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Oscar Wilde: Easter - Druckversion

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Oscar Wilde: Easter - Sneaky - 29.04.2014

THE silver trumpets rang across the Dome:
The people knelt upon the ground with awe:
And borne upon the necks of men I saw,
Like some great God, the Holy Lord of Rome.
Priest-like, he wore a robe more white than foam,
And, king-like, swathed himself in royal red,
Three crowns of gold rose high upon his head:
In splendour and in light the Pope passed home.
My heart stole back across wide wastes of years
To One who wandered by a lonely sea,
And sought in vain for any place of rest:
'Foxes have holes, and every bird its nest,
I, only I, must wander wearily,
And bruise my feet, and drink wine salt with tears.'

Trompeten schmettern, Silberglanz und Chrom,
in Ehrfurcht knien die Gläubigen auf Steinen
und Schultern tragen ihn herbei, den einen,
geehrt wie Gott, den Pontifex von Rom.
Die Kaisertoga fließt als Purpurstrom
hin über schneeig weißes Priesterleinen,
drei Kronen sieht man überm Haupt aufscheinen,
so zieht voll Pracht der Papst in seinem Dom.

Wenn meine Augen Jesu Leben schauten,
so sähen sie ihn, suchend und allein,
kein Ort, sein müdes Haupt zum Schlaf zu legen.
„Die Vögel haben Nester, Füchse Bauten,
nur ich bin wunden Fußes auf den Wegen,
und meiner Tränen Salz würzt mir den Wein.


RE: Oscar Wilde: Easter - ZaunköniG - 02.05.2014

Hallo Sneaky,


Dir ist wieder eine stimmungsvolle Übertragung gelungen, an einigeni Stellen allerdings m. E. zu frei.

Da du den Dom als Reimwort in Zeile 8 gewählt hast, hast du Chrom in der ersten Zeile verwandt. silberfarbenen Chromstahl gab es aber zu Wildes Zeiten noch nicht. Damal wurden Chromsalze vor allem als farbige Pigmente benutzt. Wenn die trompeten silbern waren, enthielten sie sicher kein Chrom.

Vom Gegensatzpaar "weißer als Schaum / königliches Rot" hat du nur das Königspurpur erhalten. Dies unschuldige weiß ist aber wichtig um die Terzinen zu verstehen. Nur den Königspurpur zu nennen, klingt, als würde er dem Papst eine Anmaßung unterstellen, nämlich die Verweltlichung seines Amtes.

In Zeile 10 wird bei dir nicht deutlich, daß das "zurück" zeitlich gemeint ist, Wenn du die "weiten Öden der Jahre" aus Platzgründen nicht unterbringen kannst, muß zumindest ein deutlicher Jesus-Bezug her. Ob das abschließende Jesus-Wort bekannt genug ist? Dieses Zitat hängt bei dir auch in der Luft. Es wird nicht klar, daß der Suchende dort spricht. Das Zitat könnte Wilde bei dir auch auf sich selbst bezogen haben. Zumal das "als" in Zeile 10 auch als "wie" gelesen werden kann. In älteren Texten nicht unüblich. In dem Fall würde Wilde auf seinen eigenen Weg zurückblicken.

Du verlangst dem Leser also einiges an Vorbildung ab, daß er nicht fehlgeleitet wird.

Gruß
ZaunköniG


RE: Oscar Wilde: Easter - Sneaky - 03.05.2014

Hallo zaunkönig,

das Chrom ist eine Notlösung für den Reim gewesen, kalr. Allerdings wird Chrom nicht erst seit Anfang des 20 Jhdt. verwendet, um Metalle zu härten. Verchromen selber ist ein Patent aus den 20-er Jahren, wenn ich mich recht erinnere.

Das "weiß" dachte ich über "Leinen" eingebracht zu haben. Aber das ist kein großer Aufwand. Über Purpurtoga gehts. Ich sehe da im übrigen durchaus einen Vorwurf, weltliche Macht zu usurpieren. Das "weiß" ist da m.E. mehr ein Vorwurf in Richtung des Werts, den ein derartig reines weißes Leinen hat, als als Hinweis auf die Reinheit, die der Farbton (auch) symbolisiert. Angeprangert wird hier ja alles, was der instiutionalisierten katholischen Kirche vorgeworden wird: Machtdenken, Protzentum, Gepränge, etc...

die Purpurtoga überfließt als Strom / des Kaisers Purpur überfließt als Strom
das blendendweiße priesterliche Leinen.

Mit dem Zeitbezug mach ich mir nochmal nen Kopf. Das Jesuszitat war mir geläufig, daher habe ich nicht groß darüber nachgedacht, ob und iwe bekantn es sein könnte. Aber eine NEubearbeitung der Terzinen kann ja nicht schaden.

Danke und Gruß

Sneaky

P.S.
So, hab überarbeitet.