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Antwort an einen kitschigen Räuber
#1
Ein Kollege hat mir letztens erzählt, er habe Gedichte für seine Freundin geschrieben, zweifle aber an deren Authentizität. Sie seien womöglich zu kitschig und zu sehr von gelesenen Dichtern inspiriert. Ich sandte ihm ein paar Tage nach dem Gespräch folgende zwei Sonette als Antwort - Puristen seien gewarnt: sucht nicht vergebens nach Metrum, Ebenmass der Silben und herkömmlichen Reimschemen.

Schreib Gedichte, die dir nehmen,
was in deinem Herzen glüht,
was in deinem Bauche brüht,
was dir deinen Geist bemüht.

Schreib Gedichte, wenn sie geben
andern, was wie Wahrheit klingt,
andrer Schönheit klar besingt,
andern Freude gar so bringt.

Denn, lieber Freund, Gedichte sind,
was wohl jedes Menschenkind,
so glaube ich, nicht missen will.

Dies ist Beachtung - zu sein erhören.
Ist auch Zuneigung - zu sein Begehren.
So schenk sie schreibend, schweigend, still.

*

Bedenken hast du mir genannt,
die in deinem Kopf entbrannt.
Du hättest Verse abgeschrieben
und kitschig' Worte nicht vermieden.

Die Texte seien eine Widmung,
eine treue Liebesdichtung.
So frag ich dich: wen soll wer lieben?
Die Frau, du selbst, Wort, das geschrieben?

Und meine ich in gutem Glauben,
ist Sprache knapp an Elementen
und dennoch weicht sie dem Begrenzten.

Und Poesie darf Worte rauben,
solange sie sie selber setze,
Gefühl, Gesetze nicht verletze.
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Antwort an einen kitschigen Räuber - von pumukel - 27.01.2010, 01:31

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