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Normale Version: Isabelle de La Roche-Guyon: Consolation
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Dann stelle ich doch den Epilog aus dem selben Buch noch daneben:

Isabelle de La Roche-Guyon
1833 - 1911 Frankreich


Consolation

Comme un roseau luttant contre les vents du Nord,
Avec la vie, un jour, je luttai face à face:
Tout... prières et leurs et mépris de la mort,
J'essayai tout, bien tout, quand enfin je fus lasse.

Ou folie ou raison... Ah! je le sais, j'eus tort;
Sans ailes, j'avais cru ´m'élancer dans l'espace;
Quoique aveugle, embrasser l'astre qui brille et passe,
Et, blessée, arriver en courant jusqu'au port.

Fatale vanité! tombant sous ma faiblesse,
Je compris que mon coeur, jouet des ouragans,
Devait, brisé, meurtri, s'arrêter pour longtemps.

Mais voilà qu'aujourd' hui ce coeur plein d' allégresse
Renaît, sans regretter ce qu'il crut un trésor,
Car par toi, Poésie, il se sent vivre encor.



Trost

Wie Schilfrohr lebenslänglich mit dem Nordwind ringt,
so kämpf auch ich mit meinen Tagen Aug in Aug.
Ob Tränen, Andacht oder Todverachtung taugt:
ich habs versucht, bevor ich noch darniedersink.

Wo ist Vernunft, wo Wahn? Mir ist die Schuld bekannt,
und ohne Flügel stürz ich in den Zwischenraum.
Zwar blind, umfang ich doch den Stern, und sei er Traum,
und, selbst verletzt, erheb ich ihn von eigner Hand.

Fatale Eitelkeit: in Ohnmacht selbst versinkend
verschließe ich mein Herz: Ein Spielball in den Winden.
Geknickt, gebrochen, tot, wie’s so am Boden liegt.

Doch heute spür ich dieses Herz, den Jubel trinkend,
heut klaglos auferstanden und sich neu erfindend,
durch dich, die Poesie, mit der das Leben siegt.
Hallo Zaunkönig,
hier ist es bei einer kleinen Überarbeitung geblieben, wobei aber sich aber vor allem im zweiten Quartett einiges geändert hat. Vor allem deine Terzinen gefallen mir besonders gut. Was meinst du hierzu:

Wie Schilfrohr lebenslänglich mit dem Nordwind ringt,
so kämpft‘ auch ich mit meinem Leben Aug in Aug.
Ob Tränen, Andacht oder Todverachtung taugt:
ich habs versucht, bevor ich noch darniedersink.

Ob Wahnsinn, ob Vernunft? Recht war es nicht,ich weiß,
denn ohne Flügel stürzte ich mich in den Weltenraum.
Zwar blind, ergriff ich doch den Stern, flüchtiger Traum,
verletzt erreichte ich den Hort vom Laufen heiß.


Fatale Eitelkeit: in Ohnmacht selbst versinkend
verschloss ich lang mein Herz: Ein Spielball in den Winden.
Geknickt, gebrochen, tot, wie’s so am Boden liegt.

Doch heute spür ich dieses Herz, den Jubel trinkend,
jetzt klaglos auferstanden und sich neu erfindend,
durch dich, die Poesie, mit der das Leben siegt.
Hallo Silja,

'mein Leben' und 'Weltenraum' gefällt mir gut, auch die kleinen Änderungen in den Terzinen. Aber warum ist er vom Laufen heiß,
wo es doch vorher hieß daß er stürzt?

LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,
gute Frage. 's'elancer' heißt 'sich stürzen' oder auch 'sich aufschwingen'. 'Heiß' ist natürlich reimbedingt, aber 'en courant' heißt 'im Laufen'.

Wenn wir da also etwa 'schwang ich auf mich in den Weltenraum' nehmen, dann haben wir das Problem noch immer nicht so ganz behoben. Aber diese beiden Bilder sind wie gesagt im Original enthalten.
Sonst noch eine Idee?

Gruss
Silja
Hallo Silja,

das 'stürzen' gefällt mir eigentlich ganz gut in dem Kontext. Ich vermute eher das das 'Laufen' ein allgemeines Synonym für 'Bewegung' ist. Im Deutschen sagt man ja auch daß ein Auto läuft obwohl es fährt, oder daß die Nase läuft obwohl sie tropft.

LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,
nun, courir ist normalerweise schon das eigentliche Laufen, Rennen, Eilen usw. Aber das Problem lag für mich auch eher in dem Reimpaar von Zeilen 4 und 8, denn deine "Schuld" war mir viel zu stark. Ich lese das so, dass er einfach nur wusste, dass er unrecht hatte. Aber egal, ob ich versuchte, auf "recht", "nicht" oder eben "weiß" zu reimen, war das dazuerfundene "heiß" das beste, was mir dazu einfallen wollte, und das musste ja nun irgendwie inhaltlich eingefügt werden. Vielleicht ist ja in deinem reichen Reimschatz noch etwas anderes Passenderes enthalten.
Schau doch mal nach.

Gruss
Silja
Hallo Silja,


Auf 'recht', 'nicht' oder 'weiß' fällt mir spontan nichts passendes ein.
Ich finde ja nach wie vor -kannt / Hand sehr gelungen...

War's Wahn? Vernunft? Ich hab den Irrtum / Fehler bald erkannt

LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,
hm, ja, eine schwierige Stelle. Aber wo kommt deine "Hand" denn eigentlich her? Da steht doch nur, dass er wieder zurückrennt, nachdem er den Stern geküsst hat, und sich auf dem Rückweg irgendwie verletzt hat. Von daher ist das Rennen vielleicht gar nicht so abwegig, denn er hat ja keine Flügel, versucht zu fliegen, erreicht den Stern und fällt dann wohl zurück, verletzt sich im Absturz und rennt heim. Oder?

vielleicht:

Ob Wahnsinn, ob Vernunft? Mein Fehler mir bekannt
x
x
verletzt erreiche ich im Lauf das sichre Land?

Das ist jetzt wirklich sehr nah an dem Original, aber den Lauf könnte man noch austauschen, wenn er dir wirklich gar nicht eingeht.

Gruss
Silja
Hallo Silja,

Die Hand steht da nirgends, ich hatte die Wendung "von eigener Hand" synonym für "selbst" benutzt, das ich freilich auch drin habe. In dem Kontext wohl nicht so ganz glücklich. In Zeile 8 würde ich aber lieber richtung "eilen" interpretieren:

"verletzt erreichte ich zu schnell das feste Land"

"sicher" ist mir zu positiv besetzt, wo er doch gerade hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen ist.


LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,
na, dann nehmen wir doch das, und nun haben wir's!

Gruss
Silja