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Rosa Mayreder: Zwischen Himmel und Erde - ZaunköniG - 12.06.2007 Petra an Laurentius? Rosa Mayreders "Zwischen Himmel und Erde" ist ein Zyklus aus 105 Sonetten, alle streng geformt nach dem Schema 'abba abba cdc ede'. Das erste Sonett, eine Klage an Gott über die Täuschungen Amors ist als Mottogedicht dem Zyklus vorangestellt. In vier Kapiteln 'Erstes Begegnen', 'In den Höhen', 'Niedergleiten' sowie 'Wandlung und Ende' Wird der Verlauf einer Liebe beschrieben, die am Ende scheitern muß. Eine unerfüllte Liebe in Sonetten; ein Vergleich mit Petrarcas 'Canzoniere' oder Dantes 'Vita Nova' drängt sich auf; Doch dieser Zyklus ist von einer Frau geschrieben und 700 Jahre jünger. Verlegt 1908 bei Diederichs in Jena, ist der Band nun selbst 100 Jahre alt. Über manche antiquierte Wendung kann man da getrost hinwegsehen. Was schon auf den ersten Seiten auffällt ist der gleitend schreitende Gesang ihrer Zeilen. Rosa Mayreder ist eine Meisterin der strengen Form. Offensichtlich war dieser Kranz von Beginn an auf größere Distanz angelegt, jedenfalls vermisse ich nicht die Handlung in den ersten Sonetten; Gerne lasse ich mich in ein Stimmungsbild entführen, das genau betrachtet, nichts konkretes beschreibt: Ein tiefes Atemholen für das, was später noch zu sagen ist: Der Zauber der ersten Begegnung, die Frage, wie man sich näher kommt und die wunderbare Erkenntnis, schon gewonnen zu haben, da man ja mit leeren Händen kam. Die Rosendornen, der Morgentau, das ganze Füllhorn Petrarkischer Tradition wird hier ausgeschüttet; alles in allem sehr stimmig, man nimmt ihr jede Silbe ab, aber im ersten Kapitel noch wenig Überraschendes. Zitat:Es glänzt dein Aug in wunderbarer Helle! Doch mit den alten Versatzstücken fügen sich vermehrt auch originellere Bilder ein, und während das Einleitungssonett noch an personifizierte Renaissance-Götter denken ließ, weicht dies Bild nun einem neueren Gottverständnis, als einem 'der da webt in allen Dingen', und selbst durchdrungen von Göttlichem ist den Liebenden 'In den Höhen' nichts mehr unmöglich: Zitat:Der Adept und folgerichtig postuliert sie ihr Glaubensbekenntnis: Zitat:Was ist, das ist für alle Zeit errichtet Daß der Erwählte (er bleibt übrigens namenlos) etwas bodenständiger ist wird zum ersten Mal, hier noch hoffnungsvoll euphemisiert, in der Auslegung angedeutet: Zitat:Und fragst du, wo er sei, der Ungenannte - Doch nahtlos geht es in 'Niedergleiten' über. Scheint die Kapitelüberschrift noch unpassend an ihrer Stelle, findet sich der Leser bald im zermürbenden Alltag wieder, und wie im richtigen Leben ist nicht klar wie es soweit kommen konnte, wo der Umschwung stattgefunden hat. Nach Liebesfeier und -Leiden folgt mit 'Wandlung und Ende' die Phase der Refektion, mit alten, aber sehr wahren Erkenntnissen: Zitat:II. Das Buch endet nicht mit einem Wiedersehen, weder hier, noch in einem erhofften anderen Leben, da ist sie dann doch keine Petra; das Ende ist wirklich ein Ende, und doch geht etwas Tröstliches aus von dem Bewußtsein wirklich geliebt zu haben, oder wie Mayreder es ausdrückt: Zitat:Eh noch die holde Wärme ganz verglühte, Rosa Mayreder Zwischen Himmel und Erde 1908 bei Diederichs in Jena erhältlich im gut sortierten Antiquariat ;) |