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Alice de Chambrier: La Lune rouge
#1
Schweiz 
Alice de Chambrier
1861 - 1882 Schweiz


La Lune rouge

C’est le soir ; la bataille est enfin terminée :
Le vaincu s’est enfui, le vainqueur est lassé,
Et la fleur du pays, en un jour moissonnée,
Jonche tous les replis du sol dur et glacé.

Ils sont là tout raidis et la tête inclinée,
Adolescent joyeux, d’une balle percé,
Homme fort et vaillant, cohorte infortunée
Qui n’a pas reculé quand la mort a passé.

Et, sous un autre ciel, un vieillard solitaire,
Las d’avoir travaillé tout le jour à la terre,
Respire le vent frais qui le baise en passant ;

Il regarde pensif le grand ciel qui rayonne
Plein d’un ruissellement d’étoiles, et s’étonne
Que la lune soit rouge et paraisse de sang...



Der rote Mond

Dies ist der Abend und die Krieger sind erschöpft,
die Schlacht vorbei und die Verlierer sind geflohen.
Die Besten aus der Heimat sind dahingerafft,
liegen verstreut im Feld, der Boden hartgefroren.

Dein schroffes Haupt musst du der frohen Jugend neigen,
die jubelnd fällt, von schnellen Kugeln jäh durchbohrt.
Unglückliche Kohorten: tapfre Männer schweigen;
Es fällt, wer sich nicht fern hält, kommt vorbei der Tod.

und unter einem klaren Himmel in der Ferne
atmet ein greiser Bauer frischen Wind im Feld,
der ihn nach harter Arbeit küsst und weiterzieht.

Sein Blick noch lang den großen strahlnden Himmel hält,
der ganz begeistert ist über die tausend Sterne
und staunt, dass heut der Mond so rot wie Blut aussieht.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Roter Mond

Im Sonnenuntergang erstarb die Schlacht,
Besiegte flohn, ein müder Sieger blieb,
des Landes Jugend starb. Wie Blumen hieb
der Tod sie um auf kaltem Land zur Nacht.
Sie liegen steif, gesenkten Hauptes da,
fast Kinder, starke Männer, tot, erschossen,
ein Heer das glücklos blieb und doch entschlossen
selbst dann noch, als der Tod nach ihnen sah.

Ein alter Bauer den nach langem Tag
ein frischer Wind wie im Vorübergehen küsst,
sieht einen andren Himmel sternbedeckt
und denkt was ihn gerufen haben mag,
den roten Mond, der ihn von oben grüßt,
mit seinem Licht, das blutig aus ihm leckt.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

Nicht schlecht, nicht schlecht!
Die Form hast du besser getroffen und deine Version liest sich dabei sogar noch flüssiger.

Was mir hier fehlt ist die Kriegsbegeisterung bzw. Siegesgewissheit mit der die Jugend in ihr Verderben zieht. Diese Heldenpathos, das in Kriegszeiten gerne geschürt wird und zum Ausgangspunkt der Tragödie wird.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Zaunkönig,

die Kriegsbegeisterung ist ja vordergründig auch nicht angesprochen, das "joyeux" beziehe ich auf die Jugend im Allgemeinen, nicht darauf, dass die gebrannt hätten, in den KRieg zu ziehen. Interessant wäre es zu erfahren, was genau die Autorin vor Augen hatte, als sie das schrieb.

Von ihren Geburtsdaten her kann das im Prinzip nur der 1870-1871-er Krieg gewesen sein. Ansonsten ist sie ja jung gestorben, wie ich in Wiki nachgelesen habe (dein Eintrag oben mit den Geburtsdaten scheint mir unstimmig Smile ).

Die Nationalbegeisterung mag auch dort grioß gewesen sein, aber mangels modernen Massenmedien Smile kann die Verfasserin das wohl kaum direkt mitbekommen haben. Ich hab das Gedicht mal von einem Internetbekannten checken lassen, der sattelfest in Französisch ist und eine Frau hat, die Französischlehrerin ist.

Mein Französisch ist ja nicht der Rede wert und die Arbeit mit Grammatik und Wörterbuch geb ich mir nicht jeden Tag. .

Nun war es Abend, er beendete die Schlacht,
sah statt Besiegten mit erschöpften Siegern nur
des Landes Blüte abgeerntet vor der Nacht,
wie soviel Blumen auf dem kahlen Frost der Flur.

Starr lagen wie gefällt gestandne Männer da,
dort Jugendliche voll Elan, gekrümmt, erschossen,
sie wichen nicht, selbst als der Tod nach ihnen sah,
vom Glück verlassen fiel das Bataillon geschlossen.

Zur selben Zeit blickt weiter weg ein alter Mann
einsam, von Feldarbeit erschöpft zum Himmel auf,
genießt den kühlen Wind nach eines Tages Glut,

sieht staunend Sterne in der tiefen Nacht zuhauf
und sinnt warum der volle Mond sich zeigen kann
in rotes Licht gehüllt, das ihm erscheint wie Blut.

Und hier die Übertragung von Matthias und seiner Frau:

Es ist Abend; die Schlacht ist nun endlich vorüber,
der Besiegte schon fort, der Sieger erschöpft und
die Blüte des Landes, auf einmal geerntet,
schmückt jede gefrorene Falte des Bodens.

Da liegen sie beide, steif und geknickt:
Der fröhliche Jüngling, von Kugeln durchbohrt.
Der gestandene Mann. Eine glücklose Einheit,
die nicht wich, als heute der Tod ihren Weg nahm.

Zu der Zeit, etwas weiter, ein einsamer Alter,
erschöpft vom Tagwerk des fleißigen Landmanns,
ergötzt sich am frisch aufkommenden Lüftchen.

Gedankenverloren den Himmel betrachtend,
bestaunt er im Sternengeriesel den Mond,
und fragt sich, weshalb der so rot sei, als wär er aus Blut.
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#5
Hallo Sneaky,

Mit den Lebensdaten,...Ähh... weiss ich jetzt auch nicht mehr wo ich die her hatte. Vielleicht auch nur ein Tipp-/Kopierfehler. Die habe ich gerade korrigiert.

Waren denn Schweizer in den 1870/71er Krieg involviert? Vielleicht hat sie auch nur ein Schlachtengemälde oder elterliche Erzählungen aus den Napoleonischen Kriegen aufgenommen?

Deine neue Fassung schaue ich mir nochmal genauer an, wenn ich ausgeschlafen habe. (Nachtschicht)

Gruß
ZaunköniG
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#6
Hallo Zaunkönig,

ich wüsste nicht, wie die Schweiz in dem Krieg verwickelt gewesen sein könnte, außer als Nachbarstaat.

Laut Wiki hat de Chambrier knapp zwei Jahre in Hessen gelebt, von 1876-1878. Was sie zu dem Gedicht motiviert haben könnte habe ich bisher nicht herausgefunden. Als Tochter aus gutem Haus hat sie sicher eine behütete Erziehung genossen, so kann man nur rätseln, was sie bei dem Gedicht vor Augen hatte.

Sneaky
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#7
Als Tochter aus gutem Haus im jungen Kaiserreich waren die Heldentaten von Moltke, Körner und Co sicherlich Thema, auch wenn ihre Familie als frankophone die deutsche Berichterstattung sicherlich etwas "differenzierter" sah.

Du schreibst in Zeile 6 von Elan. In der Übersetzung deiner Bekannten ist es eine fröhliche Jugend.
Ist denn eine maximal 21-jährige schon so weit von der eigenen Jugend entrückt, dass sie sie pauschal, wie nostalgisch als fröhlich beschreibt?
Elan ist für mich auch mehr als nur jugendliche Frische; da schwingt auch ein optimistisches Lebensgefühl mit. Und eine Kriegsbegeisterung zieht sich eigentlich wie ein roter Faden durch die Zeitzeugenberichte von Kriegsbeginn. Sowohl bei den napoleonischen Feldzügen, als auch beim 79/71ger Krieg, sogar noch beim Beginn des 1. Weltkrieges. Sie steht nicht ausdrücklich im Text, aber ich sehe sie schon im Interpretationsrahmen.
Deine neue Fassung mit den Jugendlichen voll Elan bringt es aber auch gut rüber. "fast Kinder" war mir an der Stelle zu wenig.

Ich bleibe nun bei der "Einheit" hängen.
Es ist wohl die Truppeneinheit gemeint, das Regiment, oder die Kohorte, wie ich es geschrieben habe.
Bei dir klingt es fast so, als würden der gestandene Mann und der fröhliche Jüngling eine Einheit bilden.
Auch ein interessantes Bild, aber es lenkt dann doch vom gemeinten ab, nämlich der Masse der Gefallenen.
Aber vielleicht geht es auch nur mir so damit.
"fiel das Bataillon geschlossen"?
insgesamt gefällt mir neue Fassung noch besser.

LG
ZaunköniG
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#8
Hallo Zaunkönig,

die Einheit ist auch ein militärischer Begriff, so hatte ich sie auch gemeint. Aber das mit Bataillon ist weniger missverständlich, das tausche ich aus, danke.

Und de Begeisterung über das junge Kaiserreich war in Hessen knapp 10 Jahre nach dem deutsch-deutschen Krieg, in dem (u.a.) Hessen zur Verliererseite gehört hat, wohl auch ein Stück weit gedämpfter.

Sneaky
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#9
Hallo Sneaky und ZaunköniG,

ein Schweizer-Gedicht über den Krieg 1870/71 ist sicher nicht so exotisch. Die Anteilnahme war zumindest in den Grenzgebieten zum Schlachtfeld wohl relativ groß. Schließlich spielten sich einige Kämpfe im Elsass und damit in der Nähe Basels ab. Die Stadt Strassburg wurde von den Deutschen belagert und stark beschossen, es gab Hilfeleistungen humanitärer Art von der "Schwesterstadt" Basel an die oberrheinische befreundete Stadt. Noch heute erinnert ein, für eidgenössische Verhältnisse, sehr großes und pathetisches Denkmal in der Nähe des Hbf. in Basel an diese dramatische Situation. Die Sympathien dürften in der Schweiz entlang der Sprachgrenzen ziemlich geteilt gewesen sein. Vielleicht eher Pro Frankreich, aber sicher bin ich da nicht. Schließlich war es bis dahin eher Frankreich, das die Schweizer Souveränität bedroht hatte.
Was das Gedicht betrifft, finde ich es notwendig, die monotonen Reime am Anfang auch in der Übersetzung wiederzugeben. Durch die gleichen Reime wird der zwanghafte Charakter des Krieges hervorragend betont, die Melancholie des Sterbens. Im Vergleich dazu das Reimschema von Thomas Campbell "Hohenlinden" ... aaax bbbx cccx dddx eeex fffx (und so weiter). Monotonie durch die Reimwiederholungen und das am Ende der Strophen immer wieder Zurückfallen und Festgehalten werden im gemeinsamen Rahmen (x) - Auswegslosigkeit für die armen Soldaten, die auf dem Schlachtfeld bleiben müssen.

LG
Josef
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