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E. A. Robinson: Lost Anchors
#1
USA 
Edwin Arlington Robinson

Lost Anchors

Like a dry fish flung inland far from shore,
There lived a sailor, warped and ocean-browned,
Who told of an old vessel, harbor-drowned
And out of mind a century before,

Where divers, on descending to explore
A legend that had lived its way around
The world of ships, in the dark hulk had found
Anchors, which had been seized and seen no more.

Improving a dry leisure to invest
Their misadventure with a manifest
Analogy that he may read who runs,

The sailor made it old as ocean grass –
Telling of much that once had come to pass
With him, whose mother should have had no sons.



Verlorene Anker

Fernab der Küste, wie ein Fisch an Land,
gabs einen Seemann, meergebräunt und schief,
der von ’nem alten Pott, der in den Hafen lief
erzählte, der Jahrhunderte verband.

Eine Legende, die mit allerhand
Versionen, ihn damals zur Seefahrt rief.
Er griff nach seinem Anker, den er tief
im Holk gesehn hat, doch nie wiederfand.

Er malt sich seine durst’ge Sehnsucht aus,
Sein Unglück zu benennen und zu zähmen,
Und sieht nur: Ein ums andre Schiff läuft aus.

Dem Seemann läd’s wie Tang ’ne Altersschwere
auf, zu warten, daß wer kommt ihn mitzunehmen,
ihn, dessen Mutter besser kindlos wäre.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

das ist eins der Sonette, bei denen ich schon länger gehofft habe, du würdest es übersetzen und ich den Witz des ganzen finden. Mir ist absolut nicht klar, worauf das Sonett hinauswill. Zu deiner Übersetzung stell ich jetzt mal meine fünf Pfennig hinzu, allerdings ungereimt. Vielleicht hilfts dir, ich glaub du bist da auch leicht auf Grund gelaufen.

Wie ein trockener Fisch fernab der Küste an Land geworfen
lebte ein Seemann salzgegerbt vom Meer und verkrümmt
der von einem Schiff erzählte, gesunken im Hafen
und seit hundert Jahren schon vergessen

wo Taucher, beim Tauchgang zur Ergründung
der Legende, die ihr Dasein um die Welt der Schiffe rankte
in ihrem Wrack Anker gefunden hatten
die gepackt (geraubt) und nie mehr gesehen worden waren.

Eine trockene Freiziet zu verbessern
versah er deren Unglück mit einer
gestaltlichen Analogie, dass der der liest läuft (versteht ich im Sinn von : liest und von Entsetzen gepackt läuft?)
machte es der Seemann wie altes Seegras -
erzählend viel von dem was einst geschah
mit ihm, dessen Mutter besser keinen Sohn gehabt hätte.

ISt das nun eine Klabautermanngeschichte, oder warum wärs besser gewesen, dass die Mutter keinen Sohn gehabt hätte?

Ich blick das Ding nicht.

Gruß

Sneaky

P.S.
manifest ist wohl doppeldeutig zu sehen. Die Schiffsladungsliste heißt / kann im Englischen auch manifest sein.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

In der Tat sehr unübersichtlich, aber das kommt bei Robinson ja öfter vor.

Warum habe ich eigentlich die Taucher nicht erkannt?

Vielleicht rolle ich den Text mal von huinten auf.

Daß seine Mutter besser kinderlos geblieben wäre, ist eine Redewenung, die zunächst sagt, daß er selbst kein Glück im Leben hatte. Wir wissen ja bereits, daß er ein gestrandeter Seemann ist. Er erzählt von einem gesunkenen Schiff. Vielleicht sind die hundert Jahre gar nicht wörtlich zu nehmen, sondern stehen einfach für eine lange Zeit, und er erzählt vom Untergang seines eigenen Schiffes, mit dem er auch seinen Anker verloren hat, auch wenn er seine Geschichte für Fremde verschlüsselt?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Was lange währt:


Verlorene Anker

Wie einen Fisch, verdorrt im Binneland
gabs einen Seemann, schief und salzgetränkt.
Von einem Pott, den man am Kai versenkt,
erzählt er, der Jahrhunderte verband.

Dort stiegen einmal Taucher ein. Sie fanden,
eine Legende für das Seemannsvolk,
den Anker, tief versteckt im dunklen Holk,
den sie sich nahmen, eh sie selbst verschwanden.

Er schmückt sich seinen drögen Alltag aus,
ihr Unglück zu benennen und zu zähmen,
und jeder, der es hört, sich davor graust.

Dem Seemann läd's wie Tang die Altersschweere
auf, heraufbeschworn die alten Schemen,
ihm, dessen Mutter besser kindlos wäre.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hallo zaunkönig,

mir scheint, die Anker sollte man nicht in einen wandeln. Mag sein, dass mich mein Fantasyfaible in die falsche Richtung lockt, aber das ORiginal spricht von Ankern, die geraubt/gepackt und nie mehr gesehen wurden.

Wenn ich den Gedanken fortspinne, was ist ein Schiff, dessen Anker geraubt wurde? Es kann nicht mehr anlegen, verankert werden, treibt somit auf immer. Und im Hafen ist das Schiff gesunken, dessen Ladung aus gestohlenen Ankern bestand. Ist das nicht ein eins a Gruselmotiv, der fliegende Holländer sozusagen und der alte Seemann der letzte ÜBerlebende?

Gruß

Sneaky
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#6
Ach sneaky,

es ist verzwickt.

Da ist also im Hafen ein Schiff gesunken.
Wo waren die Taucher? Dort steht nicht ausdrücklich, daß sie an diesem Schiff tauchten, insofern ist auch deine Deutung zulässig. Aber sie fanden die Anker in einem Holk! Ein Holk ist aber selbst nicht mehr seetüchig, daher gehe ich davon aus, daß am selben Wrack getaucht wurde. Größere Schiffe hatten durchaus mehrere Anker. bsw, einen zusätzlichen Heckanker um auf kleinen Ankerplätzen zu verhindern daß sich das Schiff um die eigene Ankerkette dreht (schwoit).
Eine Sammlung geraubter Anker lese ich hier nicht heraus. Vielmehr ist der verlorene Anker ein Gleichnis auf den Seemann, der die Geschichte erzählt, was schon in der ersten Zeile angedeutet wird. "Wie ein Fisch an Land" ist er in der Fremde gestrandet.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
Hallo zaunkönig,

also zunächst um etwas Verwirrung zu beseitigen:

Das Schiff in S1 und die Hulk in S 2 sehe ich als ein und dasselbe Schiff. Dieses Schiff ist im Hafen abgesoffen, wodurch weiß man nicht. Un die Tatsache des Absaufens im Hafen ist seit 100 Jahren schon aus den Gedanken, dem Gedächtnis, dem Geist verschwunden.

S 2 beginnt mit einer direkten Anknüpfung an dieses Schiff

where divers..in the dark hulk had found
anchors which had been seized and seen no more

seized ist ein Verb, das mit Gewalt in Verbindung steht, packen.

Anker die gepackt worden waren und nie mehr gesehen. Dabei verwendet Robinson das Plusquamperfekt, had been seized. dieses Packen kann nicht durch die Taucher durchgeführt werden. Die Anker waren schon "gepackt" und nie mehr gesehen worden, bevor die Taucher kamen.

Und es können nicht die Schiffsanker sein. Denn warum die als pars pro toto stilisieren? Wir wissen doch schon, dass das Schiff im Hafen abgesoffen ist. Dass es mit seinen Ankern untergegangen ist, dürfte ziemlich klar sein, das müsste Robinson nicht extra betonen.

"Daß seine Mutter besser kinderlos geblieben wäre, ist eine Redewenung, die zunächst sagt, daß er selbst kein Glück im Leben hatte" Diesen Satz von dir hatte ich zunächst überlesen. Das ist in der Tat eine Redewendung, aber keine die ihn unglücklich macht sondern eine Beleidigung.

Deine Mutter wäre besser kinderlos geblieben, als Söhne zu gebären, beleidigt sowohl Mutter als auch Sohn. Von daher hab ich den Seemann als etwas dämonisches gesehen, aber das lässt sich direkt nicht herauslesen.

Gruß

Sneaky
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#8
Hallo Sneaky,

Zitat:Telling of much that once had come to pass
With him, whose mother should have had no sons.

Die Wendung kann auch eine Beleidigung sein aber
Hier erzählt er von sich selbst und seinem Ungeschick.

Zitat:Und es können nicht die Schiffsanker sein. Denn warum die als pars pro toto stilisieren? Wir wissen doch schon, dass das Schiff im Hafen abgesoffen ist. Dass es mit seinen Ankern untergegangen ist, dürfte ziemlich klar sein, das müsste Robinson nicht extra betonen.
Er betont nicht extra, daß die Anker mit untergegangen sind. Er betont, daß sie verschwunden sind. Dennoch kann ich mich mit deiner Version allmählich anfreunden, vor allem wegen der unterschiedlichen Zeiten.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#9
Hallo zaunkönig,

um nicht nur zu MEckern, hab ichs auch mal probiert, allerdings bin ich von der Version nicht überzeugt, mir ist zu schleierhaft, wie ich diese Analogieanspielung zu verstehen habe. Aber was solls:

Gedörrt wie Fisch an Land, braun, salzzerfressen,
hat mir ein alter Seebär fern der Wogen
erzählt: Einst sank ein Schiff im Hafenbogen,
nun deckts ein hundertjähriges Vergessen.

Dort fanden, - die Legende zu ergründen,
die weiterging von Schiff zu Schiff – im Wrack
einst Taucher viele Anker in der Back,
verschollen und seitdem nicht aufzufinden.

Er macht sich einen Spaß draus ihr Geschick
mit handfester Analogie zum mischen
„wer rennt, der liest, trotz Satan im Genick“
mir Seemannsgarn als Seegras aufzutischen.
Er redet viel von dem was ihm geschah.
Ach, dass doch seine Mum nie Söhne sah.
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#10
Verlorene Anker

Wie einen Fisch, verdorrt im Binnenland
gabs einen Seemann, schief und salzgetränkt.
Von einem Pott, der lag am Kai versenkt,
erzählt er, der Jahrhunderte verband.

Man tauchte dort, und hat doch nie gefunden,
die Mär, die lebte unterm Seemannsvolk;
die Anker,
tief versteckt im dunklen Holk,
sie waren fort und blieben auch verschwunden.

Er schmückt sich seinen drögen Alltag aus,
ihr Unglück zu benennen und zu zähmen,
und jeder, der es hört, sich davor graust.

Dem Seemann läd's wie Tang die Altersschweere
auf, heraufbeschworn die alten Schemen,
ihm, dessen Mutter besser kindlos wäre.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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