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Lionel Pigot Johnson: The Age of a Dream
#1
GB 
Lionel Johnson
1867 - 1902

The Age of a Dream

To Christopher Whall

Imageries of dream reveal a gracious age:
Black armour, falling lace, and altar lights at morn.
The courtesy of Saints, their gentleness and scorn,
Lights on an earth more fair, than shone from Plato's page:
The courtesy of knights, fair calm and sacred rage:
The courtesy of love, sorrow for love's sake borne.
Vanished, those high conceits! Desolate and forlorn,
We hunger against hope for that lost heritage.

Gone now, the carven work! Ruined, the golden shrine!
No more the glorious organs pour their voice divine;
No more rich frankincense drifts through the Holy Place:
Now from the broken tower, what solemn bell still tolls,
Mourning what piteous death? Answer, O saddened souls!
Who mourn the death of beauty and the death of grace.


Die Zeit der Träume
für Christopher Whall*

Die Traumvisionen offenbaren große Zeiten:
Die schwarze Rüstung, lose Tressen, Fürbitkerzen.
Der Heilgen Sitte, sanft und stolz in ihren Herzen,
Das Licht der Welt, wie man es sieht auf Platos Seiten,

Der Ritter Sitte, Milde, ihre heilge Wut,
Der Minne Sitte, um der Liebe Will geboren:
Verschwunden diese Ideale und verloren.
Wir sehnen uns nach Hoffnung für solch altes Gut.

Zerstört sind nun das Schnitzwerk und der goldne Schrein;
die großartige Orgelstimme wird uns fehlen,
der reiche Weihrauchduft wird hier nie wieder sein;

Nur eine Glocke im zerstörten Turm betrauert
dies Elend. O, verratet mir, betrübte Seelen,
wer noch der Schönheit und der Anmut Tod bedauert.





Christopher Whitworth Whall (1849-1924) war ein britischer Glasmaler
Leider habe ich keinen Hinweis gefunden, auf welches Werk sich dieses Sonett bezieht. Offenbar auf eine zerstörte, oder zumindest aufgegebene Kirche.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

ein sehr schönes Original und deine Übertragung sieht im Schnelldurchlauf sehr gut aus. Das werde ich mir auch vorknöpfen.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Zaunkönig,

zu einer eigenen Version hats noch nicht gereicht, aber beim genaueren Lesen sind mir Unstimmigkeiten aufgefallen:

"Das Licht der Welt, wie man es sieht auf Platos Seiten,"
das Original spricht hier von einer schöneren Welt, als man sie selbst auf Platos Seiten sah"

und hier:
"Der Minne Sitte, um der Liebe Will geboren"
im Original heißt es: von der Liebe Sitte und vom Kummer, der um der Liebe willen getragen wird. borne nicht von gebaären, geboren sondern Partizip Perfekt von to bear, tragen / ertragen

und hier:
"Wir sehnen uns nach Hoffnung für solch altes Gut."
wir hungern gegen jede Hoffnung nach dem alten Erbe/Gut

und in Fürbitkerzen ist dir ein "t" abhanden gekommen.

Und nun geh ich wieder an meiner Version beißen. Die ist noch sehr grob.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#4
Hallo Sneaky,

Zitat:wir hungern gegen jede Hoffnung nach dem alten Erbe/Gut
Das ist ja im Deutschen ein Unsatz. Was soll das bedeuten?

Im ersten Anlauf hatte ich es als "Wir hungern (sehnen uns) der Hoffnung entgegen" gelesen.
Aber es geht auch das Gegenteil: "Wir hungern wider jede Hoffnung"
also probier ich es mal so:

Die Zeit der Träume
für Christopher Whall*

Die Traumvisionen offenbaren große Zeiten:
Die schwarze Rüstung, lose Tressen, Fürbittkerzen.
Der Heilgen Sitte, sanft und stolz in ihren Herzen,
Das Licht auf schönrer Erde als auf Platos Seiten,

Der Ritter Sitte, Milde, ihre heilge Wut,
Der Minne Sitte, um die wir das Leid ertragen.
Um die verschwundnen Ideale muß man klagen.
Wir hungern hoffnungslos nach dem verlornen Gut.


Zerstört sind nun das Schnitzwerk und der goldne Schrein;
die großartige Orgelstimme wird uns fehlen,
der reiche Weihrauchduft wird hier nie wieder sein;

Nur eine Glocke im zerstörten Turm betrauert
dies Elend. O, verratet mir, betrübte Seelen,
wer noch der Schönheit und der Anmut Tod bedauert.



LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
In Traumsequenzen zeigt sich uns ein Märchenland
von schwarzem Harnisch, Spitzen, Kerzen am Altar.
Der Kodex Heiliger - Askese, Sanftmut - war
Licht einer Welt, wie sie selbst Plato nicht erfand.

Das Rittertum, sanft, doch im Zorn gleich Gottes Hand,
der Liebe Edelmut, der trug in Kummer und Gefahr,
verlornes Ideal! Und aller Hoffnung bar
frisst uns der Hunger nach dem alten Erbbestand.

Fort, die Intarsien, zerstört der goldne Schrein,
der einst im göttergleichen Orgelklang erschauert;
kein Myrrheduft mehr , der zu den Mysterien steigt.

Vom Kirchturm, der zerfällt, welch’ Glocke mag das sein,
das Sterbelied für welche Stimme , die nun schweigt?
Sprecht! Dde ihr um den Tod der Schönheit, Liebe trauert.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#6
Hallo sneaky,

In anderen Fällen schießt du mit deiner Fabulierkunst übers Ziel hinaus. Diesem Text tut sie dagegen sichtbar gut. Gefällt mir sehr.
Eine Kleinigkeit in Zeile 2: Im Original wird nicht ganz Deutlich ob es sich um Tressen, also Locken handelt oder Spitzentuch. Ohne das Original daneben bekomme ich bei Rüstung und Spitzen aber noch ganz andere Assoziationen!

Die formelhafte Wiederholung "The courtesy of..." scheint mir Stilmittel um die Einheit (oder Dreifalt) von Glaube, Edelmut und Liebe zu unterstreichen. Codex ist übrigens eine gute Lösung.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
Hallo Zaunkönig,

lace kenne ich nur als Spitze, zumindest im Englischen, oder als Schnürsenkel. Das feierliche Tressen gibts im Englischen auch, tresses, aber hier habe ich nur die Verzierungen an den Kleidern gesehen. Dass das mit der Rüstung dann auf Abwege führen kann, stimmt. Aber da habe ich noch keine Lösung.

Andere Probleme bereitet mir da Zeile 6, da hat sich ein "Septameter" eingeschlichen. Freut mich, dass du das "Bunt der Formulierungen" nicht zu übertrieben findest Smile

Gruß

Sneaky
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