Edna St.Vincent-Millay: Die Schwertlilie im Sumpf - Druckversion +- Sonett-Forum (https://sonett-archiv.com/forum) +-- Forum: Andere lyrische Übersetzungen (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=235) +--- Forum: Englische Lyrik (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=267) +---- Forum: Lyrik aus den USA (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=375) +----- Forum: Edna St. Vincent Millay (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=323) +----- Thema: Edna St.Vincent-Millay: Die Schwertlilie im Sumpf (/showthread.php?tid=660) |
Edna St.Vincent-Millay: Die Schwertlilie im Sumpf - Sneaky - 23.08.2007 Gott berief uns, und wir ließen unser Heim den schwarzen Aschen, Eden stand gut nachbarlich offen unsren leeren Taschen. Hell erstrahlten dort die Lampen, und Gott selbst ging uns voraus, doch ich trauerte im Gehen, sehnte mich nach meinem Haus. Unbeachtet, rief ich weinend „Alles was ich je gesehn, lebe wohl! Für jetzt und immer, wird was wert war, nun verwehn. Schattenspiele, die müd tanzen Tag für Tag dort im Kamin (rot erglühte alle Wände, rot sah ich die Drähte glühn). Lebe wohl, du kleiner Lufthauch, der die Funken hob ins Licht, lebe wohl, du armer Tag, mit den Händen vorm Gesicht. Ihr, von schwarzem Rost befallen, oder falschem Sonnenlicht, Lebt nun wohl für alle Zeiten, grüne Gärten, satt und dicht. Auf bekalmten Himmelshügeln ragen weiß und ewigstolz, Lilien, die ich nicht seh`n mag, hoch am See aus Ebenholz. Und die Erde soll für immer, etwas sein wo nichts mehr sprießt? Morgen ohne Blütenöffnen, Abend, wenn kein Kelch sich schließt? Frühling wird’s, er geht gemächlich über dumpfgewordnes Land, steht an einem leeren Bachbett, tote Samen in der Hand. ____________________ Gott berief uns und wir kamen, doch der Pfad zur Herrlichkeit war mir bitter, tief im Herzen, da lag ich mit Gott im Streit. Und ich sagte„Mag der Himmel sich in Herrlichkeit entfalten, doch gabs auf der Welt nur Sünder wert, Vergebung zu erhalten? Welkes Gras, unnützes Wachsen, Knospenschmerz an dürrem Strauch, klein, so klein, dass Gott vergaß, riefen durch den dichten Rauch. „Sieht man Wunder über Wunder dort in dem gelobten Land liegt doch was ich jemals wusste hinter mir als Feuerbrand. Hört man auch im Himmel alles, was man je an Klang entbehrt, Ist doch was ich jemals hörte, nun ein Schrei im Flammenherd..“ ___________________________ Gott hat unsren Zug geführt, wie der Hirte vor der Herde, Kranke folgten seinem Schritt, Schwache, müde unsrer Erde freuten sich dass alle Freuden weichen und der Frieden naht, doch Gott hatte eins vergessen, meinen Zweifel: seine Saat führte mich weg von der Herde, und ich fiel ein Stück zurück, dachte an den Himmelsfrieden duckte mich vor Gottes Blick. Und ich sah hinauf zum Himmel dachte „ewige Seeligkeit“ und entglitt wie Wassertropfen aus der Hand der Heiligkeit. Alle sahen nur das Leuchten, kein Auge fiel auf mich dabei Alleluja, Alleluja, himmelan,-- und ich war frei. Und mein Herz schwoll wie ein Strom der mich stürmisch talwärts führte, tanzen ließ wie einen Zweig, bis ich wieder Boden spürte. _________________________ RE: E.St.V-Millay / Die Schwertlilie im Sumpf - Sneaky - 07.09.2007 Schwarzverbrannt lag alle Erde nach dem Brand von Pol zu Pol, und der Meeresboden klang wie ein Tontopf, brüchig, hohl. Sonst begrünte Bergesgipfel ragten totenschädelkahl, Alles, alles war vernichtet von den Höhen bis ins Tal. „Welt, wie kann ich dich verlassen? Du bist alles was ich hab, was soll mir mein Herz erhellen leb ich, und du liegst im Grab? „Sags mir, zeig mir irgendetwas, das man sehn kann, nicht vergisst! Als ein Andenken für immer schnell—bevor mich Gott vermisst“. Und ich horchte, tiefe Stille nur mein Herz klang noch vertraut, weder Kauz, noch Eichelhäher, selbst kein Baumfrosch gab mehr Laut. Und ich sah nach einem Zeichen, Kohlen, Asche sonst nichts mehr-- eine letzte Rauchspirale trieb vom Grund des Tales her. Ich sah in die graue Wolke bis sie krankte, nebeldumpf-- sah ein Blau, umringt von Flammen, eine Schwertlilie im Sumpf. Kleine Flammen krochen gierig vorwärts, aufwärts, dicht an dicht doch im stolzen blauen Blühen achtete sie ihrer nicht. Rot und durstig leckten Zungen, wie sie es bei Wölfen sind, sie glich einer blauen Säule und ich lachte, tränenblind. All mein Fühlen eine Träne, stieg die Seele hoch empor, diese eine blaue Blume liebte ich wie nichts zuvor. Sie war alle Segelboote jemals auf dem Ozean, sie war alle kleine Bücher die ich mit zur Schule nahm. Ragte wie auf Eisenwurzeln azurfarben, elegant stand als Geist der wahren Erde mit dem Rücken an der Wand. Augenblicks, nicht mal ein Lidschlag – kniete ich mich hin zu ihr - lachend, weinend, dieser Anblick – und sie neigte sich zu mir. ____________________________ Treibsand und poröse Felsen sind der Pfad zum Himmelreich und knieabwärts zerrt an mir Unterströmung, kalt und bleich. Bald als staubzerfall`ne Tritte zeigt der Pfad zum Himmel sich, Vater, Sohn und Schöpfergeist, streckt die Hand aus, rettet mich. Sei ganz ruhig, blaue Lilie, schlaf nur, schlaf nur ein was du hörst ist Gottes Stimme, er zählt seine Lämmerlein. La-Le-Lu, La Le Lu - `s ist nur Gott, der zählt er vermisst mich, sucht nach mir eh der Weg ins Dunkel fällt. Er setzt die Titanenfüße sicher in den glatten Sand ängstlich wie ein kleiner Spatz schlüpf ich dann in seine Hand, trage meinen ganzen Kummer, alle Sünden vor ihn hin, und die Hälfte seiner Kleider schenkt er mir, ich berg dich drin. La-Le-Lu, La-LE-Lu wiegt verbrannte Erde sich!- Vater, Sohn und Schöpfergeist streckt die Hand aus, rettet mich Sieh, da tönt der Liebe Stimme naht das Haupt voll Sternenpracht seine Robe deckt mich völlig wie ein Mantel vor der Nacht. Und es schlief auf meinem Herzen alles was ich wusste ein!- „Kann nicht dort, Herr, dort in Eden, Platz für blaue Lilien sein? Alles gut und gut ist Alles! Edens Lampen schimmern weit, und in feuchten Himmelsritzen soll sie sein, dass sie gedeiht. |