Sterblichen begab. Auch hier also nur kleinere, aber schon deutlichere Verschiebungen.

Doch dann: "irons" ist die Zukunftsform von 'gehen' (deine Ironie??). Die Terzinen sind durchweg in der Zukunft gehalten. Hier begeben sie sich nun zusammen in die unendliche blaue Weite eines Traums, den auch die düstere Realität nicht abschwächen kann.
Und gemeinsam vergessen sie das Böse und genießen die Süße, eine (einzige) Seele zu sein, die von ihr geführt wird.

Das Bruder und Schwester sein würde ich nicht gar so wörtlich sondern eher im christlichen Sinne auffassen.

Gruss
Silja
Hallo Silja,

Die Ironie; - Ich habe ja schon befürchtet, daß ich hier daneben liege, aber sonst fiel mir nur noch Eisen ein und das ging ja irgendwie gar nicht...

Was hältst du eigentlich von der förmlichen Anrede? Oder wäre ein vertrauliches Du besser?

Die Zukunft ist schwierig zu übersetzen, da sie so viele Silben verbraucht. Schwierig finde ich auch die Bruder/Schwester-Stelle. ich dachte auch an sowas wie Glaubensbrüder/schwestern oder Brüder/Schwestern im Geiste, aber die in knapper Form unterzubringen...

Naja, hier erstmal meine bearbeitete Fassung:



Schöner Traum

Mit Zärtlichkeiten möchte ich Euch übergießen,
von meinen Augen, Lippen, zutraulichen Wangen.
In Eurem frohen Herzen könnt Ihr sie empfangen
und wie die zahmen weißen Vögel drin verschließen.

Ihr lerntet, wie Euch mütterliche Anmut frommt,
die Küsse nur zart hingehaucht, die Worte köstlich;
Auf diese Weise ist’s wohl für den Himmel tröstlich,
wenn ihr in diese meine Niederungen kommt.

Wir beide wandeln in dem himmlischen Azur
der Träume in ein strahlend helles Morgenland,
ist auch die Wirklichkeit zum Schattensein verdammt.

Im Wort verspür'n wir: unsre Seelen sind verwandt,
Und Fehl und Tadel sind vergessen allesamt;
In Einigkeit folgt meine Seele deiner Spur.
Hallo Zaunkönig,
ja, das hat schon sehr gute Fortschritte gemacht. Da es im Frz. ja auch die du/Sie Unterscheidung gibt, solltest du schon bei der förmlichen Anrede bleiben. Und das veraltete 'ihr' passt da doch sehr gut.

Ein kleines Problem sehe ich noch in Zeile 7/8. Es ist nicht *für den Himmel* tröstlich. Es heißt ausdrücklich, dass sie diese Gaben *im Himmel gelernt* hat - als Engel eben.

Die Zukunft ist ja im Deutschen mit dem Präsens auch schon abgedeckt. Die Terzinen haben also sehr gewonnen. Nur das 'verdammt' will mir nicht so recht gefallen. Denn es heißt ja, dass der schöne Traum durch die graue Wirklichkeit nicht geschmälert bzw. getrübt wird. Vielleicht fällt dir hier noch etwas Besseres ein.

Gruss
Silja
Die Zeile 11 ist schwierig, aber um zumindest das 'verdammt' wegzubekommen, das ja doch etwas heftig ist:



Schöner Traum

Mit Zärtlichkeiten möchte ich Euch übergießen,
von meinen Augen, Lippen, zutraulichen Wangen.
In Eurem frohen Herzen könnt Ihr sie empfangen
und wie die zahmen weißen Vögel drin verschließen.

Im Himmel lerntet Ihr, wie Euch die Küsse frommen:
mit mütterlicher Anmut zärtlich hingehaucht,
und köstlicheren Worten, wenn Ihr sie gebraucht,
seid Ihr in diese meine Niederung gekommen.


Wir beide wandeln in dem himmlischen Azur
der Träume in ein strahlend helles Morgenland,
kann sich die graue Wirklichkeit auch nicht dran messen.

Im Wort verspür'n wir: unsre Seelen sind verwandt;
Was wir an Fehlern je gesehen ist vergessen;
In Einigkeit folgt meine Seele Eurer Spur.