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Sauls Klage
#1
Sauls Klage

Sing mir, Knabe, sieben Lieder,
lass die Lyra leise locken
schattenlosen Schlaf herbei.

Jede Nacht sind Tatzenträume
hier im Haus, verhüllen Helles,
speien Schatten in die Schatten.

Korn verdirbt in krummen Kellern,
kühl mein Heim wie Katakomben,
wie, wodurch, weshalb, wann, wann?

Träge tropfen tote Stunden,
zischend zähle ich die Züge
meines Atems, ab. ab, aufwärts.

Schlafen will ich, stilles Schlafen,
will nicht Weisheit, will nicht Wissen,
schlafen unter Sommersonnen.

Doch das Dunkel dieser Träume
dämmert jede Nacht aufs Neue,
keine Kunst wärmt kalte Kissen.

König bin ich, doch die Krone
engt mich wie ein Sklaveneisen,
hasst das Herz, verhöhnt die Hand.

Seichte Seen, schale Speisen
Wälder leergejagt von Wild
Rost auf Rosen, braun auf rot.

Gott ist grausam, seine Gaben,
sind geliehen, kurz geliehen,
nur Erinnerung bleibt ewig.

Sing mir, Knabe, sieben Lieder,
matt bin ich, zum Sterben müde,
leergelebtes hohles Lachen.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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