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John Keats: Happy is England
#1
GB 
'Happy is England'

Happy is England! I could be content
To see no other verdure than its own;
To feel no other breezes than are blown
Through its tall woods with high romances blent:
Yet do I sometimes feel a languishment
For skies Italian, and an inward groan
To sit upon an Alp as on a throne,
And half forget what world and worldling meant.
Happy is England, sweet her artless daughters;
Enough their simple loveliness for me,
Enough their whitest arms in silence clinging:
Yet do I often warmly burn to see
Beauties of deeper glance, and hear their singing,
And float with them about the summer waters.


'England ist glücklich'

England ist glücklich! Und zufrieden macht
Sein Wald mich, der mit Sagen reich bedacht.
Ich brauch kein andres als sein Grün zu seh’n,
Darüber immer gleiche Winde weh’n.
Doch manchmal wird die Schwäche angefacht
Mir zu verdrängen der Gesellschaft Macht
Und unter Italiens Himmelszelt zu geh’n,
Dort in der Almhütt’ einen Thron zu seh’n.
Nun, schöne Töchter gab’s für mich genug,
Doch spür ich grade einen starken Zug
Zu Schönheiten von tief’rem Glanz und Prangen,
Als die, die mich mit weißem Arm umfangen
In England, das mit seinen frohen Linden
Konnt’ singend Strom und Sommer mir verbinden.


England ist glücklich! Und zufrieden macht
Es mich, kein andres als sein Grün zu seh’n,
Die Wälder, die mit Sagen reich bedacht,
Über die immer gleiche Winde weh’n.
Doch manchmal wird die Schwäche angefacht,
Unter Italiens Himmelszelt zu steh’n,
Um zu verdrängen der Gesellschaft Macht
In einer Almhütt’ einen Thron zu seh’n.
England ist glücklich; und mit seinen linden
Und schönen Töchtern gab’s für mich genug
Liebreiz, der mich mit weißem Arm umfangen.
Zu Schönheiten von tief’rem Glanz und Prangen,
Als sie im frohen England sind zu finden,
Spür’ ich nun aber einen stärk’ren Zug.


England ist glücklich! Und zufrieden macht
Es mich, kein andres als sein Grün zu seh’n,
Darüber immer gleiche Winde weh’n,
Durch Wälder, die mit Sagen reich bedacht;
Doch manchmal wird die Schwäche angefacht,
Unter Italiens Himmelszelt zu steh’n,
In einer Almhütt’ einen Thron zu seh’n,
Um zu verdrängen der Gesellschaft Macht.

England ist glücklich; und mit seinen linden
Und schönen Töchtern gab’s für mich genug
Liebreiz, der mich mit weißem Arm umfangen;
Doch spür ich grade einen starken Zug
Zu Schönheiten von tief’rem Glanz und Prangen,
Die, singend, Strom und Sommer mir verbinden.
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#2
(25.06.2016, 14:29)Josef Riga schrieb: 'Happy is England'

Happy is England! I could be content
To see no other verdure than its own;
To feel no other breezes than are blown
Through its tall woods with high romances blent:
Yet do I sometimes feel a languishment
For skies Italian, and an inward groan
To sit upon an Alp as on a throne,
And half forget what world and worldling meant.
Happy is England, sweet her artless daughters;
Enough their simple loveliness for me,
Enough their whitest arms in silence clinging:
Yet do I often warmly burn to see
Beauties of deeper glance, and hear their singing,
And float with them about the summer waters.


'England ist glücklich'

England ist glücklich! Und zufrieden macht
Sein Wald mich, der mit Sagen reich bedacht.
Ich brauch kein andres als sein Grün zu seh’n,
Darüber immer gleiche Winde weh’n.
Doch manchmal wird die Schwäche angefacht
Mir zu verdrängen der Gesellschaft Macht
Und unter Italiens Himmelszelt zu geh’n,
Dort in der Almhütt’ einen Thron zu seh’n.
Nun, schöne Töchter gab’s für mich genug,
Doch spür ich grade einen starken Zug
Zu Schönheiten von tief’rem Glanz und Prangen,
Als die, die mich mit weißem Arm umfangen
In England, das mit seinen frohen Linden
Konnt’ singend Strom und Sommer mir verbinden.


England ist glücklich! Und zufrieden macht
Es mich, kein andres als sein Grün zu seh’n,
Die Wälder, die mit Sagen reich bedacht,
Über die immer gleiche Winde weh’n.
Doch manchmal wird die Schwäche angefacht,
Unter Italiens Himmelszelt zu steh’n,
Um zu verdrängen der Gesellschaft Macht
In einer Almhütt’ einen Thron zu seh’n.
England ist glücklich; und mit seinen linden
Und schönen Töchtern gab’s für mich genug
Liebreiz, der mich mit weißem Arm umfangen.
Zu Schönheiten von tief’rem Glanz und Prangen,
Als sie im frohen England sind zu finden,
Spür’ ich nun aber einen stärk’ren Zug.


England ist glücklich! Und zufrieden macht
Es mich, kein andres als sein Grün zu seh’n,
Darüber immer gleiche Winde weh’n,
Durch Wälder, die mit Sagen reich bedacht;
Doch manchmal wird die Schwäche angefacht,
Unter Italiens Himmelszelt zu steh’n,
In einer Almhütt’ einen Thron zu seh’n,
Um zu verdrängen der Gesellschaft Macht.

England ist glücklich; und mit seinen linden
Und schönen Töchtern gab’s für mich genug
Liebreiz, der mich mit weißem Arm umfangen;
Doch spür ich grade einen starken Zug
Zu Schönheiten von tief’rem Glanz und Prangen,
Die, singend, Strom und Sommer mir verbinden.

hallo Josef

na, zumindest etwas mehr als 50 Prozent der Engländer sind jetzt glücklich, dank Brexit. die Mehrheit der Londoner nicht.

ich würde mit „Glückliches England!“ beginnen. wäre für mich näher am Original. im weiteren klingt „Und zufrieden“ fast schon wie unzufrieden. das sollte man vielleicht vermeiden. Vorschlag:
Glückliches England! Wie zufrieden macht
kein andres Grün mich wie dem seinen
Kein andren Windhauch als den feinen
der seiner Wälder Laub entfacht

darum gefällt mir auch deine mittlere Version am Besten, weil da explizit „Wälder“ vorkommt.

auch dasses dann sachte europäischer wird, mit Italien und der Alpe, bei Keats und in deiner Übertragung, sagt mir zu.

Gruß
Alcedo
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#3
Hallo Josef,


Gleich drei Versionen! Sie unterscheiden sich ja nur in Kleinigkeiten.

Ich möchte mich Alcedo anschließen, was den Einstieg betrifft. "Glückliches England" ist nicht unbedingt die genauere Übersetzung, aber es klingt als Ausruf natürlicher.
Auch bei den Wäldern stimme ich meinem Vorredner zu. In der Mehrzahl sind sie einfach noch ein Stück ausgedehnter. Aber letztlich sind das Kleinigkeiten.

Was mir besonders aufgefallen ist, ist die Almhütt' mit dem Thron darin.
Die Zeile ist in allen drei Versionen gleichlautend, - offensichtlich bist du mit ihr zufrieden,
aber von einer Almhütte lese ich nichts.

Keats sitzt auf der Alm und schaut von diesem Thron in die Landschaft.
Diese Szene in einen Innenraum zu verlegen ändert die Stimmung des ganzen Textes.
Hast du das "inward" auf eine Innenszene bezogen?
ich lese dort eine Sehnsucht, die ihn innerlich seufzen lässt, nach dem italienischen Himmel und der Alm, auf der er sitzt, wie auf einem Thron.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
England im Glück! Ich könnte froh im Geist
allein nur sein ihm eignes Grün besehen,
wenn seine Winde durch die Wäldern wehen
Romantik wispernd. Jedoch manchmal reist
mein Herz hin wo Italiens Himmel gleißt,
will sehnsuchtsschwer zum Thron der Alpen gehen
dort sitzen, kaum die Welt mehr noch verstehen,
halb ihren Lauf enthoben und verwaist.

England im Glück! Mit Mädchen, kunstlos schön,
in schlichter Anmut hold genug für mich,
wenn still sich weiße Arme um mich legen.
Doch dann regt oft ein warmes Sehnen sich
um dunkler Augen, andrer Lieder wegen,
in Wassern voller Sommer zu vergehn.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Halo Sneaky,

Der Thron der Alpen ist eine gute Lösung und auch sonst läuft es sehr rund.
Nur der Einstieg "England im Glück" - lässt so formuliert für mich keinen Widerspruch zu. Auf dies aber, ist jedoch das ganze Sonett angelegt. Ich weiß, als Begründung ist das etwas schwammig ausgedrückt, aber so ist mein Gefühl als Leser.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hallo Zaunkönig

vielleicht ist es ja hilfreich, dem "England im Glück" ein "?" dahinter zu spendieren. Sonst weiß ich auf die Schnelle nichts, um das Statement abzuschwächen.
Oder vielleicht auch noch "England des Glücks!"


Danke und Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#7
(27.06.2016, 09:12)sneaky schrieb: England im Glück! Ich könnte froh im Geist
allein nur sein ihm eignes Grün besehen,
wenn seine Winde durch die Wäldern wehen
Romantik wispernd. Jedoch manchmal reist
mein Herz hin wo Italiens Himmel gleißt,
will sehnsuchtsschwer zum Thron der Alpen gehen
dort sitzen, kaum die Welt mehr noch verstehen,
halb ihren Lauf enthoben und verwaist.

England im Glück! Mit Mädchen, kunstlos schön,
in schlichter Anmut hold genug für mich,
wenn still sich weiße Arme um mich legen.
Doch dann regt oft ein warmes Sehnen sich
um dunkler Augen, andrer Lieder wegen,
in Wassern voller Sommer zu vergehn.

Glückliches England / Happy is England // Keats

Glückliches England! Zufrieden macht mich
kein andres Grün als nur das seine,
kein andrer Windhauch als der eine,
der seiner Wälder Farbton Pracht nicht

mildert, doch lohend jenen Geist entfacht
den mir Italiens Goldorangen liefern
samt Mignon und Azur. Inwiefern
ich thronen kann vom Alpengipfel? Macht

des Kontinents will ich erzwingen,
vergessend halb weshalb und Welt darum.
Glückliches Eng, süß deine kunstlosen Töchter;
genug deine schlichte Zuneigung. Warum

umarmt ihr mich wie Marmorwächter?
Belasst mir dunkler Maiden Stimmen,
mit ihnen treiben, Tiefgewässer singen.



danke, Sneaker, das hat mir geholfen bei der Ausarbeitung meiner Version.
dir ist ein Tippfehler reingerutscht:
=> ihrem Lauf mit m!
übrigens, in den Schlusszeilen des Originals kann ich Parallelen zu Keats’ Grabinschrift ausmachen, die er ja unbedingt haben wollte, und wie sie jetzt in Rom dasteht: „Here lies One Whose Name was writ in Water.”

Glückliches England!, einen Keats zu haben, einen Shakespeare und eine Joanne Cox!

Common,

 Come build in the empty house of the stare.*








* William Butler Yeats in „The Stare's Nest by My Window“
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#8
Hallo ALCEDO,

ich gebe dir gerne Recht: der Anfang ist besser als Ausruf gestaltet. Entweder "England ist glücklich" oder "Glückliches England"! Ich werde das abändern. Eigentlich ist die letzte Fassung als die endgültige gemeint gewesen und auch als erste entstanden. Die anderen beiden waren nur als Spielereien gedacht um zu sehen, wie es sich entwickelt, wenn man die Zeilen bzw. Reime umstellt. Dabei gab es die Chance, den Begriff "lind" i. S. von mild, leicht, zart etc. und den Baumnamen "die Linden" zu vertauschen, was auf die etymologischen Ursprünge dieser Wörter hinweist. Bäume hatten ja bei uns alten Germanen immer auch magische und emotionale Bedeutungen. Daher auch die vielen Namen, die sich von Bäumen herleiten, etwa Sieglinde, Gerlinde oder Amalinde (=die Linde der Amaler; ahdt.: Amalinta; nhdt.: Amelie!)
Dass das Gedicht gerade jetzt im Forum steht, wo Englands Zukunft uns so sehr beschäftigt ist ein reiner Zufall; entstanden ist die Übersetzung bereits vor einem Jahr. Aber tatsächlich: ein gewisser Geist insulärer Selbstzufriedenheit ist ihm ja in der Tat nicht abzusprechen. Man sieht mal wieder, wie zäh die Briten an ihrem Land hängen.

Hallo ZaunköniG,

fast hättest du und Alcedo mich "überredet" , den Anfang umzuschreiben. Aber deine Überlegung, dass es ja im Gedicht um die Spannung geht, dass einerseits zwar "England glücklich" ist (macht?) , andererseits aber auch die Ferne lockt, wird durch einen euphorischen Ausruf wie "Glückliches England!" konterkariert.
Ungenauer, aber vielleicht noch mehr i. S. von Keats wäre vielleicht tatsächlich die Formel: England macht glücklich, aber ...
Vielleicht probiere ich das einmal.
Andererseits: Der erste Satz von Keats ist auch ein Statement, eine objektive Feststellung, die gerade deshalb gilt, weil sie unabhängig vom Dichter ist. England i s t glücklich. Diesem Glück schließt sich Keats zunächst an, um dann später auszubrechen. Beides steht in Spannung zueinander, löst sich nicht auf und die Wiederholung des Satzes "Happy is England" bestätigt die Objektivität, das Faktische von Englands Zustand, egal wohin es jetzt den Dichter auch noch treiben mag. Vielleicht lasse ich es doch "under this point of view" bei der ersten Lösung.
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