Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Lord Byron: The Isles of Greece
#3
Ein sehr schönes Gedicht, das du da ausgegraben hast Josef. Und ein gewisser Gegenwartsbezug ist ja da. Hier meine Version:

Ihr Eilande vor Griechenland,
wo Sappho liebesbrennend sang
wo Kriegs- wie Friedenskunst erstand,
Delos sich hob und Phoebus klang:
Ewiger Sommer küsst die Flur,
doch hielt nur Sonnenglanz dort pur.

Von Chios‘, Teios‘ Musen blieb,
der Heldensang, das Liebeslied,
auch wenn kein Ruhmwort mehr beschrieb
die alte Heimat. Fern und müd
echots von Westen übers Meer,
weiter als von Atlantis her.

Kein Berg, der Marathon nicht ehrt,
und Marathon blickt auf die See,
und geh ich kurz dort traumbeschwert,
erträum ich Graecia frei vom Weh:
Steh ich auf persischem Gebein,
ahnt mir, ich kann kein Sklave sein.

Ein Herrscher sah vom Bergkamm her,
das meerumschäumte Salamis,
zehntausend Schiffe auf dem Meer,
auf dem ein jeder Herr ihn hieß.
Den Sonnenaufgang sah das Heer,
den Untergang sah keiner mehr.

Wo sind sie hin? Und wo bleibst du
mein Land? An deinen Küsten schweigt
Heroensang in kalter Ruh,
kein Heldenherz mehr, das sich zeigt.
Ach, muss Apollos Leier mein
zu meinem Dienst verpflichtet sein ?

Trotz Ruhm und Ehre die zerbrach,
lebt etwas, das aus Sklaven spricht,
man fühlt des Patrioten Schmach,
die Schamesröte im Gesicht.
Der Dichter spürt für Volk und Land,
den Schmerz - die Träne, die er fand.

Bleibt Klagen über totes Glück,
bleibt Schande nur? Der Väter Blut,
tränkt dieses Land. Gib uns zurück,
nur einen Hauch Spartanermut!
Lass von dreihundert drei nur sehn,
die Thermopylen neu bestehn!

Nur Stille herrscht, kein Laut, kein Hall?
Oh nein! Der Toten Chorgesang
klingt wie ein ferner Wasserfall:
Schickt einen Mann, zu jedem Gang
begleiten wir ihn. Doch ihr schweigt!
Kein Lebender, der sich uns zeigt.

Vergebens, schlag die Saiten neu,
füll Becher hoch mit Samosglut,
den Türken lass das Schlachtgeschrei,
vergieß aus Chios‘ Trauben Blut.
Dem schnöden Ruf folgt ohne Zahl,
der Pöbel heut zum Bacchanal.

Ihr wisst, was Pyrrhus Schicksal war,
dass er verging, der Phalanx Tritt?
Von zwei Lektionen, beide wahr,
nehmt ihr der Memmen Wahl euch mit?
Cadmus hat euch die Schrift gelehrt,
doch nicht, dass sie ein Sklave ehrt.

Mit Samos Wein füllt Becher reich!
seid still, macht euch das Herz nicht schwer!.
Anacreon sang göttergleich,
zwar war Polykrates sein Herr
und ein Tyrann, doch uns verblieb
griechisch das Joch, durch das er trieb.

Tyrann war er von Chersones,
und doch der Freiheit Hort und Glück
vor Marathon. Miltiades!
Ach gäb das Heute uns zurück
so einen Zwingherrn wie er war,
wir böten gern den Nacken dar.

Mit Samos Wein full Becher recht!
Auf Sulis Fels, an Pargas Strand,
lebt eine Spur noch vom Geschlecht
und dem Geblüt vom Dorerstand.
Dort keimt vielleicht ein Same neu,
dem Stamm des Herakles getreu.

Such Freiheit nicht im Frankenland,
ihr König schachert euch nur fort,
trau Griechenwehr und Griechenhand,
der letzten Hoffnung Tapfrer Hort.
Römer sind tückisch, Türken wild
dort bräche selbst dein stärkster Schild.

Füll hoch mit Samoswein den Krug
Zypressen schirmen Maidentanz
anmutig gleich dem Vogelflug,
doch trübt mir all ihr holder Glanz
den Blick mit Tränen, weiß ich doch,
sie säugen Sklaven unterm Joch.

Cap Souniouns Marmorstufen steig
ich hoch, bin dort alleine mit der Gischt,
mit der ich schwangleich sing und schweig,
bis mir der Tod mein Lied verwischt.
Ein Land der Sklaven wird nie mein,
wirf weg den Krug voll Samoswein
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Lord Byron: The Isles of Greece - von Sneaky - 15.07.2015, 12:01

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: