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Sir Samuel Ferguson: Paul Veronese III - ZaunköniG - 08.02.2010 Sir Samuel Ferguson 1810 - 1886 Irland Paul Veronese III They err who say this long-withdrawing line Of palace-fronts Palladian, this brocade From looms of Genoa, this gold-inlaid Resplendent plate of Milan, that combine To spread soft lustre through the grand design, Show but in fond factitious masquerade The actual feast by leper Simon made For that great Guest, of old, in Palestine. Christ walks amongst us still; at liberal table Scorns not to sit: no sorrowing Magdalene But of these dear feet kindly gets her kiss Now, even as then; and thou, be honorable, Who, by the might of thy majestic scene, Bringest down that age and minglest it with this. III Es irrt, wer die zurückgezogne Front Palladios Palasts und das Brokat, an Webstühlen gewirkt in Genua für Masquerade hält, die nur gekonnt die Szene in ein sanftes Leuchten fasst, mit Mailänder Geschirren goldenfarb, beim Fest, das der lepröse Simon gab in Palestina für den hohen Gast. Der Heiland hatte unsern Tisch beehrt; Es trauerte dort keine Magdalene - Sie küßte seinen Fuß voll Zärtlichkeit. Genau wie damals! Du bist ehrenwert, der wirkungsmächtig mittels dieser Szene die alten Zeiten bringst in unsre Zeit. RE: Sir Samuel Ferguson: Paul Veronese III - Silja - 09.02.2010 Hallo Zaunkönig, ich finde dieses Sonett im Englischen nicht gerade übersichtlich. Da hast du etwas mehr Klarheit hereingebracht. Aber in den Terzinen schwenkt Ferguson auffällig ins Präsenz um und sagt, dass der Heiland noch immer unter uns weilt und an unserem Tisch sitzt, *auch wenn* da jetzt keine Magdalene mehr dabei ist. Diesen Aspekt solltest du mitaufnehmen, finde ich. Ansonsten hast du es aber sehr schön hingekriegt. Wie gesagt, in mancher Hinsicht gefällt mir deine Version um einiges besser. LG Silja RE: Sir Samuel Ferguson: Paul Veronese III - ZaunköniG - 09.02.2010 Hallo Silja, Einen Schwenk sehe ich da nicht unbedingt. Jedenfalls kann ich aus den Quartetten noch keine grammatikalische Zeit herauslesen. Wenn man vom einleitenden "They err" einmal absieht, das ich aber auch als Gegenwart lese. Der Gegenwartsbezug des Bildes ist durch die Schlußzeile wiedergegeben. Nun ist Ferguson kein Zeitgenosse von Paul Veronese. Veronese aber von Palladio, also der gewählten Bildkulisse. Es ist also zunächst mal dessen Gegenwart gemeint. Oder siehst du das anders? Zitat: *auch wenn* da jetzt keine Magdalene mehr dabei ist Vielleicht ist es hilfreich das Bild mit einzustellen: Beim Gastmahl von Simon dem Aussätzigen, (in Bethanien: Mk 14,3-9) wird eine namenlose Frau erwähnt, die ihn salbt. Papst Gregor I. identifizierte 591 (darin Hippolytus († 235) folgend) in einer Predigt Maria von Magdala mit der Sünderin, die Jesus die Füße wäscht und deren Name nicht überliefert ist (Lk 7,36-50 EU). Diese Identifikation wurde ein Teil der katholischen Tradition um Maria Magdalena, in der diese auch mit Maria von Bethanien, der Schwester Marthas und Lazarus’ gleichgesetzt wird. Ich lese es also eher "auch wenn sie hier nicht weint", denn bei den Evangelisten wird diese Salbung als vorausschauende Letzte Oelung beschrieben. "Sie hat dieses Öl auf meinen Körper gegossen, um ihn schon im voraus für das Begräbnis zu salben" Liebe Grüße ZaunköniG |