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Die Krone der Dichtkunst
#7
Hallo Yaira,

Klappentexte sind natürlich Werbung, den Mythos von der Krone der Dichtkunst hat sich kein Werbetexter ausgedacht. Die nutzen ihn nur für ihre Zwecke. Bei deinen durchschnittlichen Abiturenten stellt sich die Frage, warum das Sonett in der Lehre so beliebt ist. Interpretiert werden wohl auch andere Texte, aber das Zusammenspiel von Inhalt und Form läßt sich an einer knappen, fest definierten Form leichter Veranschaulichen als an den lyrischen Großformen.
Mehr als einem Schüler ist über den Weg der Gedichtinterpretatonen die Lyrik für immer verleidet worden. Unter denen die sich dennoch in eigener Dichtung versuchen, reizt es allerdings manchen sich doch auch in dieser "Königsdisziplin" zu versuchen, ohne sich mit den Feinheiten anderer Gattungen überhaupt zu befassen, und ist stolz, wenn man zumindest die formalen Kriterien erfüllt. Ab einem gewissen Punkt hat sich dieser Nimbus verselbständigt.

Und wo du Mönch zitierst. Ja für Fragen oder Gedankenlyrik, für dialektische Inhalte eignet es sich in der Tat gut. Und ist die Philosophie nicht die Königin der Wissenschaften? Das ist kein echtes Argument, aber als Assoziation schwingt das vielleicht auch noch mit, ala: Wenn eine Form, den höchsten, wertvollsten Inhalten angemessen ist, ist sie dann nicht auch die höchste und wertvollste Form?

Aber diese Diskusion ist nicht ganz neu. Nachdem die erste deutsche Sonettwelle der schlesischen Schule abgeebbt war, war es lange Zeit verpönt, bis Schlegel und Bürger es für die Romantik wiederentdeckten. Goethe, anfangs skeptisch wurde, obwohl er selbst nur eine Handvoll Sonette geschrieben hat, zu einem wichtigen Fürsprecher als Voß sich über das Geklingel ereiferte. Viel Feind viel Ehr?

Etwas anders gelagert war der französische Sonettenstreit von 1648/49, wo sich sie ganze höfische Gesellschaft bekriegte wer denn das bessere Sonett verfasst hätte, Yoitures oder Benserades. Auch solche legendären Dispute mögen zum Ruf des Sonettes beigetragen haben.

Übrigens: Die Gedichte selbst zählt man heute nicht mehr zu den Bedeutensten, nur der Streit ist Legende geworden.


Hier das eine:
Vincent Voiture
1597 – 1648

Sonnet d'Uranie

Il faut finir mes jours en l’amour d’Uranie !
L’absence ni le temps ne m’en sauraient guérir,
Et je ne vois plus rien qui me pût secourir,
Ni qui sût rappeler ma liberté bannie.

Dès longtemps je connais sa rigueur infinie !
Mais, pensant aux beautés pour qui je dois périr,
Je bénis mon martyre et, content de mourir,
Je n’ose murmurer contre sa tyrannie.

Quelquefois ma raison, par de faibles discours,
M’incite à la révolte et me promet secours.
Mais lors qu’à mon besoin je me veux servir d’elle ,

Après beaucoup de peine, et d’efforts impuissants,
Elle dit qu’Uranie est seule aimable et belle,
Et m’y rengage plus que ne font tous mes sens.


Vielleicht kann ja noch jemand das zweite auftreiben, Ein Hiob-Sonett von Isaac de Benserade?


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Nachrichten in diesem Thema
Die Krone der Dichtkunst - von ZaunköniG - 01.08.2009, 06:35
RE: Die Krone der Dichtkunst - von Detlef - 02.08.2009, 07:51
RE: Die Krone der Dichtkunst - von Sneaky - 02.08.2009, 09:01
RE: Die Krone der Dichtkunst - von ZaunköniG - 02.08.2009, 09:59
Fetisch des Humanismus - von ZaunköniG - 30.08.2009, 10:31
RE: Die Krone der Dichtkunst - von yaira - 03.09.2009, 10:37
RE: Die Krone der Dichtkunst - von ZaunköniG - 03.09.2009, 19:38
RE: Die Krone der Dichtkunst - von gitano - 12.10.2010, 18:54
RE: Die Krone der Dichtkunst - von ZaunköniG - 15.10.2010, 18:28
RE: Die Krone der Dichtkunst - von gitano - 15.10.2010, 20:11

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