Sonett-Forum

Normale Version: DIE TREUE DES JUDAS
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Es war mein Kuß, er brachte dir Verderben,
und meine Lippen brachten dir den Tod,
sie trieben dich in Schmerz und höchste Nor.
Am Kreuze, Meister, da sah ich dich sterben.

Jedoch, dein Tod, er löste unsre Schulden,
du rettetest die Seelen aus dem Feuer.
Dein Opfer - unaussprechlich, ungeheuer,
so groß die Pein, du wolltest sie erdulden.

Ich opferte den Leib, Herr, der dich hüllte.
Ich gab dich hin dem Tod, dem Auferstehen,
und deshalb flucht die Welt nun meinen Namen.

Ich durfte führen dich, und ich erfüllte
so meine Schuld, vom Schicksal ausersehen.
Ich durfte pflanzen ihn - des Lebens Samen.
Hallo Salamanda,

Nun also doch der Judas.
Du schreibst aus einer heutigen Perspektive?
Wenn ich mich nicht wieder falsch erinnere hatte Judas doch Selbstmord begangen, also seine Rolle selbst nicht als Werkzeug der Erlösung gesehen, sondern den Verrat und eigenen Unglauben nach dem Wunder der Auferstehung bereut.

LG ZaunköniG
Lieber Zaunkönig!

Ich muß zugeben, daß ich schon immer eine Einstellung zu Judas hatte, die ein wenig unorthodox gewesen ist. Dadurch, daß er Jesus verraten hat, hat er ja dessen Opfertod und dessen Auferstehung erst ermöglicht und so der ganzen christlichen Heilslehre den Weg geebnet.
Der Selbstmord Judas' ist durchaus keine allgemeine These. Er wird nicht in allen Evangelien erwähnt, und es gibt Forscher, die behaupten, daß ihn die Evangelisten, die ihm den Selbstmord andichten, damit nur diskreditieren und aus der Geschichte entfernen wollen. In den Apostelbriefen wird ein Jünger erwähnt, bei dem es sich nur um Judas handeln kann. Ich muß die genaue Stelle einmal heraussuchen.

Darüber hinaus steht uns ja seit einiger Zeit das Judas-Evangelium zur Verfügung, welches meine Haltung widerspiegelt, und welches ich auch als Grundlage obigen Sonetts verwendet habe.

Ja, ich sehe die Schwierigkeit, diese Informationen nicht in den Text einbauen zu können und ihm folglich ein Stück seiner Plausibilität vorenthalten zu müssen.

Vielleicht kann man in so einem Fall eine Art Vorwort oder ein Zitat aus dem Judas-Evangelium dem Text voranstellen, um ihn inhaltlich und thematisch zu verorten.
Wäre das denn ein gangbarer Weg?

Viele Grüße und vielen Dank für deinen Kommentar,
Salamandra!
Hallo Salamandra

Ja, ein Zitat, mit Quellenangabe wäre sicherlich sinnvoll. Auch bei den anderen Sonette ist es vielleicht gut, wenn du die jeweilige Bibelstelle angibst, auf die du dich beziehst.

LG ZaunköniG