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Koni: Halloween-Kranz
#1
Zitat:1.DER BAUER

der stich des horrors lässt sich variieren.
ein rinderbauer glüht in neumondnächten,
belauschte einst und nur bei seinen tieren
das röchelnde gewimmere beim schächten.

so musisch strich es ihm durchs ohr, als klängen,
der engelschöre schönste trauerlieder
gemein mit seinem stich zu höchsten rängen;
begnadet stieß akzente er in glieder.

“das tier im menschen” ist nur eine phrase.
betrunken fand er sie und bald, kopfüber,
hing sie mit feuchtem haar und leerer blase.
sie uraufführte grell und später trüber.

er kann seither dem klang nicht wiederstehen,
wenn tote stimmen nachts in monden flehen.


Hallo Koni,

das macht ordentlich Appetit auf die restlichen 10 hier ein paar Anmerkungen zum Einstieg


DER BAUER

der stich des horrors lässt sich variieren.
ein rinderbauer glüht in neumondnächten,
belauschte einst und nur bei seinen tieren
das röchelnde gewimmere beim schächten.

Was hältst du von:
berauschte sich im Schlachthof bei den tieren
am röchelnden gewimmere beim schächten
ist es wichtig, dass es seine tiere sind?

so musisch strich es ihm durchs ohr, als klängen,
der engelschöre schönste trauerlieder
gemein mit seinem stich zu höchsten rängen;
begnadet stieß akzente er in glieder.

die Inversion "akzente er" ist nicht sehr ansprechend.

“das tier im menschen” ist nur eine phrase.
betrunken fand er sie und bald, kopfüber,
hing sie mit feuchtem haar und leerer blase.
sie uraufführte grell und später trüber.

das "uraufführte grell und später trüber" ist platt, wie wärs mit
die Uraufführung stärkte nur das Fieber falls der schräge Reim dich nicht stört


er kann seither dem klang nicht wiederstehen,
wenn tote stimmen nachts in monden flehen.

monden ist recht poetisch, aber passt das zu dem neuzeitlichen Strich?
Es gibt, falls du was anderes suchst den Begriff "blauer Mond". So wurde urprünglich der dritte Vollmond genannt, wenn innerhalb einer Jahreszeit, also z.B. von Frühling bis Sommerbeginn in diesen drei Monaten vier Vollmonde fielen. Mittlerweile wird der zweite Vollmond innerhalb eines Monats blauer Mond genannt. Vielleicht magst du ja versuchen, das einzubauen? ISt natürlich schwierig, da diese Zeile zum Meistersonett gehört.
wenn Stimmen nachts den Blauen Mond anflehen so auf die schnelle.
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#2
Zitat:DIE KOBOLDE

wenn tote stimmen nachts in monden flehen,
warn sie schon da, entkrochen aus verstecken,
entkamen dem kanal, um ungesehen
die pein in krankenhäusern aufzulecken.

beseitigt werden schwesternschaft und ärzte.
patienten wollen sie, schon angeschlagen,
sie sind die medikusse, nun. beherzte
debatten erst, dann ihnen an den kragen.

ein kleiner bohrt durch eines kindes hüfte;
ein größerer labt sich an knochenbrüchen;
den dünnen faszinieren hirnes düfte;
der dicke mastrubiert in totgerüchen.

indes gequälte nur noch leise schnaufen,
sich kobolde um backenzähne raufen.

würde ich nur an der letzten Zeile was ändern
indes gequälte nur noch leise schnaufen
die kobolde um ...
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#3
Zitat:3.DER TRÖDLER

die kobolde um backenzähne raufen,
sah gerne der student zu späten stunden.
den splatter zog er lässig aus dem haufen,
den billig er am trödelmarkt gefunden.

gelangweilt drehte er nur nach minuten
den bildschirm ab. vom trödler dreist beschissen?
prompt fingen seine augen an zu bluten,
und stockten nicht bis netzhautnerven rissen.

erblindet lebt er heute abgeschieden;
sozialfällt abgrundtief seit sieben jahren;
sehnt jeden tag nach seinem schwarzen frieden.
es sind die bilder, die im glasigklaren

in seinem auge nicht und nicht vergehen,
wo sich stumpf häupter grinsend rundumdrehen.

DER TRÖDLER

promt fingen seine augen an zu bluten,
und stockten nicht bis netzhautnerven rissen.
hier vielleicht
und stockten erst als.....
prompt fehlt ein "p"


erblindet lebt er heute abgeschieden;
sozialfällt abgrundtief seit sieben jahren;
sehnt jeden tag nach seinem schwarzen frieden.
hier villeicht

ersehnt tagtäglich seinen schwarzen frieden

es sind die bilder, die im glasigklaren
Pupillenfleck ihm nicht und nicht vergehen?
in seinem auge nicht und nicht vergehen,

wo sich stumpf häupter grinsend rundumdrehen.
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#4
oha, danke. das bessere ich gleich aus!
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#5
Zitat:4.DIE BARKEEPER

wo sich stumpf häupter grinsend rundumdrehen?
im angsttraum und in totenkranzsonetten,
wie auch im "schank zur grünen fee": da wehen
die scheine nur so hinterm tresen: wetten,

ob gästes sinnestaumel so betrügen,
dass sie vom wahren schauer gar nichts merken.
gesondert, in freigiebig grünen zügen,
so lockt man sie zu hintren folterwerken,

wo stinkend guhle schon nach nachschub sehnen,
die gerne warzen aus den brüsten schneiden.
dämonisch zupfen sie der armen venen;
es gilt sie noch lebendig auszuweiden.

tja, wenn sich menschen absinthtief besaufen.
erlahmt der mut dem graun davonzulaufen.
DIE BARKEEPER

wo sich stumpf häupter grinsend rundumdrehen?
im angsttraum und in totenkranzsonetten,
wie auch im "schank zur grünen fee": da wehen
die scheine nur so hinterm tresen: wetten,

ob gästes sinnestaumel so betrügen,
kann Suff den Geist der Gäste derart trügen

dass sie vom wahren schauer gar nichts merken.
gesondert, in freigiebig grünen zügen,

so lockt man sie zu hintren folterwerken,
verschubt man sie, hin zu den folterwerken?

wo stinkend guhle schon nach nachschub sehnen,
zu ghulen die den Nachschub heiß ersehnen?

die gerne warzen aus den brüsten schneiden.
akribisch zupfen sie aus armen venen;
es gilt sie noch lebendig auszuweiden.

tja, wenn sich menschen absinthtief besaufen.
erlahmt der mut dem graun davonzulaufen.

erlahmt der mut, dem grauen wegzulaufen?
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#6
ja, das mache ich; danke!
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#7
auch wieder super anregungen. spitze! ich korrigiers dann, gemeinsam mit der 2ten umfangreicheren kritik, in kürze.

eure sonette finde ich übrigens sehr gelungen; gefallen mir echt gut. Smile
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#8
zum trödler:

die kobolde um backenzähne raufen,
sah gerne der student zu späten stunden.
den splatter zog er lässig aus dem haufen,
den billig er am trödelmarkt gefunden.

gelangweilt drehte er nur nach minuten
den bildschirm ab. vom trödler dreist beschissen?
da, prompt, begann ein starkes netzhautbluten
bis alsbald ihm sein augenlicht verschlissen.

erblindet lebt er heute abgeschieden;
sozialfällt abgrundtief seit sieben jahren;
und betet kläglich nur nach schwarzem frieden.
es sind die bilder, ständig und in scharen,

die dort so wehrhaft sind nicht fortzugehen,
wo sich der toten häupter lächelnd drehen.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#9
zu den barkeepern:

wo sich der toten häupter lächelnd drehen?
im angsttraum und in totenkranzsonetten,
wie auch im "schank zur grünen fee": da wehen
die scheine nur so hinterm tresen: wetten,

ob neueste gesöffe so sehr trügen,
dass gäste ihren albtraum nicht bemerken.

gesondert, in freigiebig grünen zügen,
verbringt man sie zu fahlen folterwerken,

zu ghulen die den nachschub faul ersehnen

und freudig warzen aus den brüsten schneiden.
akribisch zupfen sie aus armen venen;
es gilt sie noch lebendig auszuweiden.

tja, wenn sich menschen absinthtief besaufen,
genügt kein mut der angst davonzulaufen.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#10
und zum bauern:

der stich des horrors lässt sich variieren.
ein bauernwirt entglüht in neumondnächten.
blieb einst betört und lauschte seinen tieren,
dem röchelnden gewimmere beim schächten.

so musisch strich es ihm durchs ohr, als klängen,
der engelschöre schönste trauerlieder
gemein mit seinem stich zu höchsten rängen -
musik-akzente in gefiederglieder.

“das tier im menschen” ist nur eine phrase.
betrunken fand er sie und bald, kopfüber,
hing sie mit feuchtem haar und leerer blase.
die uraufführung: laut, dann traurig, trüber.

er kann seither dem klang nicht wiederstehen,
wenn stimmen hallend grell in augen flehen.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#11
Zitat:MEISTERSONETT

wenn stimmen hallend grell in augen flehen,
die kobolde um backenzähne raufen;
wo sich der toten häupter lächelnd drehen,
genügt kein mut der angst davonzulaufen;

entzückt die panik schwarz vergessen schatten
und feuerwanzen, lüsternd unter steinen.
kadaver schlürfen, schmatzend, geifernd ratten,
die blutbesudelt nach aterien greinen.

verfällt der mensch in zittrig fahles schauern,
bedauert ihn der schrecken schier mit nichten,
was ihn verdammt in seinem eck zu kauern,
die magensaftfontänen zu entrichten.

entsetzen trieft herab auf allen vieren;
der stich des horrors lässt sich variieren.

Hallo koni,

ich zitiere nur mal das Meistersonett, damit die bisherigen Teile auch in diesem Faden komplett sind.
Du hast hier (im allen Teilen) sehr kräftige Bilder gefunden und ich kann mich Sneaky durchaus anschließen, das macht Lust auf mehr, ich weiß aber nicht ob es über die gesammte Distanz von 15 Sonetten trägt den Horror zu variieren. Es fehlt mir ein wenig die Geschichte dahinter "warum es so kommen muß". aber das muß ja nicht in den ersten 4 Sonetten beantwortet werden.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#12
hallo lieber ZaunköniG!

freut mich dass es dir gefällt. Smile
ja, bei mir ist zur zeit tatsächlich grad leicht der (blut)saft raus... mal sehen: is ja mein erster kranz. daher weiss ich noch nicht so genau wie ich den weiter mache, bzw. wohin er mich führt. aber gegen ende vielleicht etwas philosophischer (oder: allgemeiner) zu werden und weg von den eigentlichen stories zu gehen find ich eine sehr gute idee. das würde ihn vermutlich runder und vor allem tiefgehender machen.

auf jeden fall ist er weit von einem kranz entfernt, derzeit, und ich bin mir nicht sicher, ob es nicht schade ist dieses nicht-mal-drittel unter "sonettkränze" zu führen. ich finde es etwas zu früh eigentlich ihn hier, neben diesen großartigen werken, schon zu veröffentichen.
damit leserInnen nicht zu enttäuscht sind will ich was ich bisher habe noch mal kranzig, geordnet hier reinkopieren. und natürlich in bälde damit fortfahren.

1. DER BAUER

der stich des horrors lässt sich variieren.
ein bauernwirt entglüht in neumondnächten.
blieb einst betört und lauschte seine tieren,
dem röchelnden gewimmere beim schächten.

so musisch strich es ihm durchs ohr, als klängen,
der engelschöre schönste trauerlieder
gemein mit seinem stich zu höchsten rängen -
musik-akzente in gefiederglieder.

“das tier im menschen” ist nur eine phrase.
betrunken fand er sie und bald, kopfüber,
hing sie mit feuchtem haar und leerer blase.
die uraufführung: laut, dann traurig, trüber.

er kann seither dem klang nicht wiederstehen,
wenn stimmen hallend grell in augen flehen.

2. DIE KOBOLDE

wenn stimmen hallend grell in augen flehen,
warn sie schon da, entkrochen aus verstecken,
entkamen dem kanal, um ungesehen
die pein in krankenhäusern aufzulecken.

beseitigt werden schwesternschaft und ärzte.
patienten wollen sie, schon angeschlagen,
sie sind die medikusse, nun. beherzte
debatten erst, dann ihnen an den kragen.

ein kleiner bohrt durch eines kindes hüfte;
ein größerer labt sich an knochenbrüchen;
den dünnen faszinieren hirnes düfte;
der dicke mastrubiert in totgerüchen.

indes gequälte nur noch leise schnaufen,
die kobolde um backenzähne raufen.

3. DER TRÖDLER

die kobolde um backenzähne raufen,
sah gerne der student zu späten stunden.
den splatter zog er lässig aus dem haufen,
den billig er am trödelmarkt gefunden.

gelangweilt drehte er nur nach minuten
den bildschirm ab. vom trödler dreist beschissen?
da, prompt, begann ein starkes netzhautbluten
bis alsbald ihm sein augenlicht verschlissen.

erblindet lebt er heute abgeschieden;
sozialfällt abgrundtief seit sieben jahren
und betet täglich nur nach schwarzem frieden.
es sind die bilder, ständig und in scharen,

die dort so wehrhaft sind nicht fortzugehen,
wo sich der toten häupter lächelnd drehen.

4. DIE BARKEEPER

wo sich der toten häupter lächelnd drehen?
im angsttraum und in totenkranzsonetten,
wie auch im "schank zur grünen fee": da wehen
die scheine nur so hinterm tresen: wetten,

ob neueste gesöffe so sehr trügen,
dass gäste ihren albtraum nicht bemerken.
gesondert, in freigiebig grünen zügen,
verbringt man sie zu fahlen folterwerken,

zu ghulen die den nachschub faul ersehnen;
die gerne warzen aus den brüsten schneiden.
akribisch zupfen sie aus armen venen;
es gilt sie noch lebendig auszuweiden.

tja, wenn sich menschen absinthtief besaufen,
genügt kein mut der angst davonzulaufen;

...


15. MEISTERSONETT
wenn stimmen hallend grell in augen flehen,
die kobolde um backenzähne raufen;
wo sich der toten häupter lächelnd drehen,
genügt kein mut der angst davonzulaufen.

diktiert die panik schwarz vergessen schatten,
verzehren feuerwanzen unter steinen
kadaverreste; schlürfen, geifernd ratten,
die blutbesudelt nach aterien greinen.

verfällt der mensch in zittrig fahles schauern,
bedauert ihn der schrecken schier mit nichten,
was ihn verdammt in seinem eck zu kauern,
die magensaftfontänen zu entrichten.

entsetzen trieft herab auf allen vieren;
der stich des horrors lässt sich variieren.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#13
Hallo Koni,

Auch mein Morgaine-Kranz z.B. ist bisher Fragment geblieben.
In diese Rubrik gehören aber nicht nur fertige formal strenge Sonettenkränze sondern auch solche Zyklen, die nur thematisch zusammenhängen, vielleicht sollte das in der Überschrift noch etwas deutlicher werden. mal schauen, wie ich das mache.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#14
5. DIE FORSCHER

genügt kein mut der angst davonzulaufen,
weil, eigerostet, eisern kellertüren
verschwiegenheit beschließen, so verkaufen
gewitzte forscher oben längst lektüren,

die phänomene des freiheitsentzuges
genauestens behandeln. obdachlose
versuchspersonen in verließen, kluges
gewäsch auf konferenzen als famose

erfolge zu sozialen studien ließen
die wissenschaftler rasch zu träumen reifen.
woraus sie ihre folgerungen schließen
ist nicht zu hinterfragen, noch zu streifen.

im dunkel, nackt und irr, auf faulen matten
diktiert die panik schwarz vergessen schatten.

6. DIE AMEISEN

diktiert die panik schwarz? vergessen schatten
mürb auf gebein? insektenformen passen
sich lebensformen an. von pflanzen satten
ameisen langt kein grün zu breiten trassen.

sie wühlen sich durch haut in weiche teile;
die körperwärme lockt sie an; sie bohren
wild durch gewebe; hungrig und in eile,
zu tausenden, so tauchen sie in poren.

als erstes nasenlöcher, arsch und augen;
der mund noch zu; sie drängen durch die lippen,
verbeissen sich in zunge, zahnfleisch, saugen,
verkosten kot und filetieren rippen.

sind da noch überreste an gebeinen,
verdauen feuerwanzen unter steinen.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#15
Hallo koni,

ich hoffe, du hast keine Nichte, der du hiervon was ins Poesiealbum schreiben willst. Das wäre unpassend. Insbesondere die Ameisen sind echt starker Tobak.

Im einzelnen:

genügt kein mut der angst davonzulaufen,
weil bleiern, schalldicht kellertüren
verschwiegenheit beschließen, so verkaufen
gewitzte forscher oben schon lektüren,

das Frankensteinszenario mit dem Labor im Keller ist gut. Ein wenig hadere ich mit dem bleiern schalldicht. Dass da nichts durchdringt, wenn die Türen dick verbleit sind, ist doch damit schon gesagt?

die wissenschaftler rasch zu träumen reifen
Können wissenschaftler reifen? Die Ideen sicher, aber die Forscher selber? Die Forscher wirr nach Höhenflügen greifen?

Zu den Ameisen

da gefällt mir die kontrollieren rippen nicht so. filetieren rippen vielleicht.

Das Schlusscouplet ist bei den Ameisen ein echter Hammer.

Gruß

Sneaky
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#16
sneaky, danke dir!
das filetieren ist gekauft und perfekt.
zu träumen reifen mag ich selbst eigentlich gern; würds gern lassen, ausser du findest es ganz unmachbar. aber da denk ich noch nach ob ich was besseres finde vielleicht.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#17
Hallo koni,

nur dass keine Missverständnisse entstehen, ich spreche nicht ex cathedra, was du verwenden kannst nimm, wenn dir was widerstrebt, dann solltest du nicht ändern, nur weils mir grad nicht so gefällt. Da wirds dann am besten so sein wie dus schon angemerkt hast:

"aber da denk ich noch nach ob ich was besseres finde vielleicht."

Gruß

Sneaky
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#18
hallo forum!
ich habe mir erlaubt das ganze leicht zu korrigieren und, komplett, neu reinzukopieren.

DAS TOTENKRÄNZCHEN
wenn stimmen hallend grell in augen flehen,
die kobolde um backenzähne raufen;
wo sich der toten häupter lächelnd drehen,
genügt kein mut der angst davonzulaufen.
diktiert die panik schwarz vergessen schatten,
verdauen feuerwanzen unter steinen.
in toten leibern nisten fette ratten,
die blutbesudelt nach aterien greinen.
verfällt der mensch in zittrig fahles schauern,
bedauert ihn der schrecken schier mitnichten,
der ihn verdammt in seinem eck zu kauern,
die magensaftfontänen zu entrichten.

entsetzen trieft herab auf allen vieren;
der stich des horrors lässt sich variieren.


DER BAUER
der stich des horrors lässt sich variieren.
ein bauernwirt entglüht in neumondnächten.
blieb einst betört und lauschte seinen tieren,
dem röchelnden gewimmere beim schächten.
so musisch strich es ihm durchs ohr, als klängen,
der engelschöre schönste trauerlieder
gemein mit seinem stich zu höchsten rängen -
musik-akzente in gefiederglieder.
„das tier im menschen” ist nur eine phrase.
betrunken fand er sie und bald, kopfüber,
hing sie mit feuchtem haar und leerer blase.
die uraufführung: laut, dann traurig, trüber.

er kann seither dem klang nicht widerstehen,
wenn stimmen hallend grell in augen flehen.

DIE KOBOLDE
wenn stimmen hallend grell in augen flehen,
warn sie schon da, entkrochen aus verstecken,
entkamen dem kanal, um ungesehen
die pein in krankenhäusern aufzulecken.
beseitigt werden schwesternschaft und ärzte.
patienten wollen sie, schon angeschlagen,
sie sind die medikusse, nun. beherzte
debatten erst, dann ihnen an den kragen.
ein kleiner bohrt durch eines kindes hüfte;
ein größerer labt sich an knochenbrüchen;
den dünnen faszinieren hirnes düfte;
der dicke masturbiert in totgerüchen.

indes gequälte nur noch leise schnaufen,
die kobolde um backenzähne raufen.

DER TRÖDLER
die kobolde um backenzähne raufen,
sah gerne der student zu späten stunden.
den splatter zog er lässig aus dem haufen,
den billig er am trödelmarkt gefunden.
gelangweilt drehte er nur nach minuten
den bildschirm ab. vom trödler dreist beschissen?
da, prompt, begann ein starkes netzhautbluten
bis alsbald ihm sein augenlicht verschlissen.
erblindet lebt er heute abgeschieden;
sozialfällt abgrundtief seit sieben jahren
und betet täglich nur nach schwarzem frieden.
es sind die bilder, ständig und in scharen,

die dort so wehrhaft sind nicht fortzugehen,
wo sich der toten häupter lächelnd drehen.

DIE BARKEEPER
wo sich der toten häupter lächelnd drehen?
im angsttraum und in totenkranzsonetten,
wie auch im „schank zur grünen fee“: da wehen
die scheine nur so hinterm tresen: wetten,
ob neueste gesöffe so sehr trügen,
dass gäste ihren albtraum nicht bemerken.
gesondert, in freigiebig grünen zügen,
verbringt man sie zu fahlen folterwerken,
zu ghulen die den nachschub faul ersehnen;
die gerne warzen aus den brüsten schneiden.
akribisch zupfen sie aus armen venen;
es gilt sie noch lebendig auszuweiden.

tja, wenn sich menschen absinthtief besaufen,
genügt kein mut der angst davonzulaufen.

DIE FORSCHER
genügt kein mut der angst davonzulaufen,
weil, eingerostet, eisern kellertüren
verschwiegenheit beschließen, so verkaufen
gewitzte forscher oben längst lektüren,
die phänomene des freiheitsentzuges
genauestens behandeln. obdachlose
versuchspersonen in verliesen, kluges
gewäsch auf konferenzen als famose
erfolge zu sozialen studien ließen
die wissenschaftler rasch zu träumen reifen.
woraus sie ihre folgerungen schließen
ist nicht zu hinterfragen, noch zu streifen.

im dunkel, nackt und irr, auf faulen matten
diktiert die panik schwarz vergessen schatten.

DIE AMEISEN
diktiert die panik schwarz? vergessen schatten
mürb auf gebein? insektenformen passen
sich lebensformen an. von pflanzen satten
ameisen langt kein grün zu breiten trassen.
sie wühlen sich durch haut in weiche teile;
die körperwärme lockt sie an; sie bohren
wild durch gewebe; hungrig und in eile,
zu tausenden, so tauchen sie in poren.
als erstes nasenlöcher, arsch und augen;
der mund noch zu; sie drängen durch die lippen,
verbeissen sich in zunge, zahnfleisch, saugen,
verkosten kot und filetieren rippen.

sind da noch überreste an gebeinen,
verdauen feuerwanzen unter steinen.

DIE LEHRERIN
verdauen feuerwanzen unter steinen
bereits das schwarze blut des sechsgeteilten
und gut verpackten buben, sind die kleinen
schon fertigen, die ein jahr bei ihr weilten,
längst präpariert und sitzen starr in einem
geheimen klassenzimmer. schon seit jänner
auch dieses, zwölften, jahres hat sie keinem
vom neuzugang erzählt. „ja leider, wenn er“,
so murmelt sie, „nicht fähig ruhig zu sitzen,
gebrauche ich gewalt. nun kommt er eben
zu all den blöden anderen arschritzen…
auch du wirst mir die rechte achtung geben,

sonst will ich einen ausblick dir gestatten:
in toten leibern nisten fette ratten!“

DER TIERFREUND
in toten leibern nisten fette ratten.
nur menschenfleisch bekommen sie zu fressen.
er holt sie seinen liebsten, nimmersatten,
nie würde er die hundertacht vergessen.
fast monatlich gibt’s einen frischen toten
zum fraß im kellerloch. sein haus bewohnen
nur er und seine süßen auf vier pfoten.
sobald der leichnam aufgeschlitzt ist trohnen
die lieben schon auf ihm. sie quieken, knabbern,
verschwinden in das opfer, beissen gänge
durch eingeweide, lecken blut und sabbern
vor gier. im oberkörper herrscht gedränge.

er liebt nun mal die fütterung der feinen,
die blutbesudelt nach aterien greinen.

DIE VAMPIRE
die blutbesudelt nach aterien greinen,
sind die, die heute leer ausgingen. achtzehn
vampire sind’s, die grade einmal einen
betagten mann in ihrer särge schacht sehn.
sie hausen in den mauern der ruine
schon seit jahrzehnten. noch ist es dunkel;
aufs neue machen sie sich auf; es schiene
der mond noch lang, entnimmt man dem gemunkel.
zuerst erfährt es die prostituierte
die heimwärts auf dem feldweg überfallen.
danach folgt noch ein dritter, eine vierte –
zwei stimmen mehr, die grell und hell verhallen.

was bleibt? anstatt die toten zu betrauern,
verfällt der mensch in zittrig fahles schauern.

DIE STIMME
verfällt der mensch in zittrig fahles schauern,
sofern er ausgeliefert, festgebunden?
natürlich und besonders hinter mauern,
die ein sadist bewohnt, der offne wunden
begeistert salzt, die er zuvor dem jungen
studenten zugefügt hat. schon seit wochen
liegt er in seinem bett. ja, notgedrungen,
hat er ihm auch zig knochen durchgebrochen.
die stimme ist präsent, befiehlt ihm diese
gerechten strafen. er greift sich ein messer
und schneidet in den penis. „na, du miese,
verfickte sau?“, fragt er und lächelt: „besser?“.

„so sei’s, die tat gehört zu seinen pflichten“,
bedauert ihn der schrecken schier mitnichten.

DIE POLTERGEISTER
bedauert ihn der schrecken? schier mitnichten.
die poltergeister, die jetzt schon seit sieben
verhassten, langen tagen angst verdichten,
sind schuld, dass frau und kind bereits vertrieben.
die vorstadtvilla wird von ihm verteidigt,
selbst wenn er das nicht überleben werde,
das sei versprochen, ja sogar beeidigt.
fortwährend spielen sie ihm streiche. erde
verstopft abflüsse; wasser steht in laden;
die bücher flattern; ruhepausen spärlich;
weingläser fliegen… solche eskapaden.
auch in der küche fristet sich’s gefährlich,

durch messer, wie sie da im block schon lauern,
der ihn verdammt in seinem eck zu kauern.

DIE ZOMBIES
der ihn verdammt in seinem eck zu kauern,
ist einer der halbtoten, die das kleine
entleg’ne örtchen martern („bedauern“
verstümmeln diese kreaturen). seine
gemahlin und die tochter sind verschnürt.
ein weit’rer zombie eilt herbei, betastet
der gattin genitalien lüsternd, führt
sein glied an ihre lippen. all das lastet
erstarrt auf seinen blicken. das schänden
erklimmt nun neue tiefen. drei machen
sich über frau und kind her (aus den lenden);
das blut der beiden rinnt – die zombies lachen.

ihm bleibt nur, bei solch stinkenden aussichten,
die magensaftfontänen zu entrichten.

DER EXMANN
die magensaftfontänen zu entrichten
bewahrt sie nicht vor ihrem ekel, musste
sie doch ihr neugeborenes ablichten,
bevor, gezwungen es mit mürber kruste,
von ihm gereicht und gut gewürzt, zu kosten.
schon wieder schlägt er sie, befiehlt die waden
auch zu probieren. er, auf seinem posten,
bedroht sie weiter, der teller sei beladen.
auf seinem notebook zeigt er ihr die bilder,
die clemens, noch kein jahr, gehäutet zeigen.
sie wehrt sich jetzt, er drischt, der kampf wird wilder.
das präsentier'n des haupts beschließt den reigen.

sie hockt am boden; säuglingsaugen stieren;
entsetzen trieft herab auf allen vieren.

DER WERWOLF
entsetzen trieft herab auf allen vieren.
der werwolf haucht und fletscht die zähne.
aus seinem maul rinnt trüber saft der nieren,
die er, gleich inklusive fleisch und vene,
bei der maturafeier riss. die düfte
des frischen darms und hastig zähes kauen
der warmen bissen sind der teenies grüfte;
verhetzte tränen kleben an den klauen;
gedärme schauen schwarz aus bäuchen; qualen
verklären das gejammer; atemzüge
erstarren; kiefer, die am jochbein mahlen.
sei’s doch der tod, der sich dem fressen füge.

auch wenn sie alle elendig krepieren
der stich des horrors lässt sich variieren.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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