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Moosstunden
#1
.
Spürst du das Zagen hier in dieser Stunde,
wie Licht, in Zeit verstummt, den Atem hält?
Wer weiss, wer noch das Glockenläuten zählt.
Die Nacht trägt jeden Zungenschlag zugrunde.

Vergib den Träumenden die Gier nach Tiefe.
Es zieht sie haltlos wie ein träger Sog.
Sag, ahntest du, wie sehr Vergessen log?
Sag, stürbest du, wenn ich nun weiterschliefe?

Versunken harren wir im feuchten Graben. -
Am Rande dieser neuen Dunkelheit
erstarrt so leicht, was wir im Herzen haben.

Ich fühle wie die Erde nach mir schreit.
Geflissentlich vergrab ich meine Narben
und trag für dich mein welkes Räuberkleid.
.
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#2
Hallo Moki,

das ist ja ein sehr schwermütiger Einstand. Insgesammt gefällt mir der Text. Dennoch einige kleine Anmerkungen.
Die ersten beiden Zeilen beschreiben eine ruhige, geradezu zähe Stimmung. Das Glockenläuten will sich für mich dort nicht richtig einfügen. Wenn es auch nicht gezählt wird, so durchbricht es doch die Stille. Vielleicht ginge etwas mit fernem Glockenläuten, o. ä.?

"Sag, stürbst du, wenn ich einfach weiterschliefe?"
klingt mir etwas sperrig, obwohl du das Metrum hältst. Wie wäre:
"Sag, stürbest du, wenn ich nun weiterschliefe?"


Mit dem Wechsel von den Quartetten zu den Terzinen wechselst du auch vom Konjunktiv in die Gegenwart. Es fällt mir hier schwer das Geschehen zu verorten. Was für ein Graben? Warum liegen die beiden dort?
Ist das Lyrich etwa schon tot und der Partner/Freund harrt dort mit aus in seiner Trauer?
Oder ist es nur ein schwarz-romantisches Rendezvous in solch düsterer Umgebung?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Moki,

mir gefällt die schwermütige Stimmung, ich sehs als eine Beschreibung auf zwei Liebende, die sich getrennt haben und wiederfinden.

Das "stürb" mag ich auch nicht, obwohl es Grammatik und MEtrum bedient. Sag, wärs dein Tod wenn ich nur/jetzt/bloß weiterschliefe?

Die letzte Terzine gefällt besonders, wegen des Rufs der Erde, dem Vergraben der Narben und dem Räuberkleid. Das sind frische Bilder mit dem Touch Dunkel, der bei mir offene Türen einrennt.

Gruß & gespannt auf mehr

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#4
Hallo Moki,

auch von mir ein herzliches Willkommen. In Deinem Sonett steckt eine Tiefe die ich mir langsam erschließe. Ich bin gespannt wie Du die Anregungen meiner Vorredner umsetzen wirst. Es lohnt sich daran zu feilen. Eine tolle Substanz.

Herzlichst
Detlef
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#5
hallo ihr drei!

vielen dank fuer eure konstruktiven ideen!
ich habe die stuerb-zeile nun mal ein wenig abgeaendert. ich hoffe, nun liest sie sich ein wenig weniger schwerfaellig. Smile
ich mag es nicht zu sehr erklaeren, damit geht ja auch ein wenig der glimmer der bilder verloren. man darf bei meinen texten die bilder nie zu direkt sehen. meist ist der blick hindurch der klarere. Wink

einen wundervollen abend euch und danke nochmal!

lg
nici
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#6
Hallo Moki,

Das mit dem Blick hindurch kann ich gut nachvollziehen. Ich spiele mitunter auch mit Bildern, die in sich nicht ganz logisch sind, wenn man sie beim Wort nimmt.
z.B.
"Als ob ein Fallen sein Zweites umkreist"
"Den Schatten des Mondes im Schlepptau"

Bei nicht ganz eindeutigen Bildern besteht aber immer die Gefahr, daß sie anders aufgenommen werden, als sie gemeint sind. Zumal du sowohl den Ort des Geschehens, als auch den Anlaß im Unklaren läßt. Es fehlt gewissermaßen der Kristallisationspunkt, an dem sich meine Assoziationen anlagern können. Assoziationen sind genug da, aber alles bleibt in der Schwebe. Ist natürlich Geschmachssache und vielleicht hast du genau das beabsichtigt, aber mir ist es als Leser gerade etwas zu viel Freiheit.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
hm.. vielleicht magst du recht haben.
ich schau mal. ich habe bestimmt ein sonett, das in sich schluessiger ist, als dieses und weniger spielraum laesst. generell finde ich spielraum jedoch sehr spannend. Wink aber du hast recht, es ist geschmackssache. Smile
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