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Wortschein
#3
Lieber Zaunkönig,

herzlichen Dank für das herzliche Willkommen und die freundliche Besprechung meines ersten Beitrages!

Wenn ich auch schon viel in Worten gemacht habe, so bin ich doch, was Sonette anbetrifft, noch ein - wie es am Rande auch vermerkt ist :-) - ABC-Schütze.

Ich freue mich deshalb besonders über Möglichkeiten zum Gespräch, um Neues zu lernen und Feinheiten zu vertiefen. In diesem Sinne möchte ich auf Deine Anmerkungen eingehen:

1) Die Unterscheidung von "Wörtern" und "Worten" sehe ich darin, dass "Wörter" bloße Vokabeln sind, während unter "Worten" auch Gedanken, Trostworte, geflügelte Worte usw. begriffen werden, vor allem aber die vielen Worte, die immer wieder gemacht werden.

2) Auf Satzzeichen habe ich hier bewusst verzichtet, um - wie Du es auch gesehen hast - mehrere Verknüpfungs- und Interpretationsmöglichkeiten zu ermöglichen. Ein weiterer Schritt in diese Richtung wäre die durchgängige Kleinschreibung. (Ich komme vom Haiku her, wo der offen gehaltene "Nachhall für den Leser" eine wichtige Rolle spielt und der Text mehr andeutet und anstößt als festzurrt und abrundet.) Ist das für ein Sonett ungewöhnlich oder gar unschicklich? Hier bitte ich schlicht um Aufklärung!

3) Nicht verstanden habe ich Deine Anmerkung zum Gegensatzpaar "Wahrhheit" / "bar der Klarheit" in der zweiten Strophe. Hier habe ich auch nicht mehrere Interpretationsmöglichkeiten im Blick gehabt, sondern genau den (ironisch zu verstehenden) Gegensatz zwischen dem heute vielerorts anzutreffenden Wortgeklingel, das den Schein der Wahrheit erzeugt, und dem (früher - "wo kürzlich noch") bieder eingeräumten Unwissen, was auch mit der Fähigkeit, Grenzen akzeptieren zu können, verbunden sein kann.

4) "Fräst" ist natürlich ein martialisches Wort, das ich aber in dem eben gerade erläuterten Zusammenhang bewusst gewählt habe, um diesen Eindruck zu erzeugen bzw. zu verstärken. Es scheint mir schon so, dass Wortgewerbetreibende heutzutage oft mit allen Mitteln versuchen (müssen), neue Räume aufzubrechen und Aufmerksamkeit zu erregen - nicht nur in der Werbung. Ein sanfteres Verb würde diesen gewollten Aspekt abschwächen. Außerdem sollen die beiden "ä"..."ä" in dieser Zeile den Zusammenhang gleichzeitig ironisieren.

5) "Scheinen" in der Schlusszeile und als Schlusswort soll diesen zwielichtigen Anschein haben, ja ich möchte vom Gesamtduktus her das negative "bloße Scheinen" sogar stärker betonen als das "Leuchten". Deshalb habe ich vor diesem Wort auch noch einen Zeilenumbruch eingefügt, um damit ein kurzes, bewusstes Innehalten anzudeuten.
Aus diesem Grund verzichte ich jetzt auch leichteren Herzens und ganz bewusst auf das schöne "Wörterleuchten" in der Überschrift. Es geht mir ja um den Wort-Schein. Da hat mir unser Austausch Klarheit gebracht.
Korrigieren werde ich die ursprüngliche Kleinschreibung von "scheinen" zu "Scheinen", denn es handelt sich hier um ein substantiviertes Verb.

Unsicher bin ich, ob ich meinen Text möglicherweise überfrachtet habe. Gerade als Einstiegsbeitrag ist er mit seinen Schlingen und Brüchen reichlich ambitioniert. Sollte das unpassend erscheinen, so bitte ich um entsprechende Hinweise und um Nachsicht.

Herzlich
Heinz
Hinter jedem Wort steht eine Geschichte.
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Nachrichten in diesem Thema
Wortschein - von Heinz - 09.01.2012, 11:50
RE: Wortschein - von ZaunköniG - 09.01.2012, 16:48
RE: Wortschein - von Heinz - 10.01.2012, 13:10
RE: Wortschein - von ZaunköniG - 10.01.2012, 21:53

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