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John McCrae: In Flanderns Fields
#12
Hallo Josef,

Die Fürsten rufen zum krieg, die Dichter aber betrauern die Toten.

So in etwa lässt sich wohl das Selbstbild der Künstler beschreiben. Es gehört aber zur historischen Wahrheit, dass sich auch eine um die Jahrhundertwende weitgehend kosmopolitisch orientierte Intelligenz sehr schnell von der Kriegspropaganda einfangen ließ. In diesen Kontext gehören dann auch Texte wie diese, die so ähnlich auch auf deutscher und französischer Seite entstanden sind - und noch krasser von NS-nahen Autoren wie Schuman und Anaker oder nicht minder verblendet die Stalinhymnen eines Becher, der ansonsten durchaus auch ein passabler Dichter war.
Es stimmt schon, dass solche Gedichte verstörend wirken, aber wir verhindern keinen Krieg wenn wir uns nur schulterklopfend gegenseitig als Gutmenschen feiern. Die eigenen Abgründe zu kennen gehört genauso dazu.

Über Jahrhunderte war der Krieg nicht nur Schreckliches Morden sondern hatte immer auch seine heroische Seite. Die findest Du in der Illias, in Rückerts geharnischten Sonetten oder auch im von Dir übersetzten Casabianca.
Erst durch die bis dahin unvorstellbaren Materialschlachten und den Einsatz erster Massenvernichtungswaffen im Verlauf des 1. Weltkriegs hat der Krieg seine Maske des Heroischen abgelegt. - Zumindest zeitweise in Mitteleuropa.

Bei einer Lesung oder in einem Buchmanuskript steht ein solcher Text natürlich nicht isoliert. Auch ohne ihn zu kommentieren stünde er im Kontext mit anderen Dokumenten, die mit fortschreitendem Kriegsverlauf immer erschreckter und pazifistischer würden.


Liebe Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Nachrichten in diesem Thema
John McCrae: In Flanderns Fields - von Sneaky - 11.11.2014, 22:10
RE: John McCrae: In Flanderns Fields - von ZaunköniG - 23.11.2014, 12:19

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