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S. T. Coleridge: The Raven
#1
GB 
Samuel Taylor Coleridge

The Raven

A CHRISTMAS TALE; TOLD BY A SCHOOL-BOY TO HIS
LITTLE BROTHERS AND SISTERS

Underneath an old oak tree
There was of swine a huge company,
That grunted as they crunched the mast:
For that was ripe, and fell full fast.
Then they trotted away, for the wind grew high:
One acorn they left, and no more might you spy.
Next came a Raven, that liked not such folly:
He belonged, they did say, to the witch Melancholy!
Blacker was he than blackest jet,
Flew low in the rain, and his feathers not wet.
He picked up the acorn and buried it straight
By the side of a river both deep and great.
Where then did the Raven go?
He went high and low,
Over hill, over dale, did the black Raven go.
Many Autumns, many Springs
Travelled he with wandering wings:
Many Summers, many Winters –
I can’t tell half his adventures.

At length he came back, and with him a She,
And the acorn was grown to a tall oak tree.
They built them a nest in the topmost bough,
And young ones they had, and were happy enow.
But soon came a Woodman in leathern guise,
His brow, like a pent-house, hung over his eyes.
He’d an axe in his hand, not a word he spoke,
But with many a hem! and a sturdy stroke,
At length he brought down the poor Raven’s own oak.
His young ones were killed; for they could not depart,
And their mother did die of a broken heart.

The boughs from the trunk the Woodman did sever,
And they floated it down on the course of the river.
They sawed it in planks, and its bark they did strip,
And with this tree and others they made a good ship.
The ship, it was launched; but in sight of the land
Such a storm there did rise as no ship could withstand.
It bulged on a rock, and the waves rush’d in fast:
Round and round flew the Raven, and cawed to the blast.
He heard the last shriek of the perishing souls –
See! see! o’er the topmast the mad water rolls!
Right glad was the Raven, and off he went fleet,
And Death riding home on a cloud he did meet,
And he thank’d him again and again for this treat:
They had taken his all, and REVENGE IT WAS SWEET!


Samuel Taylor Coleridge

Der Rabe

EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE, DIE EIN JUNGE, DER ZUR SCHULE GING,
SEINEN JÜNGEREN BRÜDERN UND SCHWESTERN ERZÄHLTE

Unter einem alten Eichenstamm
Eine Gruppe von Schweinen zusammen kam,
Die fraßen grunzend die Eichelmast,
Die reif herab fiel von jedem Ast.
Als der Wind aufkam, liefen sie weg,
Nur eine einzige Eichel blieb liegen im Dreck.
Darauf kam ein Rabe, der mied solches Treiben,
Es hieß, man könne ihn als melancholisch beschreiben!
Er war dunkler als die pechschwarze Nacht,
Hat beim Flug im Regen sich nie nass gemacht.
Er klaubte die Eichel und vergrub sie schnell
Am Ufer des Flusses, der breit und hell.
Wohin tat der Rabe ziehn?
Er zog her und hin,
Über Hügel und Tal tat der Rabe ziehn.
In zahlreichen Herbsten und Frühlingen
Reist’ er zusammen mit anderen Schwingen:
Was er Sommers und Winters in all den Jahren
An Gefahren bestand, ist kaum zu sagen.

Zuletzt kam er wieder, eine Räbin zur Seit’,
Aus der Eichel war ein Baum geworden, breit
Und hoch genug, um zu nisten dort,
Und mit Jungen glücklich zu sein immerfort.
Doch bald kam ein Kerl im Lederkoller,
Stirn hoch wie ein Pent-Haus, die Augen noch toller,
Eine Axt in der Hand, kein Wort er sprach,
Doch stöhnte er oft und mit derbem Schlag
Er den Baum des Raben nieder brach.
Es krähten im Nest die noch nicht flüggen Jungen,
Ihrer Mutter ist sterbend das Herz zersprungen.

Es wurden die Äste vom Stamm gelöst
Und alles den Strom hinunter geflößt.
Das Holz wurd’ zu Planken, die Rinde man schliff,
Aus dem Baum wurde mit and’ren ein gutes Schiff.
Das Schiff ging zu Wasser; doch nicht weit vom Land
Erhob sich ein Sturm, dem kein Schiff widerstand.
Es prallte an Felsen und sank geschwind,
Und der Rabe umflog es und schrie in den Wind.
Er hörte wie gellend die letzte Seele verschwand,
Um das Krähennest schloss sich die Wasserwand!
Froh war der Rabe, als er jetzt hinflog,
Und der Tod neben ihm auf der Wolke zog;
Er dankte ihm, sagend, dass er es genieß’:
Denn sie nahmen ihm alles, doch DIE RACHE WAR SÜSS!
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#2
Eine Weihnachtsgeschichte wie sie eines Herodes würdig gewesen wäre Smile

Unter ner Eiche, mächtig und alt,
fraß eine Rotte von Schweinen im Wald
die fallenden Eicheln, sie schmatzten sehr,
dann zogen sie fort, denn der Wind blies schwer.
Eine Eichel nur ließen sie übrig allein,
die erspähte ein Rabe, gebildet und fein,
im Gemüt melancholisch zu jeder Zeit
schwärzer als schwarz noch sein Federkleid.
Das netzte ihm selbst der Regen kaum,
der pickte die Eichel, vergrub sie am Saum
eines Flusses, so mächtig wie beinah das Meer
Wohin er dann flog? Er flog hin und her
über Täler und Hügel. Der Rabe, er flog
Jahre um Jahr, wohin‘s ihn auch zog,
flog schwärzer als schwarz, so wies ihm gefiel,
was er erlebte? Zum Erzählen zu viel.

Er freite ein Weib, kam zurück in den Forst
sie bauten im Baum, den er pflanzte den Horst
im luftigen Wipfel, im höchsten Geäst
ihr Glück war perfekt mit den Räblein im Nest.
Doch bald kam ein Förster im Ledergewand,
dem die Stirn weit über die Augen stand,
in der Hand eine Axt und er sprach kein Wort,
außer „Ho“ und „Hauruck“, hieb in einem fort,
die Eiche des Raben fiel um, und dabei
starb das Jungvolk, der Räbin brachs Herz entzwei.

Der Wipfel, die Äste, blieb Abfall zum Schluss,
den Stamm trieb er ab, hinunter den Fluss
zur Reede, dort sägte man Planken heraus
baut ein Schiff noch mit anderen Bäumen daraus.
Das ließ man zu Wasser, als, das Ufer noch nah,
ein Sturm sich erhob, wie ihn keiner je sah.
Der Kiel birst am Riff, das Schiff sinkt wie Blei,
der Rabe umkreist es mit wilden Geschrei,
hört Sterbende röcheln, harrt weiter noch aus,
bis zum Ende in Brechern und Sturmgebraus.
Dann flog er erfreut seinen Weg zurück,
traf den Tod in den Wolken, sagt Dank für das Glück
der tobenden See, den Sturmwind der blies.
Sie nahmen ihm alles, die Rache war süß.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Von "Herodes" würde ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Ich denke, dass STC eher etwas anderes im Sinn hatte, als er diese "rabenschwarze" Ballade einem school-boy in den Mund legte. Denken wir daran, dass im England des Jahres 1817 nur die wenigsten Kinder eine Schule von innen sahen (jedenfalls für längere Zeit). Es ist anzunehmen, dass es sich um ein Ober- mindestens ein Mittelschicht-Kind handelt, welches diese blutige Vendetta so interessant findet, dass es sie den kleineren Geschwistern erzählt. Nicht Bratapfelduft und Engelslocken und schon gar nicht peace on earth! sind für diese Kinder spannend und unterhaltsam. Sie entsprechen in keiner Weise dem Bild der unschuldigen Wesen, welches sich die bürgerliche Gesellschaft im 19. Jhd. gerne von ihnen machen möchte. STCs Gedicht ist m. E. eine beißende Ironie auf die Verkitschung und Verniedlichung des Weihnachtsfestes - raus aus dem kirchlichen Sinnzusammenhang, rein in die geschmückte Wohnstube des biedermeierlichen Idylls! - und eine sarkastische Anfrage, ob unser Bild vom "Kind" als einem besseren und unschuldigeren Wesen als wir Erwachsene es sind, nicht völlig albern und verlogen ist.
Der Junge zerstört mit seiner Erzählung die Friedensromantik des Festes und zeigt uns, wie die Wirklichkeit tatsächlich draussen aussieht, wo Profitinteressen das Lebensrecht jedweder Kreatur missachten.
Wie sagte doch später die Konsulin in den Buddenbrocks so treffend: Das Weihnachtsfest ist doch recht eigentlich ein Fest der Kinder. Damit gibt sie indirekt zu, dass der Stachel der christlichen Botschaft, für Gerechtigkeit und Frieden zu sorgen, weil Gott Mensch geworden ist, längst gezogen worden ist - zu Gunsten einer seichten familiären Gefühlsoper, in dessen Mitte die lieben Kinderlein zu stehen haben. Na denn, Frohes Fest!

wünscht jetzt bereits
Josef
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