Auf dem Marienfriedhof in Hildesheim
Ficken, Fressen, Fernsehn
man sieht dem spröden Stuck von weitem an,
wie sich die Jahre auf das Grabmal senken;
wie sich dies steingewordene Gedenken
in sich verschloss und starb, und irgendwann
zerbröckelte die stumme Pietät.
Im Augenblick von ausdrucksloser Schwäche
nahm sich ein Sprayer an der freien Fläche
und reißt sie aus der Singularität.
Ficken, Fressen, Fernsehn - deplaziert
und platt wie irgendetwas, provoziert
seither das Volk, das hier vorübergeht.
So viel Gedenken war seit Jahren nie.
Ein Akt von ungewollter Poesie
macht neu bewußt, daß hier ein Grabmal steht.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.