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Normale Version: Gerd Grimm: Junge Frau vorm Spiegel
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Gerd Grimm 1911-1998

Junge Frau vorm Spiegel

Ein Rest von alten Kindertagen, scheint’s,
als kleine Nasen sich an Spiegeln pressten,
den Zauberbildermacher auszutesten,
liegt noch im Blick der jungen Frau, die eins

noch mit sich selbst nicht ist, noch prüft und schätzt,
was ihr der Spiegel öffnet an Optionen,
So dringt ihr Blick in tiefere Regionen
des Spiegelabgrunds weiter vor. Doch jetzt,

als ob sich eine völlig andere Person
aus ihr herauslöst und sie kühl und fremd,
ratlos zurücklässt vor der Spiegelwand -

war dies die Zeit, die unberührt hiervon
Gesicht und Gegenbild nicht wiederfand
und unversehens blich ihr Baumwollhemd?


[Bild: 021.jpg]
Hallo,

ein klasse Bild, und ein starker Text, der aber für mich noch ein paar kleine Macken aufweist.

Da sind Zeile 4 und 5 mit ihren "noch"-Häufungen und viele "Spiegel" durch den ganzen Text.

Zeile 6 mit der einen Silbe zuviel und der Frage "öffnen sich Optionen" oder "eröffnen sie sich?" Da könnte z.B. was er eröffnet an Optionen sein.

Kurioserweise funktioniert der Text für mich besser, wenn ich die beiden Terzinen in der Reihenfolge drehe.

...doch jetzt
war dies die Zeit

und das Gedicht dann mit der Zeile
ratlos zurücklässt vor der Spiegelwand

endet

Sehr gern gelesen

Gruß

Sneaky