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Vom Traum einer Sommernacht - Druckversion

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Vom Traum einer Sommernacht - Friedrich - 30.07.2014

Vom Traum einer Sommernacht


Ins Abendlicht getaucht verströmen Wickentrauben
betörend sinnlich ihre Gegenwart. Sie glüht
entflammt, ihr süßer Duft berauscht. Im Dunst versprüht
der heiße Sommertag. Sein Sonnenfeuer rauben

die Häscher einer Vollmondnacht – Magie erblüht
gehaucht in Ätherschein, geschmückt mit goldnen Hauben
umgarnen Elfen Oberon wie Turteltauben.
Titania bereits nervös, beäugt bemüht

das tolle Treiben völlig aus dem Gleichgewicht
verliert sie Halt und Fassung, fällt kopfüber tief
in weichen Blütengrund, wo trunken Puck, der Wicht,

genüsslich Nektar schlürft. Sie lächelt erst lasziv,
dann breit – ihr Zauber wirkt, ihr Holder flieht, ihn sticht,
ihn jagt ein Elfenmückenschwarm – was Puck verschlief…


© Friedrich


RE: Vom Traum einer Sommernacht - ZaunköniG - 30.07.2014

Hallo Friedrich,


Diesen text hättest du auch gut in den Sonetten zu Bühne und Film posten können.

Die fünfte Zeile hängt etwas in der Luft. Was rauben denn die Häscher einer Vollmondnacht? Oder ist es ein Tippfehler und es muß "eine Vollmondnacht" heißen?

Sommerliche Grüße

ZaunköniG


RE: Vom Traum einer Sommernacht - Friedrich - 30.07.2014

Hallo ZaunköniG,

du kannst ihn gerne verschieben, denn ich war mir nicht sicher... Grund ist ein ganz profaner: Der Anlass für das Sonett waren die nervigen Mücken einer drückend heißen Sommernacht... Also eigentlich ein saisonales Sujet, wenn auch afuf eine andere Ebene transponiert.

ad Zeile 5: kein Fehler, sondern die Konstruktion ist ein Apokoinu. Das koinon (Verbindungsstelle/Gelenkstelle) ist "sein Sonnenfeuer" in Zeile 4.

LG aus einem Donner rollenden und im Dauerregen triefenden Wien
Friedrich


RE: Vom Traum einer Sommernacht - ZaunköniG - 31.07.2014

Hallo Friedrich,

Ein guter Text berührt ja oftmals verschiedene Themen, von daher kann er auch unterschiedlich einsortiert werden. Maßgeblich ist dann eigentlich, welcher Aspekt Dir als Autor am wichtigsten ist.

Dein Apokoinu ist zumindest heute eine ehe ungewöhnliche Konstruktion. Ich kann die Stelle auch nach deiner Erklärung nicht flüssig lesen.
Hast du diese Form absichtlich gewählt? Ich kenne so etwas aus experimentellen, oft humoristischen Texten. Allerdings war die Konstruktion immer auch typografisch besonders hervorgehoben, und sei es nur durch exponierte Zeilensprünge.

LG ZaunköniG


RE: Vom Traum einer Sommernacht - Friedrich - 31.07.2014

Hallo ZaunköniG,

vielleicht bin ich zu sehr auf meine eigene Lesart (Interpretation) fixiiert - dein Einwand ist sicherlich berechtigt. Grundgedanke war der Punkt, wo die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und die Dämmerung hereinbricht. Dies würde aber (und das verstehe ich) voraussetzen, den Text vorher zu "erarbeiten", was aber uU kontraproduktiv ist - aus verschiedenen Gründen.
Daher setze ich vor "sein Sonnenfeuer" einen Punkt.

Bei der Einordnung ist in diesem Fall wohl der Text im Theater-Thread besser aufgehoben, da damit der vordergründige Bezug auf das verwendete Motiv deutlicher wird. Du kannst es gerne verschieben.

LG Friedrich