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Kaffeesonettli (Akrostichon)
#1
Koffein du Zauberkraft,
auch nach vielen Arbeitsstunden,
fest versteiften, ungesunden,
füllst du mich als trüber Saft.

Eifernd bis in späte Nacht,
erweist du mir ganz ungebunden
schnelle Hilfe über Runden,
obendrauf noch Sinnes-Pracht.

Negativ sind deine Launen,
exemplarisch: saure Zunge.
Trügend auch dein Herkunftsort.

Täglich bringst du mich zum staunen
Lebensdroge, Wirtschaftslunge.
Immer wach sein und - sofort!
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#2
Hallo Pumukel,

Zusätzliche technische Schwierigkeiten, wie hier das Akrostichon, erzwingen manchmal etwas umständlichere Grammatik. Manchmal ist eine saubere Lösung aber auch erstaunlich einfach:

auch nach vielen Arbeitsstunden,
fest versteiften, ungesunden,

-->

auch nach vielen ungesunden,
fest versteiften Arbeitsstunden


"füllen" kommt von "voll", was ich beim Genußmittel Kaffee nicht für den richtigen Begriff halte. Du brauchst es natürlich für das Akrostichon. Aber vielleicht kannst du auch deinen Becher füllen.

In Zeile 5 fehlt mir der Artikel. Mein Vorschag:

Eifernd bis zur späten Nacht


Auch sonst wirkt dein Sonett an vielen Stellen konstruiert.
Aber auf jeden Fall eine gute Fingerübung.

LG ZaunköniG

P.S.:

Wofür steht das "li" am Ende deines Akrostichons?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Das li ist eine schweizerdeutsche Verniedlichungsform (ich bin Schweizer), auf deutschdeutsch würde es Kaffeesonettchen heissen.

Konstruiert erschien es auch mir nach und beim Schreiben an vielen Stellen. Ein Sonett hat ja auch immer eine vorgegebene konstruierte Form - diese Tatsache "natürlich" erscheinen zu lassen, ist ein Teil des Kunsthandwerks. (Ja, daran muss ich arbeiten.)

Danke für den Tipp mit Stunden/ungesunden - so einfach könnte es wirklich manchmal sein.

Zum füllen: Im Quintett gehts ja grundsätzlich um den energiespendenden Aspekt des Kaffees - eine Auto wird ja auch mit Benzin gefüllt. Die Sinnes-Pracht (Genuss) kommt dann erst in Vers 8 obendrauf, als positiver Nebeneffekt.
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#4
Hallo Pumukli,

Das ist dann aber eine Tautologie, denn schon das "-ett" ist eine romanische Verkleinerungssilbe. Also ein "Klingeleinchen"

Ein Quintett wäre übrigens eine 5-zeilige Strophe. Daß es um den "Energiespender" geht, kann man nach den ersten drei Zeilen erahnen, - "trübe" macht aber einen gegenteiligen Eindruck.
Auch wenn es bestimmt nicht die originellste Idee ist, fände ich dort "starker Saft" passender.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Mir gefällt die Idee, übrigens samt dem verspielten tautologischen -li.
Trotzdem ein Änderungsvorschlag:

Koffein du Zauberkraft,
auch nach vielen ungesunden
fest versteiften Arbeitsstunden
füllt und weckt mich schwarzer Saft.


Eifernd bis in späte Nacht,
erweist du mir ganz unumwunden
schnelle Hilfe über Runden,
obendrauf noch Sinnes-Pracht.

Mit erweist bin ich noch nicht zufrieden; es sollte ein anfangsbetontes Wort hin, vielleicht fällt mir noch was ein.
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#6
@Z: Sorry, meinte die Oktave.
@S: Danke. Und deinen Vorschlag fürs erste Quartett find ich sehr zutreffend bezüglich dem, was ich sagen wollte.
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#7
Es ist ein Kreuz: Als kleinem Arbeitnehmer
Serviert man dir ein Kaffee-Suggestrat
Pisswarm als Instant aus dem Automat.
Riecht er noch fast nach Kaffee, schmeckt die Crema
Erst nach Chemie, dann doch nach Margarine.
Schnell runter mit dem Zeug, noch ist es warm,
Schmeckt auch der erste Schluck zum Gotterbarm'.
Ohnmächtig nimmt man's hin: Naja, Kantine,
Sinniert über sein Kaffe-Pladoyer,
Ob billig immer besser ist und chic.
Nein! Schneller ist auch anders hinzukriegen:
Espresso gäbe mir den rechten Kick!
Total Aroma, Crema leicht wie Schnee,
Toffee muß an der Untertasse liegen...
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
Köstlich für die Sinne,
klingt deine Kaffeeminne.
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#9
Hallo Pumukel, hallo ZaunköniG,

gerade lese ich das reizende akrostichische Kaffeesonettli und Eure Beiträge.
Das Diminutiv auf -li finde ich hier durchaus in Ordnung. Es ist zwar korrekt, dass das Wort sonetto ursprünglich ein Diminutiv zu sono ist, aber wer, auch welcher Italiener, dürfte dabei noch an Verkleinerung /Verniedlichung denken? Es ist die Bezeichnug für eine bestimmte Gedichtform, nicht mehr. Bei Tablette (< franz. table) oder Korsett (< afranz. cors) hat auch niemand mehr die Vorstellung von etwas Diminuiertem. Würde da jemand Tablettli und Korsettli als Tautologie empfinden?

LG Francesco
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#10
Hallo Francesco

Bei Tablette habe ich immer die Vorstellung von etwas Kleinem auch wenn es kein deutscher Diminutiv ist, allein schon weil eine große Table bei Arzneien nicht vorkommt, vergleiche dazu Schokotafeln und Täfelchen.
Beim Korsett ist die Verkleinerung, bzw. "Verzierlichung" des Körpers gemeint, die durch die Schnürung erzielt wird, im Gegensatz zur nicht diminuierten Corsage. Eine weitere Verkleinerung macht wenig Sinn, da das Korsett bei kleinerem Zuschnitt seinen Zweck nicht mehr erfüllt.

Zweimal Ja.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#11
Doch noch einmal hinterfragt: Es gibt überhaupt keine Tables bei Arzneimitteln, sondern nur Tabletten, und die können ganz schön groß sein: 2,5 cm im Durchmesser und mehr. Im Vergleich dazu gibt es bekanntlich kleinere und Kleinsttabletten, die einem auch schon mal aus der Hand fallen können und die sich dann manchmal nicht wiederfinden lassen - eben winzige Tablettchen.
Für (Kleinst)kinder soll es auch kleine Korsetts geben, die man im Vergleich zu Korsetts in Übergrößen wohl auch Korsettchen nennen darf.
Mir gefällt das Sonettli, gerade auch als Hypokoristikon. Man kann Wörter auch zu Tode etymologisieren.

LG Francesco
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#12
Gartenzwerge gibt es bekanntlich auch in verschiedenen Größen, würdest du bei den kleinsten dann auch von Zwergchen sprechen?
Obwohl nur ein einfacher Diminutiv, finde ich das sprachlich nicht schön, wogegen man bei einem Puppenhaus auch von einem -häuschen sprechen kann.
Es ist mit den Verniedlichungen auch eher eine Stil- und damit Geschmacksfrage als eine klare Regel, ähnlich wie man "Häufungen" als eine Spielart der Tautologie heute zu vermeiden sucht, aber in der Barockdichtung durchaus bewußt als steigerndes Stilmittel eingesetzt hat.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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