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KKH
#6
08

Da spritzt noch etwas Blut auf ihren Rock,
und kurz verrutscht der Schwester ihre Miene.
"Sieh an! Das Frollein ist noch nicht Maschine!?
Jetzt sag ich mal was!" fuchtelt 's mit dem Stock,
"Da zahlt man ständig ein, und nicht zu knapp;
Nur- wird man dann tatsächlich einmal krank,
sitzt man für Stunden auf der langen Bank.
Ihr wisst doch nicht mal was ich wirklich hab!

Man macht nicht einfach blau bei uns auf Werft!"
Der Nachbar glotzt, - ja, er versteht das schon;
Der ganze Wartesaal ist angenervt.
Hier hat doch jeder seine Last zu tragen"
denkt man, und: "Immerhin, er kann noch klagen",
und eine Mutter tröstet ihren Sohn.



09

Und eine Mutter tröstet ihren Sohn,
obwohl der eine Tröstung kaum bedürfte.
Sein Knie, das angeschlagne, aufgeschürfte,
sieht grausig aus, doch schaut er schon
den Korridor entlang, recht aufgeweckt,
bestaunt die fremden Menschen und Geräte.
Heroisch scheinen ihm die Narben, Nähte
und was dem an Metall im Schienbein steckt,
der ihm da schläfrig gegenüber sitzt.

Der sieht ein wenig blass aus um die Nase,
auch sonst von eher ungesunder Farbe;
und manchmal röchelt er, er stöhnt und schwitzt.

Die Schwester macht gerad die Übergabe;
Sie nennt die Vorerkrankungen und Maße.

10

Sie nennt die Vorerkrankungen und Maße
zum - keine Ahnung mehr wievielten Male.
Der Arzt erläutert ihr das coronale
Gewebe und die Hämoglubinase,

und seine unentwegten Lippen reihen
das vaskuläre, mortal-neuronale,
das atrial- septal- kollaterale...
STOP! Und nun nochmal von vorn für Laien!

"Wir brauchen weitre Tests. Es nutzt ja nichts,
wenn ich 'ne Theorie zusammenreime.
Es tut mir Leid; - ich müßte selber raten.

Zumindest manche aggressiven Keime
sind auszuschließen..." erruierts und sprichts.
Dann heißt es für die beiden wieder warten.

11

Dann heißt es für die beiden wieder warten...
Aus dem OP, erstanden von den Toten,
befreit von Krebsgeschwüren, die da drohten
zu streuen und gefährlich zu entarten,

verplaudern sie, als wären's Anekdoten,
die Nachmittage: "Ich und der Tumor..."
Man nimmt es leichter, nimmt man's mit Humor;
und aus den Anekdoten werden Zoten:

"Kommt ein Patient zum Arzt..." Nun ja, zu zweien
vertreibt man sich viel leichter die Gespenster
und führt das eigne Schicksal an der Nase.

Gespenstisch spiegeln sich die zwei im Fenster,
gespenstisch schaut der Abend schon herein,
die hohen Fenster schauen auf die Straße.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Nachrichten in diesem Thema
KKH - von ZaunköniG - 23.03.2013, 11:33
Im Krankenhaus - von ZaunköniG - 01.07.2014, 11:06
RE: Im Krankenhaus 01 - von Josef Riga - 18.02.2015, 10:56
Im Krankenhaus 08 - von ZaunköniG - 19.02.2015, 09:17
Im Krankenhaus 12 - 14 - von ZaunköniG - 09.04.2015, 08:37

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