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Charles Tennyson Turner: A Summer Twilight
#1
GB 
Charles Tennyson Turner
1808-1879 Großbritannien


A Summer Twilight

It is a Summer gloaming, balmy-sweet,
A gloaming brighten’d by an infant moon,
Fraught with the fairest light of middle June;
The lonely garden echoes to my feet,
And hark! O hear I not the gentle dews,
Fretting the silent forest in his sleep?
Or does the stir of housing insects creep
Thus faintly in mine ear? Day’s many hues
Waned with the paling light and are no more,
And none but drowsy pinions beat the air:
The bat is hunting softly by my door,
And, noiseless as the snow-flake, leaves his lair;
O’er the still copses flitting here and there,
Wheeling the self-same circuit o’er and o’er.


Charles Tennyson Turner

Sommerdämmerung
Ü: Josef Riga

Ein sommerlicher Abend, süß und mild,
Die Dämmerung vom Neulicht überstrahlt,
Wie's so schön glänzend nur der Juni malt;
Zu Füßen liegt der Garten wie ein Bild.
So hört doch! Ist es nicht der zarte Tau,
Der seinen leisen Wald im Schlafe stört?
Und wird von mir nicht das Insekt gehört,
Trotz stummster Regung? – Und des Tages Blau,
Es schwindet mit dem Licht und ist nicht mehr.
Nur träge Schwingen schlagen noch die Luft.
Die Fledermaus jagt vor der Tür umher,
Lautlos wie Schnee fällt sie aus ihrer Kluft,
Wobei ihr Kreisen zu vollenden sucht,
Die immergleichen Bögen, kreuz und quer.
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#2
Hallo Josef,

Das ist eine stimmungsvolle Nachdichtung, aber an manchen Stellen freier als nötig.
In Zeile 2 geht es um den jungen Mond. "Neulicht" klingt im Zusammenhang mit Dämmerung eher nach Morgendämmerung. Ein Widerspruch zur ersten Zeile, der auch nicht aufgelöst wird, weil der Mond auch später im Text nicht auftaucht. "Mondlicht" wäre da wohl die bessere Wahl, denn ein Neumond kann es ja auch nicht sein, wenn er die Dämmerung überstrahlt.

In Zeile vier liegt der Garten nicht einfach zu Füßen, sondern ist so leise, dass die eigenen Schritte im Gras widerhallen.
In Zeile 13 lese ich die still corpses als Schlafende, mit einer etwas morbiden Konnotation. Ein Hauch Vampirromantik? Vollendung sehe ich da eher nicht.

Soweit zu meiner Lesart. Für sich genommen ist deine Übertragung aber ein gelungenes Gedicht.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,

was infant moon genau bedeutet, weiss ich leider nicht. Ich habe es als Phase kurz nach dem Neumond gelesen . Danach kommt dann beim langsam zunehmenden Mond das sog. Neulicht, daher dieser Ausdruck. Ob diese mondsüchtigen Romantiker das immer so genau unterschieden haben, das weiß der Jadehase, der China-Mann-im-Mond, allein!
Weiter unten steht copses, nicht corpses, also Gehölze. Daher meine Übersetzung. So ganz zufrieden bin ich mit der aber auch noch nicht. Das liegt aber auch daran, dass das Original kein besonders gut gelungenes Gedicht ist, finde ich. Es ist konventionell in seinen Bildern und betreibt trotzdem, oder gerade deswegen?, einen bombastischen Aufwand. Hier lässt bereits die Viktorianische Ära grüßen.
Familie Tennyson macht offensichtlich gerne viele überflüssige Worte, eine gediegene Geschwätzigkeit, die sich zumindest für Sir Alfred ausgezahlt hat. (Ich glaube wir werden keine besonders guten Freunde werden: den "Kraken" finde ich aber ganz spannend und habe ihn deshalb probiert.)
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#4
Tja, dem Namen nach ist der "infant moon" ein junger Mond. Da hast du schon Recht, aber der Neumond bzw die schmale Sichel des zunehmenden Mondes ist zu nah an der Sonne um ihn in der Dämmerung zu sehen und geht kurz nach der Sonne selbst unter.
Oder entstand der Text gar nicht aus eigener Anschauung und der gute Tennyson hat sich mit den Phasen vertan? Das würde dann den Wert des Originals doch deutlich schmälern.
Copses: Da hielt ich wohl selbst schon innerliche Mondschau. Ich ziehe den Punkt in aller Form zurück.

Eine gediegene Geschwätzigkeit, wie sie dem deutschen Biedermeier entspricht, pflegten tatsächlich einige Autoren der Zeit. Gibt es vielleicht auch eine Entsprechung zum deutschen Vormärz oder eine andere britischere Gegenströmung?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Habe noch einen sperrigen Ausdruck in der 3. Zeile in einen lebendigeren verbalen verändert.
Ich denke das Gedicht lebt nicht von präzisen Naturbeschreibungen, sondern versucht, paradoxe Bilder zu erzeugen. Dazu gehört der "Neumond", der ja noch gar nicht heller strahlen kann als die Sonnendämmerung - egal ob abends oder morgens, dazu gehört die Unhörbarkeit der Insekten, die doch irgendwie wahrgenommen werden, die unrealistische Irritation des Waldes durch den Tau und die Beschreibung der dunklen Fledermaus, die "wie Schnee" fällt, also die Assoziation von Kälte und Helligkeit, statt von Sommerwärme und Dunkelheit erzeugt. Alles ist ein wenig auf den Kopf gestellt. Die Fledermaus fällt aus einer "Kluft", die oben und nicht wie gewöhnlich unten angesiedelt ist. Das Zwielicht erzeugt Gefühlsirritation bei aller Schönheit der Wahrnehmung. Es verunsichert auf angenehme Weise.
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