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H. Coleridge: September
#1
GB 
Hartley Coleridge

September


The dark green summer, with its massive hues,
Fades into autumn’s tincture manifold;
A gorgeous garniture of fire and gold
The high slope of the ferny hills indues;

The mists of morn in slumbering layers diffuse
O’er glimmering rock, smooth lake, and spiked array
Of hedgerow thorns, a unity of gray;
All things appear their tangible form to lose

In ghostly vastness. But anon the gloom
Melts, as the sun puts off his muddy veil;
And now the birds their twittering songs resume,

All summer silent in the leafy dale.
In spring they piped of love on every tree,
But now they sing the song of memory.




September
Ü: ZaunköniG

Der dunkle Sommer mit dem satten Grün
verklingt im Herbst, der mit den Farben praßt.
Wie prächtig läßt sein Tuch aus Gold und Glast
die farnbewachsnen Hügel überglühn.

Der Morgen, der in Nebelnestern döst,
glänzt silbrig über See und Ährenheer,
taucht Felsen, Hecken in ein graues Meer
in dem sich jegliche Gestalt auflöst.

Doch bald zerschmelzt den Dunst ein Sonnenstrahl,
als ob er einen Schleier von sich nimmt,
und mancher Vogel hat sein Lied gesungen

vom trägen Sommer im verlaßnen Tal.
Hat man im Mai noch Liebeslieder angestimmt,
singt man inzwischen von Erinnerungen.
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#2
Noch schenkt der Sommer tiefes Grün ins Glas,
bald sind des Herbstes bunte Farben Gäste,
ums Feuer tanzt das Gold beim Garbenfeste
am Hügel tupft der Farn sein Glühn ins Gras.

Im Morgennebel schwimmt schon blau und groß
ein See, solang der Fels im Lichte döst,
dort unter Dornenhecken, grau und bloß,
bis alles sich aus Form und Dichte löst.

Bevor der Tag sein helles Glitzern sprüht,
sich alles klärt, wo Schlamm und Schleier lagen;
um erste Klänge, die gesungen, ringen

bald Vögel, wenn der Bach vor Spritzern glüht,
die noch im Lenz die Liebesleier schlagen
und jetzt bloß von Erinnerungen singen.
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#3
Hallo Rohrer,

freut mich, dass dich auch den weniger bekannten Dichtern widmest.

Auch diese Nachdichtung gefällt mir ausgesprochen gut.
Sicher muss man eine geschüttelte Nachdichtung etwas freier behandeln als eine normale nur formtreue, aber du hast es überraschend gut gelöst.

An den Zeilenanfängen könnte man aber noch etwas feilen um dem Original noch eine Spur näher zu kommen, denn es heißt ja dass der grüne Sommer in den farbigen Herbst übergeht. Diese Veränderung ist in deiner Nachdichtung zu einer Gleichzeitigkeit geworden, die man aber leicht korrigieren kann wenn man das "noch" der zweiten Zeile durch ein "nun" oder vielleicht noch besser "bald" ersetzt.

in Zeile 5 schreibst du:

"Im Morgennebel taucht schon blau und groß
ein See, solang der Fels im Lichte döst,"

Hier fehlt mir ein "auf" zum "taucht", sonst bliebe der blaue Eindruck nicht zu erklären.

"Im Morgennebel taucht schon blau und groß
ein See auf, der vorm Fels im Lichte döst,"

Das fände ich grammatisch sauberer, allerdings ist es im Original ja der Morgen, der den See in Nebel taucht.
Vielleicht wäre es dann besser, das "taucht" ganz zu ersetzen:

"Im Morgennebel schwimmt schon blau und groß
ein See, solang der Fels im Lichte döst,"




Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Zaunkönig,

besten Dank! Dieses Forum samt Archiv (& das Sonnet Central) sind unerschöpfliche Quellen, um solche Texte überhaupt erst zu entdecken...

Alle Vorschläge sind absolut einleuchtend und werden gern sofort übernommen.
Direkt nach dem Übertragen fehlt eben oft noch noch der nötige Abstand.

schöne Grüße

David
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