Sonett-Forum

Normale Version: Isabelle de La Roche-Guyon: Richesse
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I. R. G.
Isabelle de La Roche-Guyon
1833 - 1911 Frankreich

der Prolog aus
"Le Langueurs charmées"
1898


Richesse

Je disais: "Je suis pauvre, et telle est ma détresse,
Que plus jamais l'Espoir n' entrera dans mon coeur.
Combien je me trompais! mon aveugle rancoeur
Me laissait, nuit et jour, ignorer ma richesse.

La lutte me brisait sans qu'hélas! ma jeunesse
Pût goûter, un instant, le repos du vainqueur;
La souffrance en mon âme éveillait la tendresse
Sans me faire trouver l'amour sous la Douleur.

Le doute m' entourait de ses nuages sombres
Sans qu'aucune lueur en dissipât les ombres;
Le chagrin, dur tyran, me tenait dans ses fers...

Mais de l'oiseau captif, la voix n'est pas muette.
Je chantai comme il chante, et je devins Poète!
- Ah! je peux faire envie à l'immense univers!




Reichtum

Ich bin so arm, mit meiner Not so überfrachtet,
daß ich, wenn je die Hoffnung in mein Herz gesendet,
Welch ein Betrug! ich durch mich selber so verblendet
Tag und Nacht, daß ich mein’ Reichtum nicht beachtet.

Dies stete Ringen hat mich gnadenlos geschändet;
Nur kurz das Glück, hab ich der Jugend Sieg genossen,
doch hat das Leid mir Zärtlichkeit gespendet,
ist dem gepressten Leid die Liebe erst entflossen.

Der Zweifel fängt mich ein mit Wolkendunst ringsum,
und ohne, daß ein Schimmer durch die Schatten geht.
Der Kummer, mein Tyrann, quält mich nur täglich mehr.

Zwar sind die Stimmen aus der Vogelschau nicht stumm,
doch singt vergeblich ein vermeintlicher Poet.
Ich schaff im unermeßnen All wohl kaum Begehr.
Hallo Zaunkönig,
hier stimmen die Bezüge an vielen Stellen nicht so recht.
Ich habe deine Fassung zur Abwechslung mal selbst überarbeitet. Welche Freude, wenn die Reimwörter schon alle vorgegeben sind, und man sich nur um den "Text" kümmern muss. Also etwa so:

Ich sagte mir, bin arm, mit Not nur überfrachtet,
daß niemals mehr die Hoffnung in mein Herz sich wendet.
Wie irrte ich! Mein Groll hat mich so sehr verblendet
dass Tag und Nacht, ich meinen Reichtum nicht beachtet.

Das stete Ringen hat mich gnadenlos geschändet;
und nie hat meine Jugend einen Sieg genossen,
zwar hat das Leid dem Herzen Zärtlichkeit gespendet,
doch ist dem Schmerz die Liebe nicht entflossen.

Der Zweifel fing mich ein mit Wolkendunst ringsum,
und ohne dass ein Schimmer durch die Schatten weht'.
Der Kummer, mein Tyrann, quälte mich täglich mehr...

Doch ist der Vogel, der im Käfig sitzt, nicht stumm,
Ich sang, so wie er singt, und wurde ein Poet.
Ach ja, ich schaff im Universum selbst Begehr!

Gruss
Silja
Hallo Silja,

was so ein paar Silben ausmachen können!
In der ersten Zeile fehlt mir vor 'bin' das Pronomen.
Was hältst du von:

Zitat:Ich dachte, ich sei arm...

und in Zeile 11 ist noch ein kleiner Rythmusfehler, aber so geht's

Zitat:dass nicht ein leiser Schimmer durch die Schatten weht'.
und mein Tyrann, Der Kummer, quält mich täglich mehr...

ich denke, dann haben wir's.


LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,
freut mich, dass du mit diesem Gemeinschaftswerk zufrieden bist. In der Eingangszeile würde ich dann dem Original entsprechend lieber - Ich sagte, ich sei arm - sagen. Du hast da übrigens nur einmal Anführungsstriche gesetzt. Wenn die gleich danach kommen, dann auch "ich bin arm".

Gruss
Silja
Hallo Silja,

die Anführungszeichen werden auch im Original nicht geschlossen. Ich sehe das Ende der Wörtlichen Rede aber am Ende des ersten Quartetts.

LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,
nein, ich meine, die müssten spätestens am Ende von Zeile 2 stehen. Ab da fängt er ja an, über seinen Irrtum nachzudenken.

S.
Hast ja recht...

LG ZaunköniG