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Yosa Buson: Sumizumi ni
#1
Japan 
Yosa Buson
1716 – 1784 Japan


隅々に残る寒さや梅の花

Sumizumi ni nokoru samusa ya ume no hana

In nooks and corners
Cold remains:
Flowers of the plum


In jedem Winkel
die kalten Überbleibsel
der Pflaumenblüte
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
(14.05.2016, 10:42)ZaunköniG schrieb: Yosa Buson
1716 – 1784 Japan


隅々に残る寒さや梅の花

Sumizumi ni nokoru samusa ya ume no hana

In nooks and corners
Cold remains:
Flowers of the plum


In jedem Winkel
die kalten Überbleibsel
der Pflaumenblüte
hallo ZaunköniG

das ist eine wirklich hübsche Beschreibung der kleinen, flüchtigen weißen Blütenblätter. sie verwehen & welken ja schnell ins Braune, verwesen oder werden von Schnecken gefressen. danke für die Präsentation!

meine Version sähe so aus:

In allen Winkeln & Ecken
die Schneeüberbleibsel
der Pflaumenblüte


Gruß
Alcedo
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#3
Ja, da sind wieder die Blütenblätter deiner alten Weide. Es gibt halt nicht viel Neues unter der Sonne.

Mal abgesehen davon dass Japaner etwas anderes unter einer Silbe verstehen als der Europäer und selbst diese die Form nicht mehr so streng nehmen. Irgendwie hänge ich an dem 5-7-5-Schema.
ich empfinde es ähnlich wie bei den Sonetten, dass die Form an sich wirkt. - wirkt im Sinne von arbeitet.

Eine Variante:


In allen Ecken
kalte Erinnerungen
an Pflaumenblüten


oder auch:

Winkel und Ecken
sind voll von kalten Resten
der Pflaumenblüte
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Ihrs,

ich oute mich mal als tumb, diese Art der Dichtung ist nicht meins und wird's nie sein.

Sliwowitzflaschen
bewahren Pflaumenblüte
jenseits der Winter
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Na Sneaky,

der Slivowitz wird aber nicht aus den Blüten gebrannt Wink

Wie wäre:

Sliwowitzflaschen
bewahren den Winter durch
das Pflaumenbukett

oder um die Pointe nicht vorwegzunehmen:

das Pflaumenbukett
bewahren im Winter die
Sliwowitzflaschen


Grundsätzlich kann man Haikus auch humorvoll angehen. Wörtlich heißt es ja sogar "lustiger Vers".
also nur zu!



Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
(17.05.2016, 09:07)sneaky schrieb: Sliwowitzflaschen
bewahren Pflaumenblüte
jenseits der Winter

hallo Sneaker

du hast mich damit inspiriert, merci. seither hab ich auf drei Zetteln (Handschuhfach, Arbeit, Zuhause) und auf zwei Bildschirmen dazu was gesammelt. heute morgen hab ichs mal zusammengetragen. mal schaun was noch draus wird.

Gruß
Alcedo

Lyrichbehälter


Fünf Dahlien gieße ich mit Jamben zu Quartetten
Levkojen kreuzen sich Terzett, Terzett.
In Ton und Erde wurzeln Kräuterkeimer
Für Malven nehm ich ein Sonett-Travers
mit gleichem Metrum und ich leers
mir Vers für Vers auch frei in alte Eimer.

Gladiolen kommen bloss in Sapphisch-Oden,
Strelizien fliegen aus Amphoren, in Buketten
verblühen Rosen-, Nelken-, Pfingstkorollen,
Petalen sinken ringsumher zu Boden
mit Sommerfliederrispen voller Falter,
durch Rosenkäfer die in ihnen baden
Salbei und Dill blüht blau und würzt mir meine Waden
derweil ich pflücke, schneide, stelle als Gestalter*

Narzissen ohne Zwiebel ins Rondell
Schneeglöckchen schlicht ins Wasserglashaiku
für Veilchen eignet sich ein kleiner Stampen.
Der Huflattich verblüht mir viel zu schnell,
Buschwindmösen bleiben für mich Schlampen,
die Mistel brech ich nicht von ihrem Stamm,
Scharbockskraut bekommt ein Piktogramm
und Tag für Woche, Monat* kommt hinzu
mehr und mehr ein Wiesenblumenheer
Jahr für Jahr* ein Biotonnenkar &
dort und hier beschriebenes Altpapier:
ich stülpe, breche, stecke, flechte, tränke, knüll es vor mich hin -
nur so macht Wasser-, Wein- und Schnapsglas für mich Sinn.

* = aber
den ersten Blaustern des Jahres
belasse ich in Deiner Pflaume, Gaia,
auf dass er niemals welke.

.
.
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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